Montag, 30. September 2019

Jakob Hein: Kaltes Wasser



"Friedrich Benders Jugend in der DDR ist nicht gerade ein wildes Abenteuer. Doch dann bandelt er im Ferienlager mit der Tochter von englischen Kommunisten an, die auch noch Punk ist. Für seine Mitschüler macht ihn das zum Star. Der Haken: Er hat sich die Punklady nur ausgedacht. [...] Nach der Wende begreift Friedrich die neuen Regeln schnell [...] Er merkt: Für Schwindler ist der Westen das Paradies. Und nun beginnt der Spaß erst richtig ..." (Verlagstext)

Dieser Jakob Hein stand schon länger auf meiner Liste der noch zu entdeckenden Autor*innen. Nun denn! Schelmenroman klingt doch schon mal gut. 

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Mittwoch, 25. September 2019

Jennifer Clement: Gebete für die Vermissten



"Im Herzen Mexikos verstecken Mütter ihre Töchter. Sie machen sie hässlich, fern die Drogen- und Menschenhändler sind immer auf der Suche nach hübschen Mädchen. So wächst die junge Ladydi auf, vaterlos und ohne wirkliche Perspektive. Durch Zufall findet sie Arbeit, verliebt sich, und ihr unbedingter Lebensstile erwacht. Doch als sie in ein übles Verbrechen verstrickt wird, spitzt sich plötzlich alles zu ..." (Umschlagtext)

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch wegen des für Suhrkamp wirklich untypischen Covers. Interessant machen es die ersten beiden Sätze des Umschlagtextes. Und nun bin ich wirklich gespannt auf diesen Roman. ^^

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Dienstag, 24. September 2019

Mosaik #526 + Sonderheft "Die Schokoladen-Expedition"



Huh, in diesem Monat gibt es gleich mal das Mosaik im Doppelpack. Neben dem regulären Heft darf sich die/der geneigte Abonennt*in auch noch über ein Sonderheft freuen. 🥳🕺🙈

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft möchte darüber aufklären, woher der Kakao für die Schokolade kommt. Ich bin gespannt auf die Umsetzung. 🤓

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Sonntag, 22. September 2019

T.C. Boyle: Wassermusik



"Mungo Park, ein schottischer Forscher, reist Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach Afrika, um den Verlauf des Niger zu erkunden. Als Dolmetscher steht ihm der Afrikaner Johnson zur Seite, den das Schicksal zeitweise in Londons beste Gesellschaft verschlagen hatte, bis er im Gefolge eines Duells in seinem Heimatkontinent verbannt wurde. Auf der Reise schließt sich den beiden Ned Rise an, lebenslanger Pechvogel und Trunkenbold, der auch immer wieder aufrappelt. Werden die drei Reisegefährten ihr Ziel erreichen? Auf der Tour de force sind außerdem dabei: Huren, Schläger, Kannibalen, Stammesfürsten und Glücksritter." (Verlagstext)

Ich bin gar nicht sicher, dass diese Beschreibung des Romanes mich überzeugt hätte, wenn mir nicht klar gewesen wäre, dass es sich um den ersten Roman von T.C. Boyle handelt. Nun ja, Jammern auf hohem Niveau. 😂🤓

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Mittwoch, 18. September 2019

Steffen Mau: Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgsellschaft



"Steffen Mau wächst in den siebziger Jahren im Rostocker Neubauviertel Lütten Klein auf. Als die Mauer fällt, ist er bei der NVA, nach der Wende studiert er, wird schließlich Professor. Währenddessen kämpft seine Heimat mit den Schattenseiten der Wiedervereinigung: Statt blühender Landschaften prägen verrostende Industrieruinen die Szenerie. Mit der neuen Freiheit und dem Massenkonsum kommen Erfahrungen sozialer Deklassierung." (Verlagstext)

Die Mischung aus soziologischem Blick und Biografischem ist ja seit dem Hype um Didier Eribon echt in Mode gekommen. Ich will mich auch wahrlich nicht darüber beklagen und freue mich ehrlich auf diesen Text von Steffen Mau.

