Montag, 14. September 2015

Arne Jysch: Wave and Smile



Ich hab mir lange Zeit gelassen, bis ich den 2012 erschienenen Erstling von Arne Jysch gelesen habe. An die kontroversen Diskussionen um das Buch damals kann ich mich noch gut erinnern. Grundsätzlich fand und finde ich es gut, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan auch mittels eines Comics zu thematisieren. Etwas ratlos oder unbefriedigt lässt mich die Lektüre dann aber doch zurück.

Die Geschichte ist im Grunde schnell erzählt. Die Hauptfigur ist Hauptmann Menger, der gleich zu Beginn des Buches drei seiner Soldaten in einem Feuergefecht verliert. Kurze Zeit später landet die Fotografin Anni, die die Einheit einige Zeit begleiten soll. Dies liefert den Anlass sowohl das Lagerleben der Soldaten zu zeigen als auch das „Wave and Smile“ gegenüber der einheimischen Bevölkerung.

Dramatisch endet die Visite in einem Dorf als einer der Hubschrauber mit Hauptmann Menger, der Fotografin und einigen Soldaten an Bord angeschossen wird und in unwegsamen Gelände notlanden muss. In einem Dorf in der Nähe finden sie zunächst Unterschlupf, müssen dann aber wegen eines Angriffs der Taliban flüchten. Dabei verlieren die Deutschen einen der ihren aus den Augen; er bleibt vermisst.

Zurück in Deutschland muss sich Hauptmann Menger Eheproblemen, der Trennung von seiner Frau und einer Psychologin stellen. In einem Fastfood-Restaurant rastet Menger dann aus, als er von einem jungen Mann Mörder genannt wird.

Wenig später findet sich Menger in Afghanistan wieder, wo er nun privat und auf eigene Faust nach dem im Einsatz verschollenen Freund suchen will. Hier hat auch die Fotografin ihren zweiten Auftritt.

Menger schafft es bis in das Gebiet der Taliban und kann mit ihnen sprechen. Nach einem Angriff der Amerikaner landet er als Gefangener in einem ihrer Gefängnisse, wo es ein überraschendes Wiedersehen gibt. Am Ende steht eine Geheimhaltungserklärung, nachdem Menger von den Amerikanern freigelassen wird, während parallel die Pressekonferenz eingeblendet wird, in der die offizielle Sprachregelung den tatsächlichen Ereignissen gegenüber gestellt wird.

Ja, „Wave and Smile“ ist nicht einfach ein Jubelbuch. Es gibt kritische Stimmen in der Story, die auf die Komplexität des Themas verweisen und andeuten, dass einfache Antworten und Lösungen hier nur schwer zu finden sind. Es sind aber zumeist die Einheimischen oder später dann auch die Taliban, die dem eher einfachen Bild der Soldaten etwas entgegensetzen. So richtig reflektieren wollen die in der Geschichte ihr eigenes Tun nicht.

Unbefriedigt lässt mich zurück, dass ich diese Art der Geschichte in einem Wohlfühl-TV-Film erwarten würde, der zwar von allem etwas bieten aber sein Publikum nicht überfordern will. Die Widersprüche und Zwiespälte werden zwar kurz angedeutet aber am Ende immer wieder übergangen. Ohne vom Autor die ultimative Positionierung zu fordern finde ich doch, dass die Story zu einem solchen Thema dem Leser mehr abverlangen darf und muss. Als nette Abendunterhaltung mit ein bisschen Verzweiflung und Action funktioniert der Comic zwar gut. Das ist mir dann aber doch zu glatt und zu wenig – auch wenn ich über das Grafische dabei nicht meckern kann und will.

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