Samstag, 31. Mai 2025

Mario Vargas Llosa: Die jungen Hunde


„‘Die jungen Hunde‘ bestätigen die Meisterschaft es Autors, Stimmen, Konflikte und Persönlichkeiten einzufangen … Sein unermüdlicher Wille schafft sich das notwendige Instrumentarium, diese Gesellschaft in totalen Visionen, Mythen und Metaphern von autonomer Gültigkeit vorzustellen. José Miguel Oviedo“ (Umschlagtext)

Das erste Mal las ich in den frühen Neunzigern etwas von Vargas Llosa: Lob der Stiefmutter. Mit seinen wunderbaren Anspielungen genau das Richtige für einen pubertierenden Hormonbatzen. 😊

Wie viel mehr der spätere Nobelpreisträger so geschrieben hat, habe ich dann erst nach und nach entdeckt und über die Jahre auch schon etliches gelesen. Meine Leseliste zu diesem Autor ist aber noch lange nicht durch. Ich füge mal diese Novelle hinzu, die mir bei der besten aller Buchdealerinnen in die Hände fiel. 😉

„Die Novelle aus dem Jahr 1967, seine literarische Kostbarkeit von zentraler Bedeutung, schließt sich thematisch an Vargas Llosas Roman Die Stadt und die Hunde (st 622), formal an den Roman Das grüne Haus (st 342) an. Die jungen Hunde schildert die Unmöglichkeit für ‚Schwanz Cuéllar‘, den sexuell verstümmelten Jugendlichen, sich in der Welt der ‚normalen‘ Erwachsenen einzugliedern. Cuéllars Person wird nach und nach vernichtet; er kann nie ‚ein ganzer Mann‘ sein und ist unfähig, einen anderen Lebensinhalt zu finden. J.M. Oviedo schreibt in seinem Nachwort: ‚Die größte Originalität der Erzählung liegt weder in dem komischen Realismus noch in dem gesellschaftlichen Symbolismus, sondern in der Erfindung einer Form, die eines der kühnsten formellen Experimente innerhalb der spanischen Sprache darstellt.‘“ (Verlagstext)

(Übersetzung: Wolfgang Alexander Luchting)

#lesefrühling #novelle #roman #mariovargasllosa #suhrkamp #südamerika #jugend #gesellschaft #nobelpreis #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur

Donnerstag, 29. Mai 2025

Johannes Hillje: Mehr Emotionen wagen. Wie wir Angst, Hoffnung und Wut nicht dem Populismus überlassen


„Das Scheitern der reinen Sachlichkeit

Populisten und Extremisten dominieren die politischen Emotionen. Sie schüren nicht nur Wut, sondern gelten ihren Anhängern auch als Hoffnungsträger. Demokratische Kräfte wirken dagegen oft blutleer und technokratisch Dabei lehrt die Geschichte, dass man die Emotionen nicht den Radikalen überlassen darf. Dieses Buch fordert ein Umdenken und zeigt, wie Emotionen zur Politik gehören und in den Dienst der Demokratie gestellt werden können. Anhand von eigenen Studien und konkreten Beispielen beweist Johannes Hillje, dass Hoffnung, Wut und Angst zu einer neuen demokratischen Emotionskultur gehören.“ (Umschlagtext)

Dass Parteien und politische Vertreter:innen nicht nur um die Köpfe, sondern auch um die Herzen ringen wollen, ist jetzt keine Neuigkeit. Behauptet wird das zumindest schon lange. Gleichzeitig tun wir ja alle gern so, als ginge es immer nur um das bessere Argument. Spätestens, wenn mein eigener politischer Kompass angesprochen wird, damit ich entscheiden kann, ob ich etwas gut oder richtig finde, ist das natürlich nicht nur rational. Denn der Kompass richtet sich aus an meiner Sicht auf die Welt, an meinen Einstellungen und Werten. Auf diesem durchaus auch emotionalen Fundament kann ich dann im besten Fall rational argumentieren.

Trotzdem ist die Beobachtung ja nicht falsch, dass zum Beispiel der Rückbezug von Politik auf Expert:innen für dies oder das Debatten oft bürokratisiert, sehr technisch klingen lässt, selbst wenn die Frage, um die es geht im Kern eine Wertefrage ist. Populisten gehen diesen Umweg nicht und zielen dagegen direkt auf die Emotion.

