Mittwoch, 28. Juli 2021

Karosh Taha: Im Bauch der Königin


"Als junges Mädchen tut Amal etwas Unerhörtes: Sie verprügelt ihren Mitschüler Younes. Ihr Vater verteidigt ihr Verhalten und ermuntert sie, sich in der Welt zu behaupten. Trotzdem wird Amal fortan von allen gemieden. Und dann verlasst der Vater die Familie. Zuflucht findet Amal ausgerechnet bei Younes und seiner Mutter Shahira, die ebenfalls Außenseiter sind. Als sich die Situation Jahre später zuspitzt und ihr Streit mit der Clique um Raffiq eskaliert, flieht Amal nach Kurdistan und begibt sich dort auf die Suche nach ihrem Vater." (Verlagstext)

"Raffiqs Freund Younes steht ungewollt im Zentrum der Aufmerksamkeit ihres Viertels. Der Grund ist seine Mutter Shahira, die durch ihre Freizügigkeit alle Regeln bricht. Auch Raffiqs Gedanken kreisen ständig um Shahira: Er ist gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen. Als Younes die Situation nicht mehr aushält, plant er abzuhauen. Für Raffiq, dessen Freundin Amal ebenfalls weggehen möchte, bricht eine Welt zusammen. Er versucht, ihre Pläne zu sabotieren. Und es stellt sich die Frage, was er mit seinem leben eigentlich anfangen will." (Verlagstext)

In diesem Buch beginnt von vorn wie von hinten eine neue Geschichte. Hauptfiguren werden zu Nebenfiguren, wenn der Fokus auf die eigentlich gleiche Geschichte leicht variiert.

Ich bin gespannt, wie die Autorin die erzählerischem fördern gesponnen hat. 🤓

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Sonntag, 25. Juli 2021

Sabine Wery von Limont (mit Jarka Kubsova): Das geheime Leben der Seele. Was unsere Psyche formt, wie sie arbeitet und was sie krank macht


"Wieso wir sind, wie wir sind

Man kann sie nicht sehen, und doch ist sie spür- und sogar messbar: unsere Seele. Sie wirkt sich über das Nervensystem auf unseren ganzen Organismus aus und umfasst unserer gesamte Wahrnehmung:
• Sie beeinflusst Hirn- und Organaktivität,
• definiert unsere Persönlichkeit,
• bestimmt die Bindung zu unseren Mitmenschen und ob wir glücklich oder unglücklich sind,
• und sie kann uns krank machen.
Die bekannte Verhaltenstherapeutin Sabine Wery von Limont beschreibt die Psychologie unseres unsichtbaren Organs und erklärt, warum es sich lohnt, mit unserer Psyche in Kontakt zu kommen, um uns selbst und andere besser zu verstehen." (Umschlagtext)

"Wieso sind wir, wie wir sind? Und müssen wir so bleiben? Mann sie vielleicht nicht sehen, und doch ist sie spür- und messbar: Die Seele ist das unsichtbare Organ unseres Körpers und wirkt über das Nervensystem auf unseren ganzen Organismus. Sie umfasst unsere gesamte Wahrnehmung, beeinflusst Hirn- und Organkreativität, bestimmt die Bindung zu unseren Mitmenschen, definiert unsere Persönlichkeit - und sie kann unst krank machen. Die bekannte Verhaltenstherapeutin Sabine Wery von Limont beschreibt auf verständliche Weise, welche Strategien die Seele hat, um mit uns zu kommunizieren, und warum es sich lohnt, mit ihr in Kontakt zu kommen, um uns selbst und andere besser zu verstehen." (Verlagstext)

Wenn wir über Kommunikation sprechen, geht es immer um mehr als nur Informationsaustausch. Also ist es doch spannend, sich Menschen auch so als Gesamtwesen anzuschauen. 😉

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Freitag, 23. Juli 2021

Sartep Namiq/ Bruce Sterling/ Matthias Zuber/ Felix Mertikat: Temple of Refuge


 "Eine andere Welt ist möglich. Auf jeden Fall lässt sie sich zeichnen! Sartep ist auf der Suche nach einer Zukunft in der Fremde. Unterwegs zeichnet er die Wünsche der Menschen, die ihm begegnen. Doch als seine Bilder plötzlich Wirklichkeit werden, geschieht Unglaubliches: Der Traum von einer besseren Welt rückt in greifbare Nähe." (Umschlagtext)

"Über dieses Buch:
Im März 2016 kam der junge Kurde Sartep Namiq aus dem Irak nach Berlin. Er hoffte auf eine bessere Zukunft. Aber zunächst war das Leben in der Notunterkunft für geflüchtete Menschen in dem alten Flughafen Tempelhof eine Herausforderung. Zwölf Monate lang lebte er hier mit 900 anderen Menschen in einem Hangar. Wie würde s für ihn und die anderen weitergehen? Als er von dem Programm Neue Auftraggeber hörte, das Menschen dabei unterstützt, ungewöhnliche Projekte zu starten, kam ihm eine Idee: Er wollte, dass Künstler ein Comicbuch für ihn zeichnen, in dem sich die Unterkunft im Flughafen Tempelhof in eine fantastische Stadt verwandelt. Er wünschte sich eine Vision, eine Science-Fiction-Geschichte, in der alle Menschen zusammen eine bessere Welt erschaffen. Eine Welt, in der sich die Träume, die Wünsche und die Fähigkeiten aller frei entfalten können. Und so entstand dieses Buch - im Auftrag von Sartep Namiq. Viele Beteiligte haben daran mitgearbeitet, seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Sie alle haben einer Bildgeschichte Leben eingehaucht, die eine schönere und bessere gemeinsame Zukunft denkbar macht - und vielleicht sogar möglich." (Seite 80)

Dieser Comic ist ein Gemeinschaftsprojekt und obendrein mal keine Dystopie. Und der Erlös wird, so verspricht es ein Aufdruck, an Sea-Watch.org gespendet!

