“Ludovica
hielt sich nie gern unter freiem Himmel auf.” (Seite 9)
Ludovica
lebt in Luanda bei ihrer Schwester und deren Mann. In den Revolutionswirren 1974/75
findet sie sich plötzlich allein zurückgelassen in der großen Wohnung in einem
Hochhaus, als Odete und Orlando nach dem Besuch einer Veranstaltung einfach
nicht mehr zurückkehren.
Ohnehin schon
in panischer Angst vor freien Plätzen verlässt Ludovica die Wohnung nun gar nicht
mehr. Als sie in Notwehr einen Mann erschießt, der sie auszurauben versucht,
mauert sie sich endgültig in der Wohnung ein. Und das ist wörtlich gemeint. Das
Treppenhaus endet nun vor einer Mauer, hinter der Ludovica nicht nächsten
Jahrzehnte verbringen wird.
Agualusa
erzählt aber nicht nur, wie Ludovica ihr Leben im obersten Stockwerk eines
Hochhauses organisiert. Er spinnt ein feines Netz von Geschichten von Menschen,
die das Beste und das Schlechteste in sich entdecken, während der Bürgerkrieg
tobt. Allen gemeinsam ist, dass ihr Weg sie früher oder später in das Hochhaus
führen wird.
Das so auf
nicht einmal 190 Seiten gewobene erzählerische Netz gelingt Agualusa für meinen
Geschmack außerordentlich gut. In kurzen Sequenzen erleben wir das Scheitern
von Menschen, Niedertracht aber auch das Gute, das im Grauen wächst. Das ist intensiv,
vielleicht auch weil die Szenen so komprimiert und wunderbar komponiert sind.
Danke für
das Leseexemplar an den C.H.Beck Verlag. Das hat sich wirklich gelohnt. 😊
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