Freitag, 9. Oktober 2015

T.C. Boyle: San Miguel



Draußen kippt der Oktober ins triste, feucht-kalte Grau - irgendwie passend, da noch einmal gedanklich auf diese wirklich unwirtliche Insel San Miguel zurückzukehren. Während des Lesens habe ich immer mal wieder einen Blick auf Satellitenaufnahmen von der Insel geworfen. Nichts als Gestrüpp, Schafe und Sand. Warum sollten Menschen bloß dort hin wollen?

Am Anfang steht natürlich - wie immer die Hoffnung. Hoffnung auf ein auskömmlicheres Leben, Freiheit, Unabhängigkeit - das verbindet die beiden Paare, die der Roman im Abstand von 50 Jahren vorstellt und auf die Insel begleitet. Aber wie so oft trifft die Hoffnung auch hier auf eine raue Wirklichkeit.

Das wilde Klima mit wochenlangem Regen, Nebel und stürmisch wehendem Sand fordern genauso heraus wie die Abgeschiedenheit. Ein wirklich autarkes Leben ist ganz offensichtlich nicht möglich.

Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich schon einmal festhalte, dass beide Paare am Ende scheitern.

Boyle beschreibt die Wege des Scheiterns, in denen sich Manches wiederholt. Für mich zum Beispiel die so banale wie richtige Erkenntnis, dass man seinen gesamten Hausrat, Freunde, ein ganzes Leben zurücklassen kann. Uns selbst haben wir aber trotzdem immer im Gepäck.

Wirklich sympathisch wurde mir keine der Figuren. Gewirkt hat die Geschichte auf mich trotzdem. Anderes von Boyle fand ich zwar mitreißender geschrieben. Aber so eine karge, einsame Insel hat eben ihre eigenen Gesetze.

Sehnsucht ist echt so ein ganz komisches menschliches Ding.

#leseherbst #roman #tcboyle #dtv #sehnsucht

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