Sonntag, 6. Februar 2022

Fiston Mwanza Mujila: Tram 83


(Übersetzung: Katharina Meyer/ Lena Müller)

 

„Im Anfang war der Stein, und der Stein schuf den Besitz und der Besitz den Rausch, und im Rausch kamen Menschen jedweder Gestalt, die schlugen Bahntrassen in den Fels, fertigten ein Leben aus Palmwein und entfachten zwischen Markt und Minen ein System.“ (Seite 7)

 

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich diesen Roman gelesen habe. Um mich einzustimmen, weil ich dann doch wenigstens ein paar Gedanken aufschreiben möchte, lasse ich Musik von John Coltrane laufen, ganz wie es der Umschlagtext quasi empfiehlt.

 

Mujila erzählt die Geschichte zweier Freunde, die sich in einer schier unmöglichen, chaotischen, korrumpierten und korrumpierenden afrikanischen Metropole wiedertreffen. Der eine ist ein nicht sonderlich erfolgreicher Schriftsteller, der andere schlicht ein Gauner. Zentraler Ort des Romans und dessen Namensgeber ist der Nachtclub Tram 83, der einzige der Großstadt. Und so treffen sich hier alle, die Guten und die Bösen, die Gutwilligen und die Bösartigeren, Halunken und ehrliche Gesellen, Prostituierte, Arbeiter …

 

Es entspinnt sich ein Kaleidoskop an Facetten des Lebens in dieser unmöglichen Stadt, in der offenbar kaum ein sinnvolles Leben möglich scheint – wenigstens nach unseren wohlgeordneten westlichen Maßstäben. Das Tram 83 scheint etwas wie eine exterritoriale Zone zu sein, auch wenn hier Hass und Leidenschaften durchaus auch einmal durchschlagen.

 

Bei diesem Roman ging es mir wie bei Musik so oft. Ich hab auf den Sound geachtet, der mich auch mitschwingen ließ, aber der Text entzog sich doch meiner Aufmerksamkeit. Oder anders formuliert, ich kann kaum wiedergeben, was die Geschichte des Romans eigentlich ist. Aber der Rhythmus, der Sound von Mujilas Sprache war eindringlich.

 

Ich vermute mal, dass ich den Text im für mich falschen Moment gelesen habe. Vielleicht doch etwas zu unaufmerksam. Mir fiel das schon bei der Lektüre auf und ich kenne das durchaus auch von anderen Büchern. Da bleiben eigentlich nur zwei Entscheidungen: Entweder weglegen und nach einer Weile neu beginnen. Oder, und dafür hatte ich mich hier entschieden, weiterlesen.

 

Was ich sicher sagen kann, ist, dass Fiston Mwanza Mujila schreiben kann. Ihm gelingt es ein Tempo, einen Sound anzuschlagen, der diese Metropole und die Nächte im Tram 83 buchstäblich spürbar macht. Vielleicht bin ich als Leser manchmal auch zu sehr handlungsfixiert und mir verpasste so den Einstieg in die Handlung der Geschichte. Genossen habe ich diese Lesereise dennoch. Und darum wollte ich auch dennoch ein paar Zeilen dazu tippen.

 

Kurz und gut: Fiston Mwanza Mujila kommt für mich auf die Liste: Muss ich noch einmal lesen. Ein „Lesen!“ gibt es trotzdem jetzt schon. So! ;)

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