Donnerstag, 18. September 2025

Mosaik #597


So war dit also. Dieses Mal dürfen die drei knuffigen Zeitreisenden die Anfänge Berlins miterleben. Nach ein paar Tagen an Berlins größter Badewanne passt das doch wunderbar, um hier wieder anzukommen. 😊

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Montag, 15. September 2025

Ilko-Sascha Kowalczuk/ Bodo Ramelow: Die neue Mauer. Ein Gespräch über den Osten


„Der Osten, der Westen und die gefährdete Demokratie

Vieles von dem, was nach 1990 im Osten schiefgelaufen ist, lässt sich aus Versäumnissen und Fehlern im Vereinigungsprozess erklären. Anderes geht auf überzogene Erwartungen und ein falsches Verständnis von Freiheit zurück. So ist eine toxische Stimmung entstanden, die immer größere Teile der Bevölkerung erfasst – nicht nur im Osten, sondern auch im Westen. Denn die ‚neue Mauer‘ verläuft nicht nur entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, sondern auch zwischen den Verteidigern der Demokratie und jenen, die sie – gezielt oder leichtfertig – in Gefahr bringen.“ (Umschlagtext)

Tja, wenn wir heute über Ostdeutschland reden, sprechen wir eigentlich auch immer über gesellschaftliche Spaltung, den Rechtsruck, die Gefahren für die Demokratie. Nicht erst seit gestern stand ja auch das Bild von Ostdeutschland als einer Art Laboratorium im Raum, in dem Entwicklungen früher und wie unter einem Brennglas einsetzen.

Dieser Gesprächsband verspricht erst einmal Ähnliches. Das Interessante sind zweifelsohne die beiden, die da miteinander sprechen. Auch ohne das Buch schon gelesen zu haben, rechne ich fest mit einer gut gewürzten Debatte und vielen klaren Worten, die manchmal auch wehtun. Für genau das schätze ich die beiden, so gut man sich sicher auch jeweils an den Positionen mal reiben kann.

Meine Leseerwartung ist also hoch. 😊

„Ilko-Sascha Kowalczuk ist einer der besten Kenner der DDR-Geschichte und seit vielen Jahren ein ebenso kritischer wie kluger Beobachter des Vereinigungsprozesses. Die FAZ nannte ihn den ‚Punk unter den deutschen Historikern‘. Bodo Ramelow ist seit 1990 in Ostdeutschland politisch aktiv und war von 2014 bis 2024 Ministerpräsident in Thüringen. Die beiden haben sich zusammengesetzt, um nach den Ursachen für den flächendeckenden Wahlsieg der AfD in den neuen Bundesländern und nach den Perspektiven für unsere Demokratie zu fragen. Der Zeithistoriker und der Politiker lassen es dabei nicht an deutlichen Worten fehlen und gelangen zu einem sehr differenzierten Bild der deutsch-deutschen Gegenwart.“ (Klappentext)

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Sonntag, 14. September 2025

Helmut Krausser: Aussortiert


Berlin, ein heißer Sommer: Vier kaltblütige Morde erschüttern die Stadt. Alles deutet auf einen selbsternannten Racheengel hin, der seine Opfer wegen ihrer moralischen Verfehlungen ‚aussortiert‘. Doch die beiden Kommissare Kai Nabel und Lidia Rauch glauben nicht an diese Lösung …“ (Umschlagtext)

Ich fülle meinen Regalmeter Krausser auf. Zum Beispiel mit diesem Kriminalroman von 2007. Sollte ich das nicht enden wollende Werk vom Autor jemals auf den aktuellen Stand bekommen, wird der Meter im Regal vermutlich auch nicht ausreichen.

Was mich immer noch schwer beeindruckt, ist die Varianz in den Themen und Erzählstimmen, soweit ich das bislang nachvollziehen kann. Ich habe also allen Grund anzunehmen, dass ich auch mit diesem Buch bestens unterhalten werde. 😊

„Berlin, ein heißer Sommer: Vier kaltblütige Morde erschüttern die Stadt. Alles deutet auf einen selbsternannten Racheengel hin, der seine Opfer wegen ihrer moralischen Verfehlungen auswählt. Seine Motive hinterlässt er am Tatort, mit lila Tinte auf kleinen Schildchen notiert. Doch der frustrierte, leicht depressive Kriminalhauptkommissar Kai Nabel und seine übereifrige Kollegin Lidia Rauch glauben nicht an diese Theorie. Ihre kriminalistische Intuition sagt ihnen, dass dem Fall viel niedrigere Instinkte zugrunde liegen …“ (Verlagstext)

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Donnerstag, 11. September 2025

Ruth Hoffmann: Das deutsche Alibi. Mythos "Stauffenbberg-Attentat" - wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird


„Ein Datum im Dienst der Politik

Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 scheint bestens erforscht. Und doch ist nur wenigen bewusst, dass ein breites Bündnis von rund 200 Menschen unterschiedlicher politischer Couleur am sogenannten ‚Stauffenberg-Attentat‘ beteiligt war.