Ich bin gespannt, ob der Band Neues in die Debatte um den Umgang mit Populismus beitragen kann und was für Lösungen der Autor so vorschlägt. 😉

„Der demokratischen Mitte fehlt es an probaten Mitteln gegen Populismus. Die Strategie der Sachlichkeit ist gescheitert. Allein mit Fakten ist gegen Fakes und Lügen nicht anzukommen. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach wirksamen Lösungen gepaart mit einer emotionalen Ansprache groß. Höchste Zeit für eine emotionale Wende!
Doch wie spricht man Emotionen an, ohne die Demokratie zu gefährden? Und wie kann daraus eine neue Kultur der demokratischen Emotionalisierung entstehen? In ‚Mehr Emotionen wagen‘ bietet Johannes Hillje konkrete Ansätze, wie demokratische Kräfte kontroverse Themen wie Migration und Klima emotional, aber nicht populistisch kommunizieren und Radikale und Populisten in ihre Schranken weisen können.“ (Klappentext)

#lesefrühling #sachbuch #johanneshillje #piper #politik #populismus #demokratie #emotionen #kommunikation #trainerlife #polbil #lesen #leselust #leseratte #bücher

Freitag, 23. Mai 2025

Mosaik #594


Die Entdeckung Alaskas – passt doch zum unangenehm kalten Maitag. Oder auch: Männer, die auf Balkonen starren. 😉

#lesefrühling #comic #abrafaxe #mosaik #zeitreise #abenteuer #russland #beringstrasse #alaska #entdecker #wissen #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #yesyoucomican

Mittwoch, 21. Mai 2025

Jonas Christian Ulrich: Auf die Fresse!


„Hauptberuflich sind Kalle, Maik und Lars Totalversager. Sie teilen eine Leidenschaft: Fußball. Bald zählt auch Uschi, die Freundin von Lars, zu den eingeschworenen Fans des BFC DYNAMO, des Rekordmeisters der DDR-Oberliga. Lang ist´s her! Aber in dieser Saison tritt der Verein als Berliner Landesmeister im DFB-Pokal an. Der nächste Gegner ist ausgerechnet BAYERN MÜNCHEN! Allerdings haben die vier bundesweites Stadionverbot. Das größte Spiel seit der Wende und sie dürfen nicht dabei sein? Uli Hoeneß – wir kommen! In einem zusammengeflickten Trabi, ohne Geld und Restvernunft, verfolgt vom Imagebeauftragten des BFC und von der Polizei, schlagen sie sich durch zur Allianz-Arena.

EIN VERRÜCKTER ROADTRIP AUF DER SUCHE NACH EINEM GROSSEN BISSEN LEBEN UND DEM ECHTEN FUSSBALL.“ (Umschlagtext)

Endlich da. Bei der Premierenlesung mit Jonas Christian Ulrich anlässlich der #lbm in der Moritzbastei in Leipzig war das Buch noch nicht lieferbar. Nun kann ich die Geschichte selbst nachlesen. Obwohl die Lesung von Jonas ja sehr fetzig war. Sagt man das noch? 😉

Egal, ich bin nicht sicher, ob ich nach dem Roman mehr Bezug zum Fußball und zu Fankultur haben werde. Aber dieser Roadtrip wird erzählerisch ganz sicher Spaß machen. 😊

In diesem Sinne seien dem Buch und Jonas ganz viele Leser:innen gewünscht!

Achja, Jonas, ich fange nicht eher an zu lesen, bis du dieses Exemplar signiert hast! Harharhar! 😉

„Der frisch auf Sozialarbeiter umgeschulte Maik hat seinen ersten Arbeitstag. Als Fanbeauftragter soll er die Hools im Stadion bei Laune halten. Nicht leicht, wenn die alten Erzrivalen UNION BERLIN und BFC DYNAMO gegeneinander antreten. Er hat sich bestens vorbereitet, und doch ist er es, der eine Rauchbombe wirft, eine Schlägerei auslöst und sich in einer Polizeiwanne wiederfindet. Und mit ihm der Ex-Boxer Lars, die schöne Uschi und der Rollstuhlfahrer Kalle, dem die frechen Sprüche und Schlachtrufe nie ausgehen. Aber das ist nur der Anfang eines großen Abenteuers, das sie zum tollsten Fußballspiel aller Zeiten führt und auch sonst noch einiges in ihrem Leben umkrempelt.“ (Verlagstext)

