Samstag, 29. Mai 2021

Benjamin von Eckartsberg/ Thomas von Kummant: Gung Ho. Band 5: Die weiße Flut


"Celines Tod hat den Zorn der Jugendlichen entfesselt: Holden und seine Gang haben die Schnauze voll von den Regeln der Erwachsenen! Die Macht von Bagster und Kingsten ist Schnee von gestern. Die wütende Truppe um Holden greift zu den Waffen und stellt ab jetzt ihre eigenen Regeln für Fort Apache auf. Indes finden Zack, Archer und ihre Freunde an außergewöhnlicher Stelle wertvolle Verbündete, um den Frieden zurück in die Siedlung zu bringen. Doch als sie dort eintreffen, hat sich alles verändert.
Kingsten mag die Kontrolle über Fort Apache verloren haben, aber in einem behält sie Recht:
Die weiße Flut kommt…"
(Verlagstext)

Ich möchte weinen vor Freude, dass der nächste Band endlich da ist aber auch vor Trauer, weil es der letzte der Reihe ist. Na gut, vielleicht kreische ich jetzt einfach ein bisschen ... 🤓🥳😅

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Freitag, 28. Mai 2021

László Krasznahorkai: Satanstango



(Übersetzung: Hans Skirecki)

„Am Morgen eines Tages Ende Oktober, kaum daß die ersten Tropfen des schier endlosen Herbstregens auf den rissigen Salzboden westlich der Siedlung gefallen waren (wo dann ein stinkendes Meer aus Schlamm bis zu den ersten Frösten die Feldwege unbegehbar und die Stadt unerreichbar machen würde), erwachte Futaki davon, dass er Glocken läuten hörte.“ (Seite 9)

Die Glocken deuten hier aber nichts Tröstliches an, sondern läuten vielmehr einen nicht enden wollenden Kreislauf aus Tristesse, Hoffnungslosigkeit und Vergeblichkeit ein. Nein, eine leichte Sommerlektüre für die Hängematte ist dieses Buch nicht.

In einem kleinen Dorf mitten im ungarischen Nirgendwo ist alles Stagnation. Die Bewohner:innen wirken in ihrem Handeln und Wollen so verfallen wie das ganze Dorf an sich. Mag sein, dass alle hier auch einmal ein Leben, eine Zukunft hatten. Das ist aber offenbar lange her. Nicht nur jedes einzelne Leben besteht offenbar ausschließlich aus Trostlosigkeit sondern auch die Beziehungen der Dorfbewohner:innen zueinander.

Mitten in einen nicht minder trostlosen Regentag hinein taucht ein Mann zwischen den Regenschauern auf, der hier früher einmal lebte. Er kommt als Bote vermeintlicher Hoffnung, als Prediger, Verführer und gestrenger Richter. Und so ziemlich alle geben sich ihm und seinen Worten hin. Ihm, der doch nur ein Polizeispitzel ist, der rein gar nichts zu bieten hat, was tatsächlich Anlass zur Hoffnung geben würde.

Doch auch dieser Mann ist eingewoben in ein auswegloses System, das jedem hoffnungsvollen Impuls den Atem raubt. Träume verstauben hier, erdrückt von Aktenbergen, aufgespießt von penibel gespitzten Stiften, die noch aus jedem Tun oder Lassen eine Verfehlung zu formulieren wissen. Und alle, alle fügen sich hier drein, vergrauen und stolpern so in den nächsten und nächsten Tag.

Den Verlagstexten zum Roman und Rezensionen lässt sich entnehmen, dass dieser Text sich beispielhaft am gerade untergehenden real existierenden Sozialismus in Ungarn abarbeitet. Und wie ließe sich dem widersprechen, dass ein System, so gut es gemeint gewesen sei, zurecht untergeht, wenn es die Menschen derart zurichtet, dass jede Hoffnung auf Zukünftiges aus ihnen weicht und damit auch jeder Anlass für anständiges Handeln. Das ist nicht nur trostlos sondern auch drastisch geschildert und beschrieben.

