Montag, 28. September 2015

Elsa Osorio: Mein Name ist Luz


Eine Frau reist von Argentinien nach Spanien, um in Madrid ihren Vater ausfindig zu machen und ihn kennen zu lernen. Obwohl sie die Kindheit über und stärker noch in ihrer Jugend das Gefühl begleitete, irgendwie falsch in der Familie zu sein, in der sie aufwuchs, brauchte es Jahre bis erkennen konnte, wie dicht sie damit an der Wahrheit lag.

Während der Militärdiktatur in Argentinien unter Jorge Rafael Videla verschwanden im "Schmutzigen Krieg" seit 1976 tausende Menschen. Ihre Familien und Freunde konnten meist nur erahnenn, was ihnen angetan wurde. Die "Mütter der Plaza de Mayo" demonstrierten dafür, die Wahrheit über den Verbleib ihrer Kinder zu erfahren.

Auch vor den Kindern der Verschwundenen, die in der Gefangenschaft geboren wurden, machte das Regime nicht halt. Illegal zur Adoption freigegeben, wuchsen viele von ihnen in den Familien der Mörder ihrer Eltern auf - ohne das auch nur zu ahnen. "Die Großmütter der Plaza de Mayo" versuchten mit ihrem Protest das Schicksal der verlorenen Enkelkinder dem Vergessen zu entreißen und sie für ihre wahren Familien ausfindig zu machen.

Elsa Osorio erzählt die Geschichte von Luz. Sie ist eines dieser Kinder.

Erst als Erwachsene entdeckt sie nach und nach, in welchem Beziehungsgeflecht sie schon mit ihrer Geburt steckte. Die Suche nach ihrer wahren Familie führt sie schließlich nach Madrid. Hier trifft sie den Mann, der ihr Vater ist. Der lebt seit Jahren in Spanien in dem Glauben, dass nicht nur seine Frau im Gefängnis ums Leben kam sondern auch ihre gemeinsame Tochter.

Nach und nach setzt sich in einem intensiven und emotionalen Gespräch das Mosaik zusammen. Rückblenden in die Stationen dieser zum Verzweifeln unglaublichen Geschichte wechseln sich mit Momenten ab, in denen Luz aber auch ihr Vater zerschmetterten bisherigen Gewissheiten zu verzweifeln drohen.

Elsa Osorio erzählt nüchtern, fast schon unterkühlt distanziert. Sie lässt die Figuren und ihre Handlungen für sich sprechen und braucht dabei keine pathetische Anklage. Gerade dadurch wirkt umso ungeheuerlich-klarer, was Menschen einander anzutun in der Lage sind. Dafür muss sie auch die Täter nicht als unaussprechliche Monster kennzeichnen und kommt mit der Schilderung des so oft Banalen im Bösen diesem vermutlich nahe genug.

Gut, dass es solche Bücher gibt!

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