Montag, 31. Oktober 2022

Tonio Schachinger: Nicht wie ihr


„Als Ivo jung war, gab es nur einen Ort: ihn selbst. Alles andere, der Fußball, Brügge, Madrid, Hamburg, die Clubs, Autos und Restaurants waren nur Kulissen, die hinter ihm vorbeigetragen wurden, aber er war der Mittelpunkt, die Sonne, um die sich das Universum drehte.“ (Umschlagtext)

Fußball ist ja nicht so meins. In wenigen Wochen wird aber mal wieder niemand drumherum kommen – WM sei Dank. Ich finde, das ist ein guter Anlass, sich literarisch darauf einzulassen, ohne deswegen gleich Abseitsregeln lernen zu müssen. 😉

„Ivo wusste immer schon, dass er besonders ist. Besonders cool, besonders talentiert, besonders attraktiv. Alle wussten es, seine Familie, seine Jugendtrainer, seine Freunde im Käfig. Jetzt ist er einer der bestbezahlten Fußballer der Welt. Er verdient 100.000 Euro in der Woche, fährt einen Bugatti, hat eine Ehefrau und zwei Kinder, die er über alles liebt. Doch als sein Jugendschwarm Mirna ins Spiel kommt, gerät das sichere Leben aus den Fugen und sein Weltbild ins Wanken. Wie koordiniert man eine Affäre, wenn man eigentlich keine Freizeit hat? Lasst Ivos Leistung auf dem Spielfeld nach? Und was macht eigentlich seine Frau, während er nicht da ist?“ (Klappentext)

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Samstag, 29. Oktober 2022

Mariana Enriquez: Unser Teil der Nacht


„Dunkelheit und Licht, Grausamkeit und Liebe. Eine große Familiensaga in einem von Extremen geprägten Land. Mariana Enriquez führt uns durch die verschlungene Geschichte Argentiniens, hin zu den Abgründen der Macht. Eine einzigartige Vater-Sohn-Geschichte, in der doch die Frauen alle Fäden in der Hand halten.“ (Umschlagtext)

Familiensaga, Südamerika, historische Kulisse und ein wenig Magisches, ganz realistisch – ich brauche ja oft echt nicht viel, um neugierig auf eine Geschichte zu werden. 😉

„Ein Vater und sein Sohn fahren quer durch Argentinien, als wären sie auf der Flucht. Wohin wollen sie? Vor wem fliehen sie? Es sind die Jahre der Militärjunta: Menschen verschwinden spurlos, überall lauert Gefahr. Juan versucht, seinen Sohn Gaspar vor dem Schicksal zu schützen, das ihm zugedacht ist, seit seine Mutter unter ungeklärten Umständen gestorben ist. Bei einem Unfall, der vielleicht keiner war.
Wie sein Vater soll Gaspar einem Geheimbund, genannt der Orden, als Medium dienen, der mit grausamen Ritualen dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur kommen will. Doch der Preis ist hoch und der körperliche und geistige Verfall schnell und unerbittlich, wie Juan weiß.
Unser Teil der Nacht ist eine Reise durch 40 Jahre argentinische Geschichte, auf den Spuren der Verführungen und Verbrechen der Macht. Eine große Geschichte, die Enriquez so poetisch, lakonisch und episch erzählt, dass sie noch lange nachhallt.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Silke Kleemann/ Inka Marter)

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Samstag, 22. Oktober 2022

Shigeru Mizuki: Kitaro 1. Kitaros Geburt


„Der einäugige Yokai-Junge Kitaro kommt auf einem Friedhof zur Welt. Er ist ein Geisterwesen und der letzte Nachkomme seines Volkes. Kitaros toter Vater benutzt magische Kräfte, um als Augapfel lebendig zu werden und ihn bei seinen gruseligen Abenteuern zu begleiten.

Und so beginnt die spannende Reise der beiden, auf der sie sich mit dem Rattenmann, einem französischen Vampir und dem Ochsenteufel herumschlagen müssen – immer auf der Suche nach geheimnisvollen Begegnungen im Reich der Yokai.