Ruth Hoffmann unternimmt eine längst überfällige Dekonstruktion des legendenhaft überhöhten Anschlags auf Hitler. Sie lenkt den Blick auf die gesellschaftliche Breite der Verschwörung und zeigt, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik instrumentalisiert wird: mal um sich gegen die DDR abzusetzen, mal um ehemaligen Nationalsozialisten eine Nähe zum Widerstand anzudichten, oder, wie die AfD, um die eigene Demokratiefeindlichkeit mit einem angeblichen Widerstandsgeist in der Tradition Stauffenbergs zu kaschieren.

Der profund recherchierte Beitrag zu einem schicksalhaften Tag in der deutschen Geschichte“ (Umschlagtext)

Die Frage, was war, ist mindestens so spannend wie die, was nachfolgende Generationen dann darüber sagen und interpretieren. Zurecht wird die Art und Weise, wie Geschichte befragt wird, nicht weniger intensiv untersucht als die historischen Gegenstände selbst. Zumal hier unsere jeweiligen Interessen im Hier und Heute damit oft klarer zutage treten.

Zu den Facetten von Widerstand gegen das Nazi-Regime und dessen Verbrechen gibt es inzwischen viele Regalmeter Literatur, darunter viel Hilfreiches und einiges Hilflose. Leider ist die Aufarbeitung offensichtlich noch nicht abgeschlossen, Aufklärung und Nachdenken über das Damals heute so wichtig wie zuvor. Und unser daraus resultierendes Handeln im Heute erst recht.

„‘Der 20. Juli 1944 war schon immer ein Stachel im Fleisch deutscher Selbstgewissheit – weil er das Märchen vom verführten Volk entlarvte, das von nichts gewusst habe, und weil er zeigte, dass es möglich gewesen wäre, sich anders zu verhalten. Nur die allerwenigsten wollten sich das eingestehen, doch als Kronzeugen für jenes ‚andere Deutschland‘ durften die Widerständler gern herhalten. Das war nützlich für die Selbstdarstellung gegenüber dem Ausland und die Selbstvergewisserung nach innen.

Wie wir dieses Ereignis heute beurteilen, ist kein gesellschaftlicher Konsens, sondern das Produkt einer wechselvollen Entwicklung voller Widersprüche, empörender Vereinnahmungen und Versäumnisse.‘ Ruth Hoffmann“ (Klappentext)

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Mittwoch, 10. September 2025

Robert Seethaler: Das Feld

„Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Wäre es eine Geschichte oder die Erinnerung an einen Moment, an ein bestimmtes Gefühl, eine Regung?

Das Feld handelt von den letzten Dingen. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem großen Bild menschlicher Koexistenz.“ (Umschlagtext)

Hach, der Seethaler! Mit dem Trafikanten hat er sich mir ja ins Herz geschlichen und seither nicht enttäuscht. Einfach gute Geschichten, ganz unprätentiös erzählt und selbst Kitschiges ist plötzlich plausibel und ok.

So jemanden trifft man gern in unregelmäßigen Abständen immer wieder, setzt sich zusammen, lauscht einer Geschichte, lässt sich mitreißen – bis zum nächsten Mal.

„Was bleibt von einem Leben?

Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen von ihnen hat sie geliebt. Einer war vernünftig genug, sich seine Träume nicht zu erfüllen. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er.
In Robert Seethalers neuem Roman geht es um die letzten Dinge: um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem großen Bild menschlicher Koexistenz.“ (Klappentext)

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Sonntag, 31. August 2025

Anne Rabbe: Das M-Wort. Gegen die Verachtung der Moral


„Moral ist nicht en vogue: Sie ist unter Verdacht geraten – von der Spaßbremse bis zum gesellschaftlichen Klotz, der den Fortschritt aufhält. Sie ist zum Unwort verkommen, dem M-Wort, das niemand mehr gern in den Mund nimmt. Anhand konkreter Beispiele – wie dem Umgang mit Armut, Migrations- und Klimapolitik, der Gleichberechtigung der Geschlechter und steigender Radikalisierung – beleuchtet Anne Rabe auf persönliche Weise die gefährlichen Folgen der Verächtlichmachung von Moral; und zeigt, wie Moral in einer unübersichtlichen Weltlage eine Leitplanke sein kann, um die Zukunft zu gestalten und ihr nicht länger bloß ausgeliefert zu sein.“ (Umschlagtext)

Dass die Welt aus den Fugen geraten scheint, ist ja schon eine zum Allgemeinplatz geratene Feststellung, die gern auch – mindestens gefühlt – mitunter eigentlich auch gar nichts mehr auszusagen scheint – auf der einen Seite. Auf der anderen erlebe ich immer mal wieder Menschen, die im persönlichen Umgang nett und auch sympathisch sind. Äußern sie sich dann zu Gesellschaft und Politik frage ich mich dann oft genug in einer Art, dass ich mich frage, wann deren Kompass im Leben kaputt gegangen ist.