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Montag, 16. September 2019

Roger Willemsen: Wer wir waren. Zukunftsrede



„Es ist jetzt fünf bis sieben Millionen Jahre her, da trennten sich die Hominiden von den afrikanischen Affen. Einstimmig.“ (Seite 7)

„Wenn man es genau bedenkt, ist vom Anfang aller Tage an alles immer schlechter geworden. Luft und Wasser sowieso, dann die Manieren, die politischen Persönlichkeiten, der Zusammenhalt unter den Menschen, das Herrentennis und das Aroma der Tomaten.“ (Seite 8)

Ich vermute ja langsam, dass auch früher schon früher alles besser war. Viel weniger hektisch, irgendwie menschlicher, selbst das Grün dürfte grüner gewesen sein. Obwohl ich mir selbst meine Eltern, bevor sie meine Eltern wurden, genaugenommen auch nur in schwarz-weiß vorstellen kann. In jedem Fall gab es früher ganz sicher mehr Zukunft als heute. Das ist auch ganz logisch, wenn man schaut, wie viel Zukunft heute schon Vergangenheit ist. Wo soll das denn nur hinführen? Und der Klimawandel ist da noch gar nicht eingerechnet.

Zukunft. Mmh …

Ich habe versucht eine Zusammenfassung dieses wirklich nicht langen Textes von Roger Willemsen hinzubekommen und bin gescheitert. Gescheitert, weil selbst beim mehrfachen Lesen mein Hirn damit beschäftigt war, andauernd andächtig und zustimmend zu nicken und dabei zugleich hin- und hergeworfen war von all den kurzen Assoziationen, Erinnerungen und Wiedererkennensmomenten, die beim Lesen so aufplöppten.

Ein mehrfach wiederkehrender Gedanke war, dass es doch eigentlich nicht so schwierig sein dürfte, uns klar zu machen, dass Morgen schon Heute beginnt und mehr ist als die Summe an neuesten Trends und Gadgets, die wir heute erst noch erahnen. Heute dagegen ist banalerweise natürlich eine Summe aus all den Gesterns und dem, was wir heute hinzufügen. Aber ist das dann auch schon gleich Morgen?

Toll an dieser „Zukunftsrede“ von Willemsen finde ich seine Sprache, seinen Tonfall. Jeder wehmütig klingenden Wendung wohnt zugleich ein Funke Hoffnung inne, dass es gar nicht nur so sein müsse. Damit bringt der Text wenigstens bei mir ganz persönlich eine Saite zum Klingen, die für mich immer eine tragende Rolle spielt beim Losspinnen, beim das Gute Sehen. Und plötzlich wächst die Zuversicht, dass auch für mich und die nach mir Kommenden noch genügend Zukunft übrig sein wird, um sie nicht nur anzunehmen sondern anzupacken, durchzuwalken und daraus etwas werden zu lassen, dass uns antreibt und uns voller Hoffnung auf Morgen blicken lässt.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich vor diesem letzten Text von Willemsen noch nichts von ihm gelesen habe. Das schreibe ich nicht, weil irgendeine höhere Literaturinstanz sagt, dass man Willemsen unbedingt gelesen haben müsse, sondern weil ich dieser Rede, dieser Stimme wirklich gern noch weiter zugehört hätte.

Im Klappentext und der editorischen Notiz zum Text wird beschrieben, dass Roger Willemsen ein Buchprojekt vorhatte, das er mit dem Bekanntwerden seiner Erkrankung zur Seite legte. Die Zukunftsrede ist Teil des Buches, das nicht weitergeschrieben wurde. Das Thema war ein Blick auf uns heute – mit den Augen zukünftiger Generationen. Auch dieses Drumherum zu diesem Text hebt ihn noch weiter hervor und fügt eine weitere Nuance hinzu, die ihn zum Klingen bringt.

Kurz und gut: Diesen Text werde ich immer mal wieder gelesen haben. Und es wird immer wieder inspirierend gewesen sein. Lesen!

