Freitag, 31. Oktober 2025

Annekathrin Kohout: Hyperreaktiv. Wie in Sozialen Medien um Deutungsmacht gekämpft wird


„Likes, Shares und Eskalationsspiralen: Willkommen in der Reaktionskultur!

Die Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout wirft einen Blick hinter die Erregungsdynamiken der Sozialen Medien – auf die Strukturen und Methoden, die öffentliche Debatten längst weit über das Netz hinaus bestimmen.“ (Umschlagtext)

Sind wir uns nicht alle eh längst einig, dass die Menschheit einfach noch nicht reif ist für diese digitale Moderne? Dabei klingt die Idee doch total toll, dass alle nicht nur Konsument:innen sondern gleichzeitig auf Produzent:innen von Inhalten sein können. Wenn, ja wenn da nicht die alte Profitgier wäre, die auf politische Interessen trifft, die die Welt bloß nicht besser werden lassen wollen und dafür bereit sind, Desinformation, Hass und Hetze von der Kette zu lassen.

Ok, das ist natürlich sehr plakativ formuliert und verkennt, dass die Welt doch komplexer ist und funktioniert, als sich in eine Verschwörungserzählung packen lässt. Letztlich ließen und lassen sich so viele Erfindungen in der Geschichte der Menschheit zum Guten wie zu seinem Gegenteil wenden. Und wenigstens für den ganz persönlichen Gebrauch ist da ein besseres Verständnis unerlässlich, um eben einen selbstbestimmten Umgang zu finden.

Es kann trotzdem nicht nur eine rein individuelle Frage bleiben, wenn zugleich klar ist, dass die Auswirkungen von Kampagnen beispielsweise eben gesellschaftliche sind.

Schauen wir mal, was dieses Mitbringsel vom MM (Danke! 😉) von der Frankfurter Buchmesse an Erkenntnissen bereithält.

„Warum ist Kommunikation im Netz geprägt von Überreizung, Missverständnissen und gegenseitigem Misstrauen? Wie wird online mit Bildern und ihrer Interpretation Politik gemacht?

Die Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout erkundet die Sozialen Medien als eine Welt, in der alles auf möglichst starke Reaktionen ausgelegt ist. Nur wer permanent beurteilt, kommentiert, teilt oder mit seinen Beiträgen selbst starke Interaktionen hervorruft, wird von den Algorithmen belohnt – mit weitreichenden Folgen: nicht nur für die Qualität öffentlicher Debatten, sondern auch für das Verhalten und die Denkweisen eines zunehmend hyperaktiven Menschen.

Anhand persönlicher Erfahrungen, prägnanter Fallbeispiele und theoretischer Reflexionen legt Kohout anschaulich offen, wie in den Sozialen Medien analytische, forensische und investigative Methoden imitiert werden, um gezielt Desinformation zu verbreiten und Stoff für Polarisierung zu bieten. Und sie zeigt, welche Verantwortung jeder einzelne User dabei trägt. Wer einen glaubwürdigen demokratischen Diskurs noch nicht aufgeben möchte, sollte diese Bestandsaufnahme der digitalen Gegenwart dringend lesen.“ (Klappentext)

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Sonntag, 26. Oktober 2025

Carolin Amlinger/ Oliver Nachtwey: Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus


„Der dionysischen Kraft des Faschismus kann man nicht mit Technokratie, Demokratietrainings und Faktenchecks begegnen. Auch der Antifaschismus braucht etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ (Umschlagtext)

Ist es enervierend, uns schon seit mindestens einer Dekade immer wieder zu fragen, wie dieser zunehmenden Lust am Autoritären Einhalt zu gebieten sei? Ohja. Ist es um unser selbst und unserer Zukunft willen unabdingbar? In jedem Fall.

Ich weiß nicht, ob es am Ende die eine Antwort geben wird oder ob es nicht eher ganz viele Stellschrauben sind, die wir bewegen müssten. Klar ist aber mindestens, dass ein Hinnehmen, stillschweigendes Akzeptieren oder Ignorieren in keinem Fall die Lösung sein kann.