Shigeru Mizuki ist der unumstrittene Meister japanischer Geister- und Monstergeschichten.“ (Umschlagtext)

Bei all dem Grusel und Horror, den die Schlagzeilen einem so regelmäßig bereiten, finde ich ganz bisschen gezielten Grusel, einfach nur zur Unterhaltung und Ablenkung, vollkommen legitim. Also los! 😉

(Übersetzung: Gandalf Bartholomäus)

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Sonntag, 16. Oktober 2022

Thomas Röthlisberger: Steine zählen


„‘Warum hast du auf Märta geschossen, Matti?‘, fragte Henrik im düsteren Flur.
Aus der Küche drang das Geräusch von splitterndem Glas. Henrik machte die zwei Schritte zurück und blieb in der Tür stehen. Nieminen hatte das Glas in der Faust zerdrückt. Sein Atem ging rasselnd. Am Fenster surrte die Fliege. Henrik wartete.
Der Alte blickte auf seine Faust. Blut und Schnaps tropften auf das Wachstuch. Henrik erwartete nicht, dass er eine Antwort erhalten würde.
‚Sie wollte weg‘, begann Nieminen plötzlich.
Er keuchte. Schwieg wieder.
‚Sie wollte weg‘, wiederholte her. ‚Warum muss man plötzlich weg, wenn man es vierzig Jahre und länger ausgehalten hat? Auf die paar Jahre, die uns bleiben, wäre es wohl nicht mehr angekommen.‘
Er hustete.
‚Ja‘, sagte Henrik. ‚Frauen gehen weg. Männer gehen weg. Was wissen wir.‘“ (Umschlagtext)

Eine Mordgeschichte, die vermutlich kein Krimi ist und in Finnland spielt – geschrieben von einem Schweizer Autor. Und wenn dann noch die beste Bücherfrau von allen sagt, dass ich das lesen muss, dann bin ich sofort dabei. 😊

„Südfinnland: Henrik Nyström, der lokale Polizeibeamte, fährt hinaus zu einer Bauernkate in der Nähe des Vehkajärvi-Sees. Bei der Polizeiwache ist ein Anruf eingegangen, der alte Matti Nieminen habe auf seine Frau Märta geschossen, die ihn nach vierzig Jahren Ehe habe verlassen wollen. Auch Olli, der Sohn der Nieminens, ist auf dem Weg zum Elternhaus, weil er wieder einmal in Goldnöten steckt und sich einen Zuschuss der Mutter erhofft. Als der Polizeibeamte auf dem Hof eintrifft, findet er den alten Matti auf dem Schotterplatz vor dem Haus in einer Blutlache liegend. Aber Nieminen ist nicht tot. Und die Schusswunde schein er sich selbst beigebracht zu haben. Was war hier vorgefallen? War Olli bereits hier gewesen, dem Nyström auf der Herfahrt begegnet war, oder hatte Atto die Finger im Spiel, der Schwager, den Matti tödlich hasst? Oder gar Pekka, der frühere Liebhaber von Märta, der seit Jahren als verschollen gilt?

Ein tiefgründiger Roman über das Menschliche und das Unmenschliche, die oft so nahe beieinanderliegen, dass die Grenze erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist.“ (Klappentext)

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Freitag, 14. Oktober 2022

Vladimir Sorokin: Der Tag des Opritschniks


„Russland im Jahr 2027.

Das Land hat sich vom Westen abgeschottet und mit einer ‚Großen Russischen Mauer‘ umgeben. China ist der wichtigste Handelspartner, und die reichen Öl- und Gasreserven sichern die Macht des Alleinherrschers, des ‚Gossudaren‘. Und wie einst Iwan den Schrecklichen umgibt ihn eine Leibgarde, die ‚Opritschniki‘, die diesen Machtanspruch gegen jeden Widerstand durchsetzt.

Sorokins Romanvision aus dem Jahr 2006 ist eine schmerzhafte Satire, eine negative Utopie im Sinne von Huxley, Orwell und Burgess. Und das Erschreckende daran ist, dass sie – mit Blick auf das heutige Russland – so überaus realistisch erscheint.“  (Umschlagtext)

 

Passend und nicht ganz überraschend wurde der Roman 2022 wieder aufgelegt. Und ja, das ist der Blick eines russischen Autors auf Russland und keine politische Analyse der Genese des Ukrainekriegs. Ganz offensichtlich müssen wir uns aber mit Fragen auseinandersetzen, die zu verstehen suchen, warum und wie das Wiedererstarken all des Autoritären in der Welt möglich ist. Literatur kann da etwas.

 

“Russland im Jahr 2027. Das Land hat sich vom Westen abgeschottet, lebt allein vom Gas- und Ölexport, pflegt Handelskontakte nur noch mit China und wird vom ‚Gussodar‘, einem absoluten Alleinherrscher regiert. Und wie einst Iwan der Schreckliche übt dieser seine Macht mithilfe der Opritschniki, der ‚Auserwählten‘, aus: einer Leibgarde, die vor keiner Bestialität zurückschreckt und der beinahe alles erlaubt ist.

