Sonntag, 14. September 2025

Helmut Krausser: Aussortiert


Berlin, ein heißer Sommer: Vier kaltblütige Morde erschüttern die Stadt. Alles deutet auf einen selbsternannten Racheengel hin, der seine Opfer wegen ihrer moralischen Verfehlungen ‚aussortiert‘. Doch die beiden Kommissare Kai Nabel und Lidia Rauch glauben nicht an diese Lösung …“ (Umschlagtext)

Ich fülle meinen Regalmeter Krausser auf. Zum Beispiel mit diesem Kriminalroman von 2007. Sollte ich das nicht enden wollende Werk vom Autor jemals auf den aktuellen Stand bekommen, wird der Meter im Regal vermutlich auch nicht ausreichen.

Was mich immer noch schwer beeindruckt, ist die Varianz in den Themen und Erzählstimmen, soweit ich das bislang nachvollziehen kann. Ich habe also allen Grund anzunehmen, dass ich auch mit diesem Buch bestens unterhalten werde. 😊

„Berlin, ein heißer Sommer: Vier kaltblütige Morde erschüttern die Stadt. Alles deutet auf einen selbsternannten Racheengel hin, der seine Opfer wegen ihrer moralischen Verfehlungen auswählt. Seine Motive hinterlässt er am Tatort, mit lila Tinte auf kleinen Schildchen notiert. Doch der frustrierte, leicht depressive Kriminalhauptkommissar Kai Nabel und seine übereifrige Kollegin Lidia Rauch glauben nicht an diese Theorie. Ihre kriminalistische Intuition sagt ihnen, dass dem Fall viel niedrigere Instinkte zugrunde liegen …“ (Verlagstext)

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Donnerstag, 11. September 2025

Ruth Hoffmann: Das deutsche Alibi. Mythos "Stauffenbberg-Attentat" - wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird


„Ein Datum im Dienst der Politik

Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 scheint bestens erforscht. Und doch ist nur wenigen bewusst, dass ein breites Bündnis von rund 200 Menschen unterschiedlicher politischer Couleur am sogenannten ‚Stauffenberg-Attentat‘ beteiligt war.

Ruth Hoffmann unternimmt eine längst überfällige Dekonstruktion des legendenhaft überhöhten Anschlags auf Hitler. Sie lenkt den Blick auf die gesellschaftliche Breite der Verschwörung und zeigt, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik instrumentalisiert wird: mal um sich gegen die DDR abzusetzen, mal um ehemaligen Nationalsozialisten eine Nähe zum Widerstand anzudichten, oder, wie die AfD, um die eigene Demokratiefeindlichkeit mit einem angeblichen Widerstandsgeist in der Tradition Stauffenbergs zu kaschieren.

Der profund recherchierte Beitrag zu einem schicksalhaften Tag in der deutschen Geschichte“ (Umschlagtext)

Die Frage, was war, ist mindestens so spannend wie die, was nachfolgende Generationen dann darüber sagen und interpretieren. Zurecht wird die Art und Weise, wie Geschichte befragt wird, nicht weniger intensiv untersucht als die historischen Gegenstände selbst. Zumal hier unsere jeweiligen Interessen im Hier und Heute damit oft klarer zutage treten.

Zu den Facetten von Widerstand gegen das Nazi-Regime und dessen Verbrechen gibt es inzwischen viele Regalmeter Literatur, darunter viel Hilfreiches und einiges Hilflose. Leider ist die Aufarbeitung offensichtlich noch nicht abgeschlossen, Aufklärung und Nachdenken über das Damals heute so wichtig wie zuvor. Und unser daraus resultierendes Handeln im Heute erst recht.

„‘Der 20. Juli 1944 war schon immer ein Stachel im Fleisch deutscher Selbstgewissheit – weil er das Märchen vom verführten Volk entlarvte, das von nichts gewusst habe, und weil er zeigte, dass es möglich gewesen wäre, sich anders zu verhalten. Nur die allerwenigsten wollten sich das eingestehen, doch als Kronzeugen für jenes ‚andere Deutschland‘ durften die Widerständler gern herhalten. Das war nützlich für die Selbstdarstellung gegenüber dem Ausland und die Selbstvergewisserung nach innen.

Wie wir dieses Ereignis heute beurteilen, ist kein gesellschaftlicher Konsens, sondern das Produkt einer wechselvollen Entwicklung voller Widersprüche, empörender Vereinnahmungen und Versäumnisse.‘ Ruth Hoffmann“ (Klappentext)

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Mittwoch, 10. September 2025

Robert Seethaler: Das Feld

„Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Wäre es eine Geschichte oder die Erinnerung an einen Moment, an ein bestimmtes Gefühl, eine Regung?

Das Feld handelt von den letzten Dingen. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem großen Bild menschlicher Koexistenz.“ (Umschlagtext)

Hach, der Seethaler! Mit dem Trafikanten hat er sich mir ja ins Herz geschlichen und seither nicht enttäuscht. Einfach gute Geschichten, ganz unprätentiös erzählt und selbst Kitschiges ist plötzlich plausibel und ok.

So jemanden trifft man gern in unregelmäßigen Abständen immer wieder, setzt sich zusammen, lauscht einer Geschichte, lässt sich mitreißen – bis zum nächsten Mal.

„Was bleibt von einem Leben?

Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen von ihnen hat sie geliebt. Einer war vernünftig genug, sich seine Träume nicht zu erfüllen. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er.
In Robert Seethalers neuem Roman geht es um die letzten Dinge: um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem großen Bild menschlicher Koexistenz.“ (Klappentext)

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