In diesem Sinne müssen wir uns diesen Fragen immer wieder stellen. Gemeinsam!

„Donald Trump versprach vor seiner erneuten Wahl, die liberale Demokratie aus den Angeln zu heben. Er wurde nicht trotz, sondern wegen dieses Versprechens gewählt. In Gekränkte Freiheit zeigten Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, wie Libertarismus und Autoritarismus miteinander verschmelzen könnten. Wenige Jahre später hat die Realität ihre soziologische Diagnose auf bedrückende Weise bestätigt. Nun befassen die beiden sich mit den Wähler:innen und Followern von Traum, Musk sowie der AfD.
Woher diese Lust an der Zerstörung? Und warum folgen so viele Bürger:innen den libertären Autoritäten in den selbstgewählten Faschismus? Auf der Grundlage umfangreicher empirischer Forschungen, darunter einer Vielzahl ausführlicher Interviews, entwickeln Amlinger und Nachtwey eine Erklärung: Im Kern richtet sich diese Revolte gegen die Blockade liberaler Gesellschaften, die ihre Versprechen auf Aufstieg und Emanzipation nicht mehr einlösen. Die beiden analysieren mit Erich Fromm, dass die Zerstörung der Gesellschaft ein letzter, verzweifelter Versuch ist, nicht von ihr zermalmt zu werden.“ (Klappentext)


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Mittwoch, 22. Oktober 2025

Nelio Biedermann: Lázár


„In ‚Lázár‘ erzählt Nelio Biedermann, inspiriert vom Schicksal seiner Familie, die Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie in den Strudeln des 20. Jahrhunderts – ein Roman wie eine Welt, so farbig, sinnlich, traurig und schön wie das Leben selbst. ‚Lázár‘ wird in mehr als zwanzig Ländern erscheinen.“ (Umschlagtext)

Jaja, alle haben gerade den Biedermann auf dem Lesestapel. Entgegen all meiner Gepflogenheiten bin ich jetzt mal mit dabei, beim Trend. Und wehe, das lohnt sich am Ende nicht. 😉

Spannend find ich, dass – egal wie egalitär wir als Lesende so eingestellt sein mögen – diese Geschichten von alten Adelsfamilien irgendwie trotzdem immer wieder ihr Publikum finden. Ob es nun der romantisierte alte Glanz ist oder die Faszination des Unterganges und Wandels – irgendwas muss es ja haben, dass uns da anspricht.

Merkposten für mich: Auch auf Geschichten von Menschen aus einfachen Verhältnissen achten und mal etwas vergleichen.

„Alles beginnt, sogar das Ende, als Lajos von Lázár, das blonde Kind mit den wasserblauen Augen, zur Welt kommt. Seinem Vater, dem Baron, wird der Sohn nie geheuer sein, als ob er dessen Geheimnis ahnte. Mit Lajos´ Geburt im Waldschloss bricht auch das 20. Jahrhundert an, das das alte Leben der Barone Lázár im südlichen Ungarn für immer verändern wird. Der Untergang des Habsburgerreichs berührt erst nur ihre Traditionen, aber alle spüren das Beben der Zeit, die schöne Mária ebenso wie der geisterhafte Onkel Imre. Als Lajos in den zwanziger Jahren sein Erbe antritt, scheint der alte Glanz noch einmal aufzublühen. Doch die Kinder Eva und Pista – der das Dunkle so liebt – müssen erleben, wie totalitäre Zeiten ihre wuchtigen Schatten werfen – und lernen, gegen sie zu bestehen.
Ein Roman wie eine Welt, die überwältigende Saga einer Familie, getrieben von der Liebe und der Sehnsucht nach ihr, in den Strudeln des 20. Jahrhunderts. Fesselnd und berührend, zugleich voller Leichtigkeit, voller Träume und Geheimnisse, in denen sich die ganze Tragik und Schönheit der Existenz spiegelt. Und – ob angesichts historischer Katastrophen oder schöner Sommertage – die ewige Frage, wie man leben soll.“ (Klappentext)