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Sonntag, 15. September 2019

Mary Miller: Süßer König Jesus



„Es war Mittwoch, und wir waren noch nicht mal in Texas.“ (Seite 7)

Jess ist vierzehn und reist mit ihrer Familie im Auto von Alabama nach Kalifornien, dem Weltuntergang entgegen. Es gibt zwei wirklich wichtige Dinge für sie: einen Jungen zu finden, der sie von Herzen liebt und Süßigkeiten. Im Wagen teilt sie sich die Rückbank mit Elise, ihrer drei Jahre älteren Schwester, die ihre Schwangerschaft vor den Eltern verheimlicht. Die wiederum sitzen vorn im Auto, also Welten von ihren Töchtern entfernt, in ihrer religiös-fundamentalistischen Welt. Das mit dem Weltuntergang ist also ein ernst zu nehmendes Unterfangen.

Die jüngste Tochter Jess nimmt uns mit auf diese abstruse Reise, mit diesem herrlich absurden Ausgangssetting. Halt für Halt, Motel für Motel seziert die Autorin Mary Miller diese merkwürdige Familie.

Einerseits verteilen die Töchter Erweckungsflyer im Auftrag ihrer Eltern, während sie andererseits keine Gelegenheit entgehen lassen, mit jungen Typen anzubändeln, zu flirten, zu trinken und sich mit Süßigkeiten vollzustopfen. Ihren eigenen Fundamentalismus lassen sich die Eltern auch nicht dadurch kleinreden, dass der Vater mehr oder weniger spielsüchtig ist und überhaupt wenig Religiöses eine entscheidende Rolle zu spielen scheint – außer eben, dass sie auf dem Weg nach Kalifornien Flyer verteilen.

Miller erklärt dies gleich zu Anfang ganz elegant damit, dass so ein Weltuntergang etwas Exklusives ist. Wer, wenn er oder sie schon selbst erweckt ist, würde denn wirklich wollen, dass alle anderen Menschen ebenso der eigenen Herausgehobenheit teilhaftig würden? Und wenn man schon selbst sicher zu den wenigen gehört, die errettet werden, dann können so ein paar kleine Sünden auch nicht mehr schaden, bevor ohnehin alles dem Ende zugeht.

Dass der Blick ihrer Töchter so gar nicht auf den Weltuntergang gerichtet ist, entgeht den Eltern geflissentlich. Elise gibt sich abgeklärt und spielt mit der Aufmerksamkeit, die sie seitens der stets im Rudel auftretenden jungen Typen auf sich zieht. Jess hofft auf den einen Jungen, der sie wahrhaftig liebt, und weiß zugleich noch lange nicht mit ihrer erwachenden Sexualität umzugehen. Zumindest ahnt sie, dass die womöglich der Schlüssel zur Aufmerksamkeit eines passenden Jungen für sie ist. Unausgesprochen bleibt der Zustand ihrer Schwester aber auch eine mahnende Drohung.

In dieser Familie stimmt also mal so gar nichts. Der Verlagstext beschreibt sie als White Trash. Allerdings ist mir die beschriebene Welt irgendwie so fern, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wie realistisch das nun wirklich ist.

Als Metapher gelesen kann ich schon mehr damit anfangen. Eltern, die nur um sich selbst kreisen und dabei nicht bemerken, wie sehr sie ihre Kinder vernachlässigen. Teenies, die einerseits so abgeklärt sind wie nur irgendwas und andererseits eigentlich nur Liebe und Zuneigung suchen … Ja, das klingt dann doch vertraut als eine Beschreibung von sowas-wie-Familien.

Ich hätte den Text gern mehr gemocht, weil ich die Ausgangssituation ziemlich spannend finde. Allerdings fand ich nicht so recht einen Zugang zum Stil des Romans und zur erzählenden Stimme von Jess. Auch rückblickend kann ich aber auch nicht so recht sagen, woran das genau lag. Mir erschienen Erzählton und Handlung immer wieder ein wenig auseinander zu triften. Mal war der Tonfall für meinen Geschmack zu sehr drüber, mal wirkten die Situationen auf mich zu konstruiert. Trotzdem ist es, glaube ich, ein ganz guter Roman. Manchmal passt es halt einfach nicht. ^^

Kurz und gut: Der Roman erreichte mich zwar nicht so sehr, ist aber für Interessierte sicher eine Empfehlung wert.

