Dienstag, 22. Januar 2019

Rodrigo Rey Rosa: Die Gehörlosen



„In San Miguel Nagualapán gab es drei Quiché-Indianer von bescheidener Herkunft – ein Großmütterchen und seine zwei Enkel -, die allwöchentlich zur Lagune reisten, um Miniaturmahlsteine an die Touristen zu verkaufen.“ (Seite 9)

Cayetano ist ein junger Mann von zwanzig Jahren und mit verträumten Augen. Er lebt in einfachen Verhältnissen in den Bergen Guatemalas bei seiner Mutter und träumt von seinem Mädchen und einem guten Leben. Das gute Leben lernt er kennen, als sein Onkel ihn nach Guatemala-Stadt holt, um als Leibwächter für eine junge, schöne und reiche Frau zu arbeiten. Ans Dorf denkt Cayito fortan immer weniger.

Das ist auch kein Wunder, schließlich ist das Leben in der Hauptstadt so ganz anders als sein bisheriges. Natürlich gibt es auch die schrundigen Viertel in der Stadt. Aber als Leibwächter trägt er einen Anzug und eine Waffe und begleitet seine Chefin durch ihren Teil der Stadt, der prunkvoll und friedlich ist.

Die Leibwächter, zu denen er nun gehört, pflegen ein Leben zwischen Servilität gegenüber ihren Auftraggebern und dem machohaften Gehabe von Männern mit Pistolen, die glauben, der Anzug dazu mache sie schon zu etwas Besserem. Cayito ist für diese rauhbeinigen Typen irgendwie zu jung, zu smart, zu verträumt und vor allem zu verliebt – in seine Auftraggeberin.

Nach eine Partynacht ist die junge Frau dann allerdings verschwunden. Es folgen merkwürdige Anrufe mit ihrer Stimme und auch eine Lösegeldforderung. Die Familie scheint aber willens, die Suche für Cayitos Geschmack viel zu früh aufgeben zu wollen. Also macht er sich auf eigene Faust auf den Weg – dessen Ende ich hier mal galant verschweige. 😊

All die Entwicklungen und Verwicklungen erzählt Rodrigo Rey Rosa ohne Klischees, schnörkellos bis angenehm nüchtern, auch dann, wenn sich mystische Elemente in diesen thrillerhaften Roman zeigen. Ganz nebenbei zeichnet er ein Gesellschaftsbild, dass die Kluft zwischen den Wohlhabenden und den Armen in diesem mittelamerikanischen Land einfängt.

Aufmerksam wurde ich auf den Roman, fällt mir da ein, weil er 2016 auf der Hotlist der Indiebooks stand. Ganz abgesehen davon, dass die Aufmachung in der Ausgabe des Septime Verlags mal wieder sehr gelungen ist. Dafür mag ich den Verlag immer wieder.

Kurz und gut: Ein spannender und gut erzählter Ausflug nach Guatemala gefällig? Dann ist dieser Roman genau das Richtige und Rodrigo Rey Rosa eine Entdeckung!

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