Diese Frage nach dem Kompass, die mich immer wieder umtreibt, ließ mich dann umstandslos auf den Titel dieses Buches reagieren. Denn eigentlich ist es ja das: Moral, Wertvorstellungen – die die Eichung unseres persönlichen Kompasses bestimmen.

Wenn Leute dann einerseits sowas wie Gerechtigkeit einfordern und das auch ernst meinen, gleichzeitig aber Ungerechtigkeiten das Wort reden, sowie es andere Menschen/Menschengruppen betrifft, dann scheint mir die Eichung des Kompasses deutlich gestört zu sein. Die Frage, wie das passiert sein könnte, ist die eine. Warum der Kompass selbst oder dessen Verwendung und Inbezugnahme so in Misskredit geraten scheinen und die Auswirkungen davon, ist eine andere Frage.

Auf Letztere hoffe ich hier ein paar Hinweise und Denkanstöße zu finden. Zur Stärkung des eigenen Gutmenschenmuskels! 😉

„‘Die Verachtung der Moral ist nicht neu. Sie ist immer wieder Motor reaktionärer und auch gewalttätiger Bewegungen. Sie ist aber auch Teil der Überlegenheitsbehauptung derjenigen, die mit zynischem Schulterzucken andeuten wollen, dass sie sich keine Illusionen mehr machen. Oder auch Teil derer, die unter dem Deckmantel des Realismus ihre Privilegien verteidigen. Warum sollten wir uns dem ergeben? Wie haben die Möglichkeit, die Welt mit unseren Gedanken zu verändern. Nichts war einfach, wie es war. Nicht muss bleiben, wie es ist. Das macht Angst, aber darin liegt auch Hoffnung.‘ Anne Rabe“ (Klappentext)

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Samstag, 30. August 2025

Helmut Krausser: Alles wird gut



„Existiert eine ‚manipulative Musik‘?
Dem verkannten Komponisten Marius Brandt werden Notenblätter zugespielt, die für ihn alles verändern. Doch wer hält wirklich den Taktstock in der Hand?
Helmut Krausser nimmt sein großes Thema aus ‚Melodien‘ wieder auf und spinnt es weiter zu einem furiosen, selbstironischen Finale.“ (Umschlagtext)

Der Krausser hat mir ja schon wirklich viele herrliche Lesestunden beschert. Und immer wieder stelle ich irritiert fest, wie viel von seinem nicht enden wollenden Werk ich noch gar nicht zur Hand hatte. Erschütternd, aber natürlich auch schön, weil noch genug zum Entdecken übrig ist und noch mehr wird. 😉

‚Melodien‘, das Buch, an das dieser Roman offensichtlich anschließt, war tatsächlich der erste Krausser-Roman, den ich gelesen habe. Vor sehr vielen Jahren und mit sehr viel Genuss. Wenn das nicht die Vorfreude steigert, dann weiß ich es auch nicht. 😉

„Marius Brandt versucht im Musikbetrieb Fuß zu fassen, doch kein Intendant eines Opernhauses zeigt Interesse an seinen neotonalen Werken, die der Gattung neue gesellschaftliche Relevanz verleihen sollen.
Zunehmend frustriert, von Mordphantasien geplagt, gerät Brandt an Jahrhunderte alte, verschlüsselte Musikaufzeichnungen, die er nach und nach enträtselt. Teile davon baut er in eine Auftragskomposition ein, die er ‚Alles wird gut‘ nennt. Bei der Uraufführung kommt es zu rätselhaften Schwächeanfällen im Publikum. Einer der Zuhörer stirbt sogar. Er bleibt nicht der einzige Tote. Doch niemand kommt auf den Gedanken, Brandts Musik könnte dafür verantwortlich sein. Der Komponist selbst begreift zwar, dass etwas Absonderliches in seine Welt gefunden hat, das er für seine Zwecke nutzen möchte. Die Konsequenzen aber überblickt er nicht.
Er wird zum Spielball dubioser Figuren, deren Absichten im Dunkel liegen. Mit ‚Alles wird gut‘ spinnt Helmut Krausser ein Grundmotiv seines Erfolgsromans ‚Melodien‘ weiter – zu einem ebenso faszinierenden wie überraschenden Ende.“ (Klappentext)

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