Die Opritschniki, die ‚Diener des Gossudar‘, sind in roten Limousinen unterwegs, mit Hundeköpfen an den Stoßstangen und Besen am Kofferraum – symbole dafür, dass jeglicher Widerstand ausgemerzt und von der russischen Erde gefegt wird. Zu dieser brutalen und korrupten Elite gehört auch Andrej. Seinen Arbeitstag beginnt er mit der Hinrichtung eines in Ungnade gefallenen Oligarchen, dann wohnt er der Auspeitschung von Intellektuellen bei, ist der liebestollen Gemahlin des Gossudar zu Diensten und beschließt den Tag mit einer dekadenten Orgie.

 

Eine hellsichtige und schmerzhafte Satire, die der russischen Gegenwart beunruhigend nahekommt.“ (Verlagstext)

 

(Übersetzung: Andreas Tretner)

 

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Mittwoch, 12. Oktober 2022

Kai Matthiesen/ Judith Muster/ Peter Laudenbach: Die Humanisierung der Organisation. Wie man dem Menschen gerecht wird, indem man den Großteil seines Wesens ignoriert


„‘Die individuelle Persönlichkeit erscheint somit als Auffangvorrichtung für organisatorisch ungelöste – vielleicht auch unlösbare – Probleme; oder anders formuliert: sie kann in gewissen Grenzen durch bessere Organisation entlastet werden.‘ Niklas Luhmann, 1966“ (Umschlagtext)

„Organisationen benötigen Organisationsmitglieder, keine Menschen.“ (Seite 9) Whaaat? Ich hab nur auf den ersten zwei Seiten reingelesen und will schon ganz viel zustimmen und widersprechen zugleich. Kurz: Ich will dieses Buch lesen! 😊

Dass dieser Band auch noch wirklich hübsch und gut aufgemacht daherkommt, was für Bücher in dem Bereich ja nun nicht zwingend vorausgesetzt werden kann, ist mal nur ein Punkt. Auf eine anvisierte Buchvorstellung in meiner zweiten Stube und Lieblingsbuchhandlung, die natürlich die beste mindestens von Berlin, wenn nicht überhaupt ist, freue ich mich mal so richtig. 😊

„Zu den Missverständnissen, die das Dasein in Unternehmen, Universitäten, Behörden, NGOs, Theatern, Schulen und anderen Organisationen unnötig schwer machen, gehört die Annahme, Kern und Kernproblem einer Organisation seien die Menschen, die in ihr arbeiten. Diese Unterstellung macht den Einzelnen zum Puffer, der genötigt wird, jedes Organisationsversagen aufzufangen - eine Aufgabe, an der man nur scheitern kann.
Statt das Verhalten des Einzelnen heroisch zu glorifizieren oder therapeutisch zu problematisieren, interessieren uns die Verhältnisse, in denen sich dieses Verhalten abspielt.
Die drei Autoren schlagen vor, den Blick stattdessen auf die Funktionslogiken der Organisation zu richten. Statt die Menschen mit Coachings und Identifikationsappellen zu bearbeiten, um sie an die Bedürfnisse der Organisation anzupassen, wäre es hilfreich, die Organisationsstrukturen an die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und der Arbeitsabläufe anzupassen. Es geht also, mit den Worten des Soziologen Erving Goffman, "nicht um Menschen und ihre Situationen, sondern eher um Situationen und ihre Menschen".
Die Autoren verwenden zahlreiche Fallbeispiele aus ihrer beruflichen Praxis. Als Analyseinstrumentarium nutzen sie vor allem Niklas Luhmanns Organisationssoziologie.“ (Verlagstext)

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Sonntag, 9. Oktober 2022

Ray Loriga: Kapitulation


„Zehn Jahre sind seit dem Ausbruch des Krieges vergangen, und der Erzähler weiß noch immer nicht, wofür seine im Krieg verschollenen Söhne überhaupt gekämpft haben. Er und seine Frau bewirtschaften ihren Hof, bis angeordnet wird, dass alle Bewohner der Gegend in die neue Hauptstadt umziehen müssen.

