Freitag, 30. August 2019

Philip Manow: Die Politische Ökonomie des Populismus



"Populismus ist ein vielgestaltiges Phänomen. Mal ist er rechts, mal links; mal artikuliert er Protest gegen offene Märkte, mal wendet er sich gegen Migration. Auch in der geografischen Verteilung zeigt er sich variantenreich: In Südeuropa dominiert der Links-, in Nordeuropa der Rechtspopulismus. Philip Manow entwickelt eine vergleichende Erklärung für dieses zunächst widersprüchlich erscheinende Bild. Den Ausgangspunkt bilden die jeweiligen wirtschaftlichen Wachstumsmodelle, die Verfasstheit von Arbeitsmarkt und Sozialstaat, kurz die jeweiligen Politischen Ökonomien. Es zeigt sich: Wer vom Populismus reden will, aber vom Kapitalismus nicht, landet immer nur bei Identitätspolitik - und wird dann unweigerlich selbst Partei im Streit." (Verlagstext)

Es ist aber auch so schwer, diesen Debatten aus dem Weg zu gehen. Also dann halt nix wie mittenrein. 😅🤓😉🤜🤛

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Montag, 26. August 2019

Jana Hensel: Wie alles anders bleibt.Geschichten aus Ostdeutschland



"Wo stehen wir 30 Jahre nach dem Fall der Mauer? Wie wurden die Ostdeutschen zu denen, die sie heute sind? Jana Hensel zeichnet ein vielfältiges und lebendiges Psychogramm erinnert Gesellschaft, deren einzige Konstante der Wandel ist und für die der Bruch zur grundlegenden Erfahrung wurde." (Umschlagtext)

Ganz passend vor den ersten beiden Landtagswahlen im Osten in diesem Jahr kommt dieser Band mit "Geschichten aus Ostdeutschland" auf den Markt und auf meinen Lesestapel. 🤓

Komischerweise interessiert mich das heute mehr als früher, als ich noch jünger war. Außerdem erwische ich mich bei solchen Debatten häufiger dabei, dass ich zustimmend nicke und gleichzeitig widersprechen möchte. Da fehlen die Aussagen, auf die ich das beziehe? Nö, ich meine das ganz grundsätzlich. Ist das womöglich auch so ein ostdeutsches Erbe? 🤔

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Dienstag, 20. August 2019

Jens Wernicke: Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung. Das Medienkritik-Kompendium



„Warum tue ich mir das eigentlich immer noch an? Warum schaue ich nach wie vor fern und lese täglich die Nachrichten?“ (Seite 7)

Ich sag es mal lieber gleich vorweg: Dieses Buch hat mich so richtig genervt. Aber nicht im guten Sinne. Anspruch und Umsetzung klaffen für meine Begriffe weit auseinander. Leider ist es das zweite medienkritische Buch aus dem Westend Verlag, bei dem ich nicht verstehe, wozu das gedruckt werden musste.

Die Fragen vom Anfang des Vorwortes (siehe oben) liefern Jens Wernicke den Anlass zu beschreiben, wie schlimm die Welt um ihn herum ist. Aus Beobachtungen aus seinem Umfeld, dass alle immer ärmer werden und dazu noch von Politik, Medien und Industrie indokritiniert, manipuliert, für dumm verkauft, baut er seine Gesellschaftskritik. Auf der einen Seite die von ihm beschriebene Wirklichkeit, auf der anderen die medial vermittelte Scheinwelt. Die daraus resultierende Frage für seine Interviews, die in diesem Band versammelt sind, ist die, ob die Medien nun lügen.

Ich hab nun wahrlich nichts gegen Gesellschaftskritik. Aber daraus, dass die (Welche? Ach alle!) Medien nicht meine Wirklichkeit zeigen, zu schließen, dass unser Land kurz vorm gesellschaftlichen Zusammenbruch zu stehen scheint, finde ich doch etwas waghalsig geschlussfolgert. Zudem bemühe ich mich redlich, die gesellschaftliche Rebellion gegen die Medien zu entdecken, von der der Autor beständig spricht. Aber auch hier bleibt mir seine Wirklichkeit verschlossen.