Andererseits werde ich den Eindruck nicht los, dass wir Menschen irgendwie bisher auch noch jedes System, jede Form gesellschaftlichen Zusammenlebens auch pervertieren konnten. Allein, ich mag nicht einsehen, warum dies nicht erst recht Ansporn sein sollte, im Suchen nach dem Besseren nicht nachzulassen. Da das Bessere aber eben nicht von allein entsteht und nur, weil wir behaupten, dass es jetzt doch viel besser sein müsste, tut auch solche schmerzhafte, erschütternde Lektüre not.

Kurz und gut: Dieser Roman erspart weder den Figuren noch den Leser:innen eine unglaubliche Trostlosigkeit. Vielleicht kein Lieblingsbuch, aber eine Leseempfehlung!

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Samstag, 22. Mai 2021

Fabian Scheidler: Der Stoff aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen


"Ökologische Krise und Klimachaos bedrohen die Zukunft der Menschheit. Eine der Ursachen dafür ist ein technokratisches Weltbild, das die Natur zu einer beherrschbaren Ressource in der Hand des Menschen degradiert. Fabian Scheidler zeigt in einer Fairness faszinierenden Reise durch die Geschichte der Wissenschaften, dass diese Auffassung der Natur ein tödlicher Irrtum ist. Mit einem überraschenden neuen Blick auf das Leben, die Wissenschaft und uns selbst eröffnet dieses Buch Perspektiven für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel." (Umschlagtext)

Die Klima- und Umweltkrise, die in das größte Artensterben seit 66 Millionen Jahren geführt hat und auch das Überleben der Menschheit infrage stellt, hat ihre Ursachen nicht zuletzt in einem reduzierten, mechanischen Verständnis der Natur. Fabian Scheidler zeigt, wie sich die Vorstellung einer durch und durch berechenbaren, maschinenartigen Welt zusammen mit dem Kapitalismus über die letzten 400 Jahre entwickelt hat - bis hin zum Geo-Engineering und den digitalen Fantasien des Silicon Valley. Währenddessen haben die Wissenschaften selbst jedoch eine ganz andere Entwicklung genommen: Von der Quantenphysik über die moderne Biologie bis zur Bewusstseinsforschung haben sie eine Welt zutage gefördert, die auf Verbundenheit, Selbstorganisation, Empathie und Kreativität beruht. Dieses Buch macht eindrücklich klar: Wenn wir diese Prinzipien weiterhin ignorieren, verspielen wir die Zukunft der Menschheit." (Klappentext)

Vorgestern den zweiten Auszug aus dem Buch beim @blaetterverlag gelesen, gestern in der besten aller Buchhandlungen bestellt und heute schon auf meinem Tisch. Verrückt. 🤓

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Freitag, 21. Mai 2021

Arthur Koestler: Diebe in der Nacht


"1937: Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zieht es den jungen Halbengländer Joseph nach Palästina, um sich dort ein neues Leben in der jüdischen Siedlung Esras Turm aufzubauen. Doch über ihm und den Mitgliedern der Kommune liegen dunkle Schatten: die Nazi-Verfolgung in Europa, der Terror der Araber, der Gegenterror militanter jüdischer Gruppen und die zunehmenden Restriktionen, mit denen die britische Mandatsmacht jüdische Neuansiedlungen erschwert. Schnell wird Klar: Der Traum von einer sicheren Heimat scheint für die jugen, aus Europa geflohenen Juden nicht mehr in Erfüllung zu gehen." (Umschlagtext)

Es ist doch immer wieder faszinierend, wie Umstände dazu führen, dass Bücher ihre Leser:innen finden. ^^

(Übersetzung: Lilly Speiser)

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Dienstag, 18. Mai 2021

Taiyo Matsumoto: Sunny. Band 1


„Junsuke, lass das!
Tröte draussen rum.“ (Seite 9)

(Übersetzung: Martin Oericke)