Die Übersetzung besorgte Alissa Walser, sei noch angefügt, um mal dem Versprechen nachzukommen, auch die Übersetzer*innen zu erwähnen. J

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Freitag, 13. September 2019

Drago Jančar: Rauschen im Kopf



"Rauschen im Kopf: Das ist Symbol für dir Sehnsucht nach Freiheit und Menschlichkeit und gleichzeitig für den Willen zum - notfalls gewaltsamen - Widerstand gegen Zwang und Willkür. In der Livada, dem berüchtigtesten Gefängnis Jugoslawiens, ist Keber inhaftiert, der charismatische Held dieses Romans. Er hat in Vietnam zwischen den Toten geschlafen, die Ozeane überquert und die Generäle der Dominikanischen Republik das Fürchten gelehrt. Doch all das verblaßt vor den Ereignissen, die er in der Livada auslöst. Als ein Gefängnisaufseher aus Machthunger die Häftlinge daran hindern will, die Übertragung eines Basketballspiels im Fernsehen zu verfolgen, überfällt Keber das 'Rauschen im Kopf'. Er wird zum Initiator einer großen Gefängnisrevolte - und zu ihrem Anführer bis zum bitteren Ende." (Verlagstext)

Frühstücksgedeck mit Literatur aus dem Slowenischen. Und es klingt so passend fundamental zum bleigrauen Himmel über Berlin. 🤷‍♂️

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Dienstag, 10. September 2019

Raymond Briggs: Ethel & Ernest. Eine wahre Geschichte



"Ethel und Ernest gehören jener Generation an, die die bewegtesten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts erlebte: von der Großen Depression über den Zweiten Weltkrieg bis zu fern gesellschaftlichen Umbrüchen der 60er-Jahre. Raymond Briggs erzählt ihre Geschichte und bringt die Ängste, das Befremden, aber auch die Aufregung und das Amüsement seiner Eltern angesichts ihrer schnelllebigen Zeit anrührend und unwiderstehlich komisch zu Papier." (Umschlagtext)

Die Biografien unserer Eltern können zweifellos ein spannendes Thema sein. Einerseits, weil es so schwer ist, sie uns vorzustellen, als sie noch keine Eltern waren. Andererseits, weil es erhellend sein kann zu entdecken, wie viele Attribute, mit denen wir unsere eigene Zeit als herausgehoben beschreiben, auch schon für frühere Zeiten Verwendung fanden.

Und - derlei biografische Unterfangen können auch ziemlich in die Hose gehen. Ich bin gespannt, was hier gilt. 🤓🧐

Abgesehen davon bin ich heilfroh, dass unsere Hundine zwar auf Stöckchen aber nicht auf Bücher steht. 🤣😍

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Sonntag, 8. September 2019

Rachel Kushner: Telex aus Kuba



"Cuba libre! Dieser Roman erzählt die Geschichte der von den Castro-Brüdern und Che Guevara angeführten kubanischen Revolution und ihres ungleichen Kampfes gegen die Macht der amerikanischen Konzerne. Seine hohe Kunst besteht darin, dass er alle zu Wort kommen lässt: Täter, Opfer, kleine und große Leute - ein historisches Epos über einen entscheidenden Moment in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, das den Geist der Revolte atmet und den Duft der Bougainvilleen verströmt, aber das Elend und die Toten darüber nicht vergisst." (Umschlagtext)

Dabei solle ich ja eigentlich weiter an der Steuer arbeiten ... 🤷‍♂️ Aber Bücher gucken und posten ist halt auch wichtig.  Und dieses Exemplar klingt doch nun wirklich interessant!

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Mittwoch, 4. September 2019

Daniel-Pascal Zorn: Logik für Demokraten. Eine Anleitung



"Demokratisches Handeln und Denken bedeuten nur dann etwas, wenn wir es immer wieder einüben. Daniel-Pascal Zorn gibt die Denkwerkzeuge an die Hand, um auf die Scheinargumente der Gegner und Feinde des demokratischen Denkens angemessen zu antworten." (Umschlagtext)

So geht Workshopvorbereitung in Berlin. ^^

Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, wenn wir aufgrund des Eindrucks, Demokratie müsste wieder verteidigt, erklärt und beworben werden, genau das tun. Just saying. 

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