Das mag ein erstes Grundproblem mit dem Buch beschreiben, dass ich zumindest sehe. Jans Wernicke setzt seine Wirklichkeit und Wahrheit als die allein gültige voraus. Von dieser Warte aus formuliert er seine Fragen. Selbst wenn die Antworten mal nicht in seinem Sinne sind, lässt er sich, zumindest in diesem Buch, davon aber nicht verwirren. Es klingt immer ein wenig so, als wenn alle, die ihm nicht zustimmen, einfach nur noch nicht das Licht geschaut hätten oder aber so manipuliert sind, dass die die/seine Wahrheit nicht erkennen können.

Das zweite Grundproblem mit dem Buch resultiert aus dem ersten. Jens Wernicke fragt zwar, scheint aber an den Antworten nicht so sehr interessiert zu sein, wenn sie ihn nicht vorbehaltlos bestätigen. So scheinen die meisten der Interviews Gespräche mit Leuten zu sein, die ohnehin in seiner Wirklichkeitsblase unterwegs sind. Kontroverse Ansichten zusammen zu tragen, zu diskutieren und daraus nachvollziehbare Schlüsse zu ziehen – das ist eindeutig nicht das Anliegen dieses Bandes.

Das Noam Chomsky in dem Band mit einem Beitrag vertreten ist, mag auf den ersten Blick die Sammlung etwas adeln. Erst am Ende des Beitrags, der kein Interview ist, erfährt man aber, dass es sich um den Text eines Vortrages handelt, der zwanzig Jahre vor diesem Buch gehalten wurde. Nunja, wahrscheinlich ist das bei dem Band fast eine Petitesse.

Die Interviews mäandern durch verschiedene Bereiche, über die mit Sicherheit kritisch zu sprechen ist, aber irgendwie so ohne rechtes Ziel. Orientierung bietet das kaum. Konzernmedien, öffentlich-rechtliche Medien – das ist alles irgendwie eins. Immerhin wird auch am Rande mal erwähnt, dass eines der Probleme ist, dass auch mediale Öffentlichkeit inmitten einer kapitalistisch ausgerichteten Welt stattfindet und immer mehr genau diesen Zwängen unterworfen ist. Warum aber wie schon bei Ulrich Teusch der Hauptaufreger auch hier ist, dass das medial vermittelt Russlandbild ganz schlimm ist (vor allem, weil der Autor es selbst anders sieht), erschließt sich mir nicht.

Ich hätte mir eine sachliche Analyse gewünscht, die Ross und Reiter benennt und nicht versucht, die eigenen politischen Einschätzungen immer wieder in den Vordergrund zu stellen – ohne das so zu benennen. Damit arbeitet Wernicke für meinen Geschmack leider genauso, wie er es den Medien vorwirft. Der Punkt ist ja gar nicht, dass nicht vieles, was in dem Buch gesagt wird, auch richtig ist. Aber in dieser Art und Weise aufbereitet und vorgebracht ist das leider nutzlos. Das Buch richtet sich ausschließlich an die, die es schon immer gewusst haben. Eine breite, sachliche und angemessene Aufklärung und Debatte ist nicht das Anliegen.

Kurz und gut: Mehr davon brauche ich wirklich nicht. Schade drum. Das Thema hätte besseres verdient. L

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Freitag, 16. August 2019

Arne Jysch: Der nasse Fisch (Erweiterte Neuausgabe)



"BERLIN 1929 - ein Tanz auf dem Vulkan! Ökonomie, Kultur, Politik - alles befindet sich in radikalem Wandel. Nicht nur die Kultur, sondern auch das organisierte Verbrechen blüht und die politischen Spannungen wachsen. Als der ehrgeizige junge Kommissar Gereon Rath auf eigene Faust ermittelt, gerät er in einen Sumpf aus Drogenhandel, Korruption und Politik." (Umschlagtext)

Signierte Originalausgabe und erweiterte Neuausgabe einträchtig nebeneinander. 🥳

Der Umschlagtext wurde offenbar schon mal überarbeitet, und ein Interview mir Arne Jysch nebst etwas Bonusmateriial habe ich in der Neuausgabe schon ausgemacht. Ob sonst wirklich etwas Neues enthalten ist - na, da werde ich den Band wohl noch mal lesen müssen. 