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Sonntag, 19. Oktober 2025

Mosaik #598


Stories zum Besten geben zur Unterhaltung und zum Angeben – och, olle Münchhausen hätte auch heute seinen Spaß. Und wenn er einen Social Media Account hätte … 😉

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Donnerstag, 16. Oktober 2025

Michael Sommer/ Stefan von der Lahr: Die verdammt blutige Geschichte der Antike ohne den ganzen langweiligen Kram


„1200 Jahre Antike – eine goldene Zeit voller Weisheit, Schönheit, Tugend? Fehlanzeige! Stattdessen munteres Morden der Griechen und Römer vom Olymp bis zum Forum. Mit diesem herrlich respektlosen Buch führen uns Michael Sommer und Stefan von der Lahr raus aus der historischen Komfortzone und rein in eine Geschichte von Menschen, denen Sie besser nicht im Dunkeln begegnen …“ (Umschlagtext)

Naja, dass das vom Kinolicht geschönte Bild der Antike keine Geschichtsschreibung ist, sollte ja eigentlich klar sein. Dass es damals, vorsichtig formuliert, sehr ruppig zuging, eigentlich auch. Insofern erwarte ich gar nicht so viele Neuigkeiten in diesem Band – unterhaltsame Geschichtsschreibung aber schon.

Aber ohne Popcorn, das wischt sich so schlecht von Buchseiten. 😉

„Wer heute staunend vor der Akropolis in Athen oder den betörenden Fresken von Pompeji steht, übersieht leicht die breite Blutspur, die Griechen und Römer durch die Geschichte gezogen haben. Zwar grüßen aus der Vergangenheit klangvolle Namen wie Achill oder Romulus, Perikles oder Alexander, Caesar oder Augustus. Doch das Geschäft dieser und vieler anderer Herren war nicht zuletzt das Morden im Großen und Kleinen: im Krieg und an politischen Gegnern, ja sogar an Freunden, wenn sie sich gar zu eigensinnig verhielten. Aber, aber … hat man damals nicht die Demokratie erfunden und eine Republik gegründet? Wer glaubt, dass Demokraten und Republikaner keine blutigen Eroberer sein konnten und davor haltmachten, den Freiheitsdrang von Zehntausenden gewaltsam zu unterdrücken, der irrt. Höchste Zeit für eine andere Geschichte der Antike! Von der Eroberung Trojas bis zum Fall Roms: Michael Sommer und Stefan von der Lahr erzählen uns die ganze verdammte Wahrheit, faktentreu, farbecht und ohne Tabus.“ (Klappentext)

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Mittwoch, 15. Oktober 2025

Douglas Stuart: Shuggie Bain


„Der Tag war mau.“ (Seite 11)

Puh, diese Geschichte ist wirklich durch und durch trostlos. Schier unglaublich ist es, dass die Figuren dennoch auch ihre Momente der kleinen Hoffnung haben. Und, dieses Buch kann man nicht einfach wieder weglegen.

Shuggie ist ein kleiner, zierlicher Junge, der nicht so recht in das raue Glasgow der 80er Jahre passen will. Er lebt mit seiner Mutter, Schwester und Bruder als jüngstes Kind der Familie zusammen.

Als Familie würden das die beiden Ältesten vermutlich eher nicht beschreiben. Zu lange schon erleben und erdulden sie den anhaltenden Abstieg dieser Schicksalsgemeinschaft. Dass die Kinder unterschiedliche Väter haben, ist dabei das geringste Problem. Dass keiner von ihnen da ist, schon eher.

Agnes, die Mutter der drei, steht im Mittelpunkt des Romans. Das widerspricht insofern nicht dem Titel des Buches, der den Fokus auf Shuggie legt, weil sich das Leben der Kinder um ihre Mutter dreht.