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Dienstag, 20. Juli 2021

Leo Löwenthal: Falsche Propheten. Studien zur faschistischen Agitation


"Lautstark scheinen sich selbsternannte Tribunen des Volkes, esoterische 'Querdenker' und autoritäre Demagogen zu Verteidigern der demokratischen Ordnung auf, deren Werte sie eigentlich ablehnen. Um Gefolgschaft zu organisieren, schüren sie Ängste vor sieben Chaos und spinnen Verschwörungstheorien über anonyme Mächte, die das Schicksal der Nation bestimmen. Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme sind ihre Sache nicht. Vielmehr verlegen sie sich auf eine aggressive Rhetorik des Kampfes gegen 'die Politiker, 'die Linken', 'die Flüchtlinge' und immer wieder: 'die Juden'.

Was sich wie eine Kurzbeschreibung von Aspekten der politischen Kultur unserer Tage liest, ist Gegenstand eines Buches, das vor mehr als siebzig Jahren geschrieben wurde. In Falsche Propheten analysiert Leo Löwenthal Themen und Techniken politischer Demagogie. Er fragt, warum die immergleichen Phrasen und Phantasmen verfangen, legt dar, weshalb dem Agitator so schwer beizukommen ist, und warnt vor Unterschätzung. Denn nicht selten ist die Agitation 'Generalprobe fürs Pogrom'. Falsche Propheten ist ein Klassiker der politischen Psychologie. Inwiefern es auch ein Buch für unsere Gegenwart ist, zeigt Carolin Emcke in ihrem Nachwort zu dieser Neuausgabe." (Verlagstext)


Achja, das Buch ist eine Neuauflage. Ursprünglich ist es 1948 erschienen.

Einmal mehr: Wir könnten es besser wissen.

(Übersetzung: Susanne Hoppmann-Löwenthal)

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Sonntag, 18. Juli 2021

Guy Delisle: Geisel


(Übersetzung: Heike Drescher)

„In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli wurde ich entführt.“ (Seite 6)

Auf über 400 Seiten lässt Guy Delisle in dieser Graphic Novel Christophe André zu Wort kommen, der 1997 im Nordkaukasus entführt und über drei Monate als Geisel festgehalten wurde. Es ist also eine deutlich andere Art Reisebuch als die, die er bisher vorgelegt hat. In einer kurzen Vorbemerkung schreibt Delisle, dass er Andrés Geschichte so wiedergibt, wie dieser sie ihm erzählt hat.

André war Mitarbeiter einer NGO und im Nordkaukasus eingesetzt. Nach einer kleinen Feier, bei der Mitarbeiter:innen verabschiedet wurden, deren Dienstzeit sich dem Ende näherte, schläft er das erste Mal allein in der Unterkunft. Und prompt tauchen in dieser Nacht tschetschenische Separatisten auf, die ihn entführen.

Die nächsten Wochen und Monate verbringt Christophe André zumeist angekettet in kargen Zimmern, im Keller und auch in einem Schrank. Dies ist also die Geschichte eines Menschen, der je aus seinem gewohnten Leben und Umfeld gerissen wird, weder so recht weiß, wie ihm geschieht, noch warum. Abgeschottet von der Außenwelt und nur mit spärlichem Kontakt zu seinen Entführern ist er im Wesentlichen sich selbst überlassen.

Die Tage sind monoton. In der Regel gibt es zweimal am Tag Essen. Dann kann ich André auch wenige Momente frei bewegen. Ansonsten bleibt der Geisel nichts anderes als eine halbwegs aushaltbare Position zum Sitzen oder Liegen zu finden und die Decke anzustarren.

Fluchtfantasien, Fragen danach, warum die Befreiung immer noch nicht erfolgt ist, wer wohl die Entführer sein könnten, was sie wollen … wie viele Stunden am Tag und wie viele Tage hintereinander lässt sich diese Eintönigkeit an Eindrücken, diese Ungewissheit aushalten?

Delisles Bilder versuchen nicht, diese endlos eintönige Trostlosigkeit aufzupeppen, zu dramatisieren. Wir sehen immer wieder ähnliche Bilder, Blickwinkel, das ewig gleiche Zimmer nur in unterschiedlichen Lichtzuständen. Und wir hören Andrés Stimme, seine Gedanken und Fragen.

Das Seitenlayout mit einem 2x3 Panel-Grundraster bietet tatsächlich eine grandiose Umsetzung dieser Atmosphäre. Die spärlichen, überhaupt nicht opulenten Bilder verstärken die Tristheit, die André über so lange Zeit ertragen musste. Und es ist trotzdem gar nicht trist zu lesen.

Mit dieser Geschichte und deren Umsetzung hat mich Delisle tatsächlich mehr erreicht als mit seinen, durchaus gut unterhaltenden, anderen Werken. Obwohl hier so viel weniger passiert, empfand ich diese Story intensiver, dichter und prägnanter.

Kurz und gut: Dieser Band zeigt eine andere Facette von Delisles erzählerischem Können. Lesen!

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