#lesefrühling #roman #jonaschristianulrich #eulenspiegel #fussball #fan #roadtrip #fankultur #liebe #waswichtigist #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #indiebook

Dienstag, 20. Mai 2025

Leor Zmigrod: Das ideologische Gehirn. Wie politische Überzeugungen wirklich entstehen


„Das ideologische Gehirn leistet unverzichtbare Aufklärung in Zeiten maximaler Polarisierung. Die Wissenschaftlerin und Pionierin der politischen Neurobiologie Leor Zmigrod etabliert ein neues Verständnis davon, wie unsere Überzeugungen entstehen und was wirklich helfen kann im Kampf gegen das, was unsere Demokratie grundlegend gefährdet.“ (Umschlagtext)

Ok, ich bin neugierig. Es kam und kommt ja immer wieder vor, dass Theorien oder Studien auftauchen, die nahelegen, alle Mögliche sei biologisch vorherbestimmt. Wie war das zum Beispiel noch gleich mit der Entscheidungsfreiheit, wenn das Hirn schon Signale funkt, bevor ein Entschluss bewusst getroffen wurde etc.?! Trotzdem bin ich natürlich schon gespannt, was eine politische Neurobiologie nun bedeuten und beinhalten soll. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon vorm Lesen Widerspruch in mir aufkeimen spüre. 😉

Neurobiologische Grundlagen von politischen Werthaltungen klingt irgendwie verdächtig ähnlich zu „kriminellen Genen“ und was da noch so gern fabuliert wird. Gleichzeitig fällt natürlich auf, dass Ideologien natürlich einen starken Einfluss auf Menschen und ihre Entscheidungen, Handlungen ausüben – soweit, dass man sich manchmal fragt, ob da der „gesunde Menschenverstand“ ausgeschaltet wurde.

Also, erstmal lesen und gespannt sein, was das Buch zu bieten hat. 😊

„Mit nur 29 Jahren gilt Leor Zmigrod als Begründerin eines neuen Wissenschaftsfelds: der politischen Neurobiologie. Darin erforscht sie den Zusammenhang zwischen politischen Einstellungen und der Biologie unseres Gehirns. Sie zeigt, dass unsere Überzeugungen nicht als flüchtige Gedanken losgelöst von unseren Körpern existieren. Vielmehr verändern Ideologien unser Gehirn. Und zur gleichen Zeit macht eine bestimmte neurobiologische Veranlagung empfänglich für gewisse Glaubenssätze. Weshalb sie mit einem einfachen Kartensortier-Experiment beispielsweise in der Lage ist, erschreckend akkurat auf die Weltsicht ihrer Probanden zu schließen. In zahlreichen weiteren Experimenten beweist sie den Konnex zwischen extremen politischen Positionen und unserem Gehirn und revolutioniert damit unsere Vorstellungen von Radikalisierung, Extremismus, demokratischer Meinungsbildung.“ (Verlagstext)

(Übersetzung: Matthias Strobel)

#lesefrühling #sachbuch #leorzmigrod #suhrkamp #neurobiologie #politik #ideologie #werte #debatte #polbil #trainerlife #lesen #leselust #leseratte #bücher

Donnerstag, 15. Mai 2025

Charlotte von Mahlsdorf: Ich bin meine eigene Frau. Ein Leben


„Das Leben der Charlotte von Mahlsdorf, 1928 in Berlin geboren, war ein ungewöhnliches: Die trans Frau wuchs unter einem tyrannischen Vater im nationalsozialistischen Deutschland auf und eröffnete 1960 mit ihrer Sammlung, die sie unter widrigsten Umständen zusammengetragen hatte, das Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf. Die couragierte Aktivistin, die sich auch gegen das SED-System behauptete, emigrierte 1997 aufgrund neonazistischer Angriffe nach Schweden und starb 2022.

