Freitag, 28. August 2015

Gabriel Wolkenfeld: Wir Propagandisten



Ein junger, deutscher Slawist geht für ein Jahr nach Russland. Genauer gesagt nach Jekaterinburg, irgendwo am Ende Europas - weit, weit im Osten. Vor allem die jüngeren Leute dort, unter anderem die Studenten, die er in deutscher Sprache und Kultur unterrichtet, begegnen ihm als dem fleischgewordenen Zipfel der Hoffnung auf ein besseres Leben jenseits der gemütlichen Tristesse und der schwermütigen Leichtlebigkeit, die ihr Leben bestimmen.

Wolkenfeld erzählt in vielen kleineren Episoden, aus denen sich das Bild eines jungen Menschen herausschält, der in der irgendwie vertrauten Fremde eben doch sich selbst im Gepäck trägt. Im Gepäck ist auch, dass er als Schwuler aus Berlin hier erlebt, wie schwules Leben in Jekaterinburg versteckt und im Verborgenen blühen muss. Es ist die Zeit kurz bevor ausgelebte Homosexualität im Russland Putins als homosexuelle Propaganda verunglimpft wird.

Sprachlich gelungen fand ich viele kleine Beobachtungen und Bilder, auch wenn ich vermute, dass die literarische Stimme noch nicht ganz "ausgewachsen" ist. Ein beachtliches Debüt ist "Wir Propagandisten" für meinen Geschmack allemal.

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