„unglaublich erschütternd! Und doch …
Uuups! Sorry …
Herzlich willkommen! Ich bin Apostolos, wir wollten Sie
heute unbedingt dabeihaben …
… damit Sie unser Treffen nicht verpassen …
… mit diesem Mann!“ (Seite 11)
Der Autor Apostolos Doxiadis begrüßt uns gleich erst einmal
persönlich im Vorwort. Er ist verabredet mit dem Mathematiker Christos H.
Papadimitriou, um über das Projekt zu sprechen, dessen Ergebnis wir als
Leser*innen in den Händen halten: Die Geschichte einer epischen Suche nach
Wahrheit, wie es im Untertitel heißt.
Dass es um eine Suche nach den Grundlagen der Mathematik
geht und die anhand der Biografie von Bertrand Russel erzählt und dargestellt
werden soll, wird im Gespräch der beiden schnell klar. Es soll kein Sach-Comic
werden, sondern erzähltes Leben, das für eine Idee steht. Die Idee von den
Grundlagen der Mathematik, von einer Form von Wahrheit.
Ich muss gestehen, dass ich ein Sachbuch über Mathematik nun
so gar nicht interessant gefunden hätte. Der Zugang über eine konkrete historische
Figur wiederum erleichterte mir deutlich den Einstieg. Keine Frage, damit wurde
nun nicht gerade das Rad neu erfunden. Aber die Mischung aus dem erzählerischen
Ansatz und der Umsetzung als Comic erreicht mich persönlich dann doch recht
unmittelbar.
Die kolorierten Bilder von Alecos Papadatos und seiner
Ehefrau Annie di Donna kommen realistisch genug daher, auch comic-fernen
Leser*innen nicht zu „kindisch“ zu erscheinen. Zugleich nutzen sie die
Möglichkeiten des Mediums aus für Rückblenden, Zeitsprünge, emotionale Szenen
aber auch die Entwicklung der Idee über Dialoge. Das alles fügt sich für meinen
Geschmack ganz ordentlich und ansehnlich zusammen und reißt mitunter auch ein
wenig mit.
Ähnliches, mitunter in variierender Qualität und Tiefe, ist
inzwischen auch zu anderen Themen zu finden. Von den gleichen Zeichner*innen
gibt es einen Band über Demokratie; Darstellungen zu verschiedenen
Wissenschaftler*innen (z.B. Alan Turing) aber auch Künstler*innen sind als
Sach-Comics erhältlich oder als Biografien; Economix
erklärt uns, wie Wirtschaft funktioniert und und und …
Neben den Literaturadaptionen, die ja fast schon als eigenes
Genre gelten dürften und den Weg in die Buchhandlungen jenseits des engeren
Comic-Marktes geschafft haben, ist dies sicher eine weitere Möglichkeit,
Leser*innen zu erreichen, die mit Comics bisher vielleicht nicht viel anfangen
konnten. Zugleich wird auch diese weitere Diversifizierung zu anhaltenden
Debatten im Comic-Lager führen, wo sich zwar alle über mehr Aufmerksamkeit für
Comics freuen aber nicht alle glücklich mit jeder Form von Comic sind.
Kurz und gut: Ich freue mich über dieses Geschenk zweier
sehr guter Freunde und empfehle es gern weiter. 😉
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