Ihre spannende Autobiografie, die 1992 zum ersten Mal erschien, ist aufwühlend, witzig, frivol – und auch nach 30 Jahren noch aktuell. Mit der Neuauflage kehrt Ich bin meine eigene Frau endlich wieder zurück in den Buchhandel.“ (Umschlagtext)

Ein dickes Danke geht an den Jaron Verlag für die Wiederauflage des Buches und für das Rezensionsexemplar!

Wie vielen anderen ist mir Charlotte von Mahlsdorf schon lange ein Begriff; ich kann mich auch an Interviewschnipsel erinnern. Selbst der Buchtitel ist mir schon lange bekannt. Es wird also Zeit, den Text endlich mal zu lesen. 😉

„CHARLOTTE VON MAHLSDORF, 1928 in Berlin geboren, war die Gründerin des Gründerzeitmuseums Mahlsdorf. Als couragierte Aktivistin setzte sie sich für die queere Szene ein und ist bis heute eine der bekanntesten trans Frauen Deutschlands. Sie entdeckte schon als Kind und Jugendliche ihre Begeisterung für das Sammeln von Gründerzeitmöbeln, arbeitete von 1949 bis 1971 im Märkischen Museum und begann 1958 gleichzeitig mit dem Wiederaufbau des Gutshauses Mahlsdorf. 1960 eröffnete sie hier das Gründerzeitmuseum, das bis heute vom Förderverein Gutshaus Mahlsdorf betrieben wird. Charlotte von Mahlsdorf emigrierte 1997 aufgrund neonazistischer Angriffe nach Schweden und starb 2002 bei einem Besuch in Berlin.“ (Verlagstext)

#lesefrühling #autobiografie #charlottevonmahlsdorf #jaronverlag #deutschland #trans #gründerzeitmuseum #leben #queer #haltung #zeitgeschichte #indiebook #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur

Samstag, 10. Mai 2025

Paul Lynch: Das Lied des Propheten


„An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen. Paul Lynchs meisterhafter Roman ist das Buch der Stunde – und ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.“ (Umschlagtext)

Das ist mal ein schönes Beispiel für die Verführungsmacht eines Covers, eine Übernahme des Originals, glaube ich. Länger bin ich um das Buch herumgeschlichen, bevor ich es endlich in die Hand nahm und auch noch die Beschreibung spannend fand. Also hier erstmal ein Hoch auf eine gute Covergestaltung!

Das Thema des Romans trifft aber nicht weniger ins Mark. Bei all den Unkenrufen um die Selbstdemontage demokratischer Gesellschaften, dem Erstarken rechtsautoritärer Kräfte und Parteien sind Dystopien wie diese oder auch wie der „Report der Magd“ so unendlich nah gerückt. Ich hoffe auf eine Lektüre, die nicht nur den angenehmen Schauer der Unterhaltung hervorruft.

(Übersetzung: Eike Schönfeld)

„Irland ist in der Gewalt einer Regierung, die immer radikaler und tyrannischer agiert. Eilish findet sich in der albtraumhaften Logik einer kollabierenden Gesellschaft wieder, angegriffen von unsichtbaren Kräften, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sie ist gezwungen, alles zu tun, um ihre Familie zu schützen und zusammenzuhalten. Wie soll sie ihren Kindern erklären, was passiert ist, wenn sie nach dem Vater fragen? Wie wird ihr eigener, zunehmend dementer Vater auf die gravierenden Veränderungen seines Alltags reagieren? Und wie weit wird Eilish selbst gehen, um sich und ihre Familie zu retten? ‚Das Lied des Propheten‘ ist das atemlose Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe, das stilistisch und emotional seinesgleichen sucht.“ (Klappentext)

#lesefrühling #roman #paullynch #klettcotta #irland #autoritarismus #tyrannei #geheimpolizei #verfolgung #überleben #widerstand #familie #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur

Dienstag, 6. Mai 2025

Mosaik #593

 

Der Sonne so nah – ob beim Fliegen oder metaphorisch an frischen Frühlingstagen. Ähem … 😉

#lesefrühling #comic #abrafaxe #mosaik #abenteuer #zeitreise #wissen #neuzeit #fliegen #deutschland #anklam #ottolilienthal #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #yesyoucomican