Diese Stadt erscheint zunächst als wahres Paradies. Unter einer atemberaubenden Glaskuppel findet sich ein endloses Gewirr aus durchsichtigen Straßenzügen, Gebäuden, Geschäften. Für alles Lebensnotwendige ist gesorgt, und die Frau lebt sich schnell in ihr neues Leben ein. Doch der Mann findet keine Ruhe in dieser vollkommenen Transparenz, in der es weder Geheimnisse noch blickdichte Mauern gibt. Wer gegen die unausgesprochenen Regeln verstößt, muss mit den schlimmsten Konsequenzen rechnen. Wird der Erzähler am Ende kapitulieren, oder gelingt ihm die Flucht aus diesem Albtraum?“ (Umschlagtext)

Eine Zukunft unter einer gläsernen Kuppel, volle Transparenz und damit auch gläserne Bürger:innen – wie viel Platz haben in einer solchen Welt unbearbeitete Erinnerungen? Ich bin gespannt, wie dystopisch diese Geschichte ausfallen wird und freue mich schon aufs Schmökern. 😉

(Übersetzung: Alexander Dobler)

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Samstag, 8. Oktober 2022

Juan Díaz Canales/ Juanjo Guarnido: Blacksad 1. Irgendwo zwischen den Schatten


„Manchmal, wenn ich mein Büro betrete, kommt es mir vor, als wanderte ich durch die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation. Nicht wegen der Unordnung, die dort herrscht, sondern weil es sehr den Überresten jenes zivilisierten Wesens ähnelt, das ich einmal war.“ (Umschlagtext)

Man kann ja nicht immer alles schon auch komplett gelesen haben, nicht wahr. Natürlich weiß ich von Blacksad seit langem. Es hatte sich nur noch nicht so richtig ergeben, dass ich diese Comicserie auch wirklich auf meinem Lesestapel einreihe und darin schmökere. Zum Glück gibt’s aber sowas wie Geburtstage und liebe Menschen, die dann einfach zum Beispiel sowas verschenken. Ich bin ein Glückspilz! 😉

„John Blacksad ist der Held dieser völlig neuartigen Geschichte. Schauplatz ist eine Großstadt, die große Ähnlichkeiten mit dem New York der 50er jahre hat. Bis auf einen kleinen Unterschied: Alle Wesen, die in dieser Stadt leben, sind Tiere. Und John Blacksad, der Privatdetektiv, ist ein schwarzer Kater mit weisser Schnauze... Die von Juan Diaz Canales als Thriller aufgebaute Geschichte wird von Juanjo Guarnido in aquarellierten Panels kunstvoll umgesetzt. Eine Technik, die er in den Disney Studios in Montreuil erlernte, wo er auch Règis Loisel kennen lernte. Canales und Guarnido leben heute in Madrid.“ (Verlagstext)

(Übersetzung: Harald Sachse)

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Donnerstag, 6. Oktober 2022

Fritz Breithaupt: Das narrative Gehirn. Was unsere Neuronen erzählen


„Warum verbringen wir so viel Zeit mit Geschichten? Und wieso lassen wir uns überhaupt auf das narrative Denken ein, sind geradezu süchtig danach? Gestützt auf allerneuste Forschungen, liefert Fritz Breithaupt eine bahnbrechende Neubestimmung des Menschen als narratives Lebewesen.“ (Umschlagtext)

Im Marketing und in anderen wirtschaftlichen Bereichen gilt Storytelling ja schon seit etlichen Jahren als das hippe Ding. Auch in Comicworkshops oder Kommunikationstrainings erlebe ich in letzter Zeit durchaus ein steigendes Interesse an dem Thema. Was liegt also näher, als nicht nur der Frage nachzugehen, wie Storytelling als Handwerk funktioniert, sondern auch warum gut gemachte Geschichten gut funktionieren. Here we go! 😉

„Wer in Geschichten verstrickt ist, lebt intensiver – ich erzähle, also bin ich. Doch nicht nur das eigene Leben wird als Narration prägnanter. Mittels Erzählungen gelingt es uns auch, die Erfahrungen eines einzelnen Menschen zu solchen von vielen anderen zu machen. Dazu müssen unsere Gehirne und die Weisen, wie wir Geschichten erzählen, aufeinander abgestimmt sein. Doch wie genau geschieht das? Fritz Breithaupts brillante Buch unternimmt eine Neubestimmung des Menschen als narratives Wesen, das sich durch Erzählungen in der Welt verankert.

Um dem Denken in Geschichten auf die Spur zu kommen, stützt Breithaupt sich ebenso auf die neuesten Einsichten der Hirnforschung und faszinierende Experimente mit Nacherzählungen im Stille-Post-Verfahren mit Tausenden von Versuchsteilnehmern wie auf die Analyse von Serien, Romanen, Grimm´schen Märchen und alltäglichem Büroklatsch. Narratives Denken, so zeigt sich, wird stets mit spezifischen Emotionen belohnt, und das heißt: Wir leben, wie wir leben, weil wir diesen Belohnungsmustern folgen. In Narrationen kann darüber hinaus aber auch immer alles anders kommen, und ebendies erlaubt uns den Aufbruch zu neuen Ufern.“ (Klappentext)

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Dienstag, 4. Oktober 2022

Sibylle Berg: RCE. #RemoteCodeExecution


„Eine Pause im Irrsinn.
Noch eine Anstrengung,
das Ausstehende zu verhindern,
in einer seltsamen Entschlossenheit vereint.
Es ist der letzte Versuch.“ (Umschlagtext)

GRM, der Vorgängerband, war grandios. Und jetzt will ich wissen, was noch kommt.