Als junge Frau ist Agnes ins Leben gestartet mit großen Plänen, Hoffnungen und Erwartungen. Allein Zeit und Ort und vermutlich das Umfeld ließen ihr wenig Spielraum. Als auffallende Schönheit, die sich herauszuputzen weiß und das auch in ihren dunkelsten Stunden noch durchzieht, fällt sie auf. Männer umschwirren sie und sie wird die Hoffnung bei jedem nicht los, dass sich noch ein besserer findet. Letztlich findet sie sich ausgenutzt und abgeschoben in einer heruntergekommenen Bergarbeitersiedlung außerhalb der Stadt wieder.

Hier bewohnt die Familie zwar ein Haus, aber die seit langem geschlossene Zeche hat nichts als Armut und Hoffnungslosigkeit hinterlassen. In einem ihrer kurzen Momente von Aktivismus putzt Agnes Haus und Garten so gut heraus, wie es nun mal so geht. Die Nachbarinnen hassen sie ohnehin. Es ist die irgendwie ewige Geschichte der Alleinstehenden, die allein deswegen schon von den Männern wie Freiwild begafft und von deren Frauen argwöhnisch beäugt wird.

Was hier alle dann doch verbindet und sich zugleich durch Agnes Leben zieht, ist der Suff. Die offenbar einzige greifbare Möglichkeit, dem Hier und Jetzt zu entfliehen. Die drei Kinder kennen all die Phasen des Alkoholismus und richten ihr Leben danach aus. Die älteren Beiden haben längst verstanden, dass sie nur sich selbst werden retten können. Die Schwester wechselt gleich den Kontinent, heiratet dort und bleibt fernab. Shuggies Bruder braucht etwas länger, sieht aber auch zu, dass er auf eigenen Beinen steht und Abstand gewinnt. Einzig Shuggie ist für eine derartige Flucht noch zu klein. So lastet all die Verantwortung auf seinen schmalen Schultern. Das er sie nicht wird tragen können, ist so absehbar wie nur was.

Agnes Zustand bestimmt sein Leben. Er ist es, der den Zustand seiner Mutter mit Argusaugen bewacht und alles danach auszurichten lernt. Er holt das Geld vom Amt, er sorgt dafür, dass nicht alles Geld in Bierdosen fließt und wenigsten etwas zum Essen im Haus ist.

Auch dazu gehört, dass Agnes Shuggie eine Unbeugsamkeit lehrt, die ihm vermutlich das Leben retten wird. In ihren größten Niederlagen setzt sie sich selbst volltrunken noch an den Schminktisch, macht sich zurecht und zeigt der Welt, was eine Lady ist. Und wenn sie so loslegt, möchte man beim Lesen Beifall klatschen.

Diese Lektion, sich nicht auch noch von den anderen runtermachen zu lassen, braucht der kleine Shuggie, der es als Sohn einer alleinerziehenden Alkoholikerin schon schwer genug hätte. Dass er obendrein für seine sanfte Art, das „feminine“ Auftreten von den Kindern in der Nachbarschaft regelrecht gemobbt wird, ahnt Agnes allenfalls.

Es gibt die kleinen Momente im Roman, in denen kurz Hoffnung aufschimmert. Agnes versucht tatsächlich trocken zu werden. Aber wie soll das klappen in einem Umfeld, dass sie fallen sehen will, damit sie genauso tief am Boden liegt wie alle um sie herum?

Douglas Stuart braucht keine dramatische Sprache, um die Trostlosigkeit des Alltags einzufangen. Die klaren, unverblümten Beschreibungen fordern beim Lesen einiges. Und trotzdem lässt sich diese Geschichte einfach nicht beiseitelegen. So erging es zumindest mir.

Ich denke, es wird nicht lange brauchen, dass auch der zweite Roman des Autors, der inzwischen auf Deutsch vorliegt, ebenfalls auf meinem Lesestapel landen wird. 😉

Kurz und gut: Lesen, einfach nur lesen!