Ein alter Nissan Sunny, der hinter dem Kinderheim „Star Kids“ steht, bietet den Sehnsüchten und Ängsten der Pflegekinder des Heims einen ungestörten Rückzugsort. Zugleich leiht er dieser sechsbändigen Mangareihe seinen Namen. Nach dem Lesen des ersten Bandes kann ich sagen: Ich will mehr davon. Warum, versuche ich mal zu beschreiben. 😊

Matsumoto erzählt autobiografisch geprägt kurze Episoden, die sich abwechselnd den einzelnen Kindern und Jugendlichen widmen, die im Heim leben. Er vermeidet dabei den Griff in die Klischeekiste, Stereotype und die Bemühung der großen Schicksalsschläge. Stattdessen bleibt er ganz unaufgeregt dicht bei den Charakteren. Er lässt sie rumalbern, stänkern, sich großtun – gibt ihnen aber auch den erzählerischen Raum, tiefe Einsamkeit zu empfinden, Sehnsucht zu spüren, die ganz dünnhäutig macht …

Zu dieser in vielen Momenten ganz poetischen Erzählweise hat Matsumoto genau den passenden Stil gefunden. Im Grunde recht realistisch aber durchaus mit kleinen zeichnerischen Übertreibungen. Eine ist  eine irgendwie melancholische Geschichte, die aber Hoffnung nicht ausschließt.

Ok, zugegeben – bisher habe ich nur den ersten Band gelesen. Aber der Macht wirklich Lust auf mehr. Das auch, weil Carlsen den Band wirklich toll gestaltet und ausgestattet hat. Das Nachwort von Christian Gasser rundet den Manga ab und liefert noch einmal Hintergrundwissen zu Taiyo Matsumoto und seinem Werk.

Kurz und gut: Unaufgeregt, poetisch und berührend. Lesen!

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Sonntag, 16. Mai 2021

Beate Schwartau: Neu im Betriebsrat. Richtig organisiert - gut informiert - schnell handlungsfähig


"Es gibt typische Stolpersteine und wirkliche Hürden, die erstmals gewählten Betriebsräten das Leben schwer machen können. Die Autorin beste Schwartau lernt sie alle. In NEI IM BETRIEBSRAT zeigt sie den Leserinnen und Lesern, welche Fakten und Fettnäpfchen auf die Neugewählten warten, wie sie zu erkennen und mit Umsicht zu meistern sind.

Der Ratgeber hilft beim Anwenden des Rechts und erklärt die sozialen Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Team- und Gremienarbeit unverzichtbar sind.

Für neu gewählte Betriebsratsvorsitzende gibt es wertvolle Tipps zum Moderieren der Gremienarbeit. Sie zeigen auf, was notwendig ist, um Betriebsratssitzungen von Anfang an erfolgreich gestalten zu können. Dazu zählt auch das "strukturierte Arbeiten", das die Autorin jedem Betriebsratsmitglied ans Herz legt.

Zahlreiche Abbildungen und Beispiele erleichtern den Einstieg in die Betriebsratsarbeit." (Umschlagtext)

Joar, aus gegebenen Anlass, sag ich mal. 🤓

Und es sind sogar kleine Bildchen drin. 😅

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Sonntag, 9. Mai 2021

Mithu Sanyal: IDENTITTI


"Es sind die 2020er Jahre, es ist kompliziert. Und es gibt einen Skandal: Saraswati ist WEISS! Schlimmer geht es nicht. Denn die Professorin in Düsseldorf war eben noch die Übergöttin aller Debatten über Identität - und beschrieb sich als Person of Colour. Für ihre Studierende Nivedita bricht eine Welt zusammen ... mit beglückender Selbstironie und betreuenden Wissen erzählt IDENTITTI davon, was uns alle ausmacht." (Umschlagtext)

Offenbar gerade sehr beliebt - also das Buch. Die Debatten um das Thema werden ja eher immer anstrengender. Vor allem, wenn Rechte da auch noch ihr Süppchen mit anrühren. Also, wehe das ist jetzt nicht wirklich witzig. 😉

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