„Frau Berg regelt das!“ 😉

„Sibylle Bergs neuer Roman setzt da an, wo »GRM« endet – in unserer neoliberalen Absurdität, in der der Einzelne machtlos scheint. Der Kapitalismus ist alternativlos geworden. Das beste aller Systeme hat wenigen zu absurdem Reichtum verholfen und sehr vielen ein menschenwürdiges Dasein genommen. Die Krise ist der Normalzustand, Ausbeutung heißt nicht mehr »Kolonialismus« sondern »Förderung strukturschwacher Länder«. Inflation, Seuchen, Kriege, Diktatoren, Naturkatastrophen, Müllberge. Und die Menschheit vereint nur noch in ihrer Todessehnsucht. Die Lage scheint ausweglos. Aber in einem abhörsicheren Container brennt noch Licht. Fünf Hacker programmieren die Weltrettung.

Manchmal gibt es diese historischen Momente, in denen Mauern eingerissen werden, Frauen studieren und wählen dürfen, Rassismus nur noch in einigen Köpfen existiert, Geschlechter keine Rolle mehr spielen, in denen verschwindet, was Menschen für hundert Jahre für ein Naturgesetz hielten.“ (Verlagstext)

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Montag, 3. Oktober 2022

Domenico Müllensiefen: Aus unseren Feuern


„Sie sind jung, und sie heißen Heiko, Mandy, Jana oder Raik. Sie sind die Witzfiguren und die Arbeitstiere unserer Gesellschaft. Sie sind müde, sie sind wütend, sie rauchen. Doch sie leben jetzt. Aus ihren Feuern. – Ein grandioser Arbeiter- und Nachwenderoman über drei Freunde, die ihre Herkunft nicht als Schicksal hinnehmen wollen. Hart und zart, in der Tradition von Wolfgang Hilbig und Clemens Meyer geschrieben.“ (Umschlagtext)

Das klingt doch nach einem hinreichend nachdenklich stimmenden Lesestoff für den Tag der deutschen Einheit, oder?

Nach verschiedensten Texten rund um Ostdeutschland, die Wende- und die Transformationzeit und die Menschen gibt’s eigentlich nur die Möglichkeit, dass dieser Roman echt gut ist – oder eben so gar nicht. Ich hoffe auf das Erste. 😊

„Bevor Heiko, Thomas und Karsten vor Langeweile sterben, legen sie lieber Feuer. Und sie träumen davon, mit einem Mädchen zu schlafen. Der eine soll den elterlichen Schlachthof übernehmen, der andere will nach Amerika auswandern. Der Dritte, Heiko, muss in dunklen Tunneln Kabel verlegen und saufen lernen. Als er Jana trifft verliebt er sich in sie. Doch Jana hütet ein Geheimnis, das er zu spät lüften kann. Das Glück kommt einfach nicht näher, Heiko wird Bestatter. Eines Tages wird er an eine Unfallstelle gerufen und dann fängt seine Geschichte noch einmal von vorn an.“ (Klappentext)

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Samstag, 1. Oktober 2022

Luz/ Virginie Despentes: Vernon Subutex. Teil Eins


„Bevor die Nachricht dort explodiert, bleibt sie in seinem Kopf hängen wie ein alter Diamant in der Rille einer zerkratzten Vinylplatte. Alex Bleach, sein Kumpel, der vom eigenen Erfolg überrollt worden war, ist tot.

Für Vernon Subutex stellt sich eine ganz pragmatische Frage: Wer zahlt jetzt seine Miete?

Ein grandioses Sittengemälde unserer Zeit: Pointiert, ätzend und sensibel zugleich arbeiten sich Virginie Despentes und Luz an den aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Umwälzungen ab und schaffen einen energiegeladenen Comic, der Virginie Despentes´ Romanen substanziell Neues abgewinnt.“ (Umschlagtext)

Beim Comic-Salon in Erlangen konnte ich ja noch daran vorbeigehen – bei den „Kleinen Verlagen am großen Wannsee“ im LCB dann nicht mehr. 😊 Und nun die große Preisfrage: Erst die Romane fertiglesen oder nicht? 😉

(Übersetzung: Claudia Steinitz, Lilian Pithan)

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