(Übersetzung: Sophie Zeitz)

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Montag, 13. Oktober 2025

Heidi Kastner: Dummheit


„Über die Dummheit zu schreiben ist immer ein prekäres Unterfangen.“ (Seite 9)

Ey, bist du dumm? Ich Dummerchen! Dummdreist. Dumm wie Brot. Dummbatz!

Ok, „dumm“ gehört offenbar nicht zu den ganz arg schlimmen Kennzeichnungen von Menschen, lässt aber auch genügend Spielraum für Nuancen von vollkommenem Unverständnis bis hin zur koketten Verniedlichung. Wie gut, dass sich die forensische Psychiaterin Heidi Kastner einer kleinen Untersuchung der Dummheit angenommen hat.

Das schöne bei einem solchen Thema ist, dass wir Alltagsbeispiele am laufenden Band einsammeln. Dieses Büchlein geht über reine Erfahrungsevidenz natürlich weit hinaus. Aber der Abgleich im Hinterkopf beim Lesen war schon recht unterhaltsam.

Zunächst scheint Dummheit nicht zwingend etwas über das Wissen auszusagen, über das jemand verfügt sondern eher über die Fähigkeit (oder den Willen) dieses auch einzusetzen. 

Ganz praktisch könnte das beschreiben, dass ich bei handwerklichen Fragen im Kopf schon ganz sicher bin, wie etwas zu sein oder zu funktionieren hat. Nicht unbedingt kommt dann der Nagel deswegen auch gerade in die Wand oder ins Holz. Sich dumm anstellen ist ja quasi auch eine wirklich hohe Disziplin.

Persönlich nutze ich ja gern, dass das sich Dummstellen sprachlich nicht so weit davon entfernt ist und mitunter hilfreich dabei, ungeliebten Tätigkeiten nicht nachgehen zu müssen. (Ich sehe direkt vor mir, wie der MM da mit den Augen rollt, gelle. 😉)

Dummheit hat, so würde ich hier schon mal dazwischenschieben, also womöglich etwas mit blinden Flecken zu tun. Seien sie im eigenen Auge zu finden oder vielleicht auch im Auge anderer zu provozieren. Aber das klingt ja erstmal immer noch recht putzig.

Das sich Dummstellen führt, finde ich, durchaus hin zu einem Punkt, den Heidi Kastner in ihrem Band auch aufmacht – nämlich die Ausprägung, in der jemand bewusst Fakten leugnet bzw. ignoriert. Und jenseits des ganz Alltäglichen wird es, wenn es dann um Politik, Gesellschaft, Debatten geht doch nicht nur anstrengend, sondern schon auch gefährlich.

Seit geraumer Zeit müssen wir ja nun schon im politischen Raum erleben, wie das dummdreiste (sic!) Leugnen und Ignorieren von Fakten einfach zur Methode erklärt wird. Faktenchecks hin oder her. Die Rechtspopulisten in allen möglichen Ländern liefern dafür tagtäglich unschöne Beispiele. Leider versuchen manche dem Nachzueifern – eigentlich auch eine Form der Wissens- oder Handlungsverweigerung, also sich Dummstellen.

Spannend in Kastners Ausführungen und Überlegungen fand ich auch das Kapitel über Gefühlsdummheit. Ein Wort, bei dem ich sofort aus Alltagserlebnissen frei assoziieren kann. 😉

Damit das alles nicht salopper wirkt, als der Anspruch des Büchleins aus der Reihe „Übermorgen“ des Wiener Indieverlags Kremayr & Scheriau, sei darauf hingewiesen, dass auch in dieser Ausgabe durchaus ernsthaft wissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde gelegt werden, um Facetten des titelgebenden Phänomens zu beleuchten. Und das ist definitiv bestens gelungen.

Kurz und gut: Informativ, anregend und soooo anschlussfähig. Lesen!

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