Huch, die Romanvorlage von Volker Kutscher wartet ja auch noch auf dem Lesestapel. Und was ist überhaupt mit der TV-Serie? Ok ok, ich bin dann mal weg. 🤷‍♂️🤣😂

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Mittwoch, 14. August 2019

Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im gobalen Zeitalter



"Was noch in den 1990er Jahren undenkbar war, ist mittlerweile Alltag: Ganze Bevölkerungsgruppen verlassen den Boden der gemeinsamen Wirklichkeit, kehren etablierten politischen Narrativen zornig den Rücken zu oder bestreiten gar die Gültigkeit wissenschaftlichen Wissens. Der Aufstieg des Rechtspopulismus markiert nach Dekaden der Konsenskultur eine erneute Politisierung der Gesellschaft." (Umschlagtext)

Die Anzahl der Schriften, Studien, Untersuchungen und Essays, die sich dem Aufstieg des Rechtspopulismus widmen, steht vermutlich in direktem Zusammenhang mit dem Ausmaß der Fassungslosigkeit darüber. So hatte sich niemand die Überwindung von Politikverdrossenheit vorgestellt; so schwer scheint das alles zu fassen.

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Dienstag, 13. August 2019

Philip Roth: Nemesis



"Eine schwere Polio-Epidemie erschüttert 1944 Newark, Kindern droht Lähmung oder der Tod. Nur der junge Sportlehrer Bucky bewahrt die Ruhe und kümmert sich als Ausgemusterter hingebungsvoll um seine Schüler. Doch das Gefühl der Vergeblichkeit wächst so stetig wie das Verlangen nach privatem Glück. Als Bucky dem Wunsch seiner Freundin Marcia nachgibt und sie in ein Kinderferienlager begleitet, scheinen Krieg und Seuche in weite Ferne gerückt ..." (Umschlagtext)

Das klingt jetzt nicht nach Strandlektüre. Andererseits bin ich ja auch erkennbar nicht am Strand. ^^

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Donnerstag, 8. August 2019

Roxanne Moreil/ Cyril Pedrosa: Das Goldene Zeitalter. Erster Teil



"Das Reich, das einst satt und wohlhabend war, wird seit dem Tod des Königs von Hungersnöten geplagt. Tilda, die Tochter des verstorbenen Königs, will nach ihrer Krönung endlich die Not des Volkes lindern. Doch durch ein Komplott ihres Bruders wird sie ins Exil verbannt. [...]
Nach einem Szenario von Roxanne Moreil entwirft Cyril Pedrosa ein mittelalterliches Epos, dessen Heldin leidenschaftlich für eine Utopie eintritt: eine Welt ohne Krieg und Unterdrückung; eine Welt ohne soziale Ungerechtigkeit; eine Zukunft, die allen gehört." (Umschlagtext)
Huh, nachdem die Buchvorstellung mit Cyril Pedrosa schon wieder einige Tage her ist, wird es Zeit, diesen Post hier nachzuholen. 🤩
Und während ich den Umschlagtext lese, erinnere ich mich daran, dass Pedrosa im Gespräch deutlich darauf hinwies, dass auch dieser märchenhafte Stoff natürlich seine Bezüge auf das Hier und Heute hat. #utopiewagen 😉


Freitag, 2. August 2019

Ocean Vuong: Auf Erden sind wir kurz grandios



"Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird. Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio in Connecticut. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger, queerer Außenseiter, erzählt von der Schizophrenie der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und von seiner ebenso tragischen wie schillernden ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen." (Verlagstext)

Ich liebe es, wenn Geschenke so richtige Volltreffer sind. Danke R. für diese feine Überraschung! 😘🥳😘

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