Donnerstag, 27. August 2015

Marei Pelzer: Flüchtlinge: Der inszenierte Notstand (Blätter für deutsche und internationale Politik, September 2015)

https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2015/september/fluechtlinge-der-inszenierte-notstand

Ja, auch in Deutschland steht es für die Menschen nicht nur zum Besten. Viel zu viele fallen durch sämtliche Raster; es gibt Kinder- und Altersarmut, Ungerechtigkeiten etc. Richtig schlimm empfinde ich aber das selbstgerechte Selbstmitleid, das keinerlei Empathie kennt und auf das Leid Anderer mit einem beleidigten und beleidigenden "was ist deren Leid gegen meines" reagiert.
Saul K. Padover interviewte als Offizier Deutsche unmittelbar hinter der Front in den letzten Kriegsmonaten 1944/5. Seinen Bericht darüber las ich erst vor kurzem. Der endet mit der Schilderung, wie Padover sich angewidert aus seiner Arbeit zurück zieht. Angewidert, weil er das selbstgerechte Selbstmitleid, das keinerlei Empathie kennt, nicht mehr ertrug. Es begegnete ihm offenbar unzählige Male in Gesprächen auf Dörfern und in Städten, wo sich eine weitgehend unversehrte Zivilbevölkerung bitter darüber beklagte, dass freigelassene und heimkehrende Zwangsarbeiter, die nicht mehr hatten, als sie am Leibe trugen, sich von ihren Peinigern holten, was sie zum Überleben brauchten.
Damals galten die Deutschen vielen auf der Welt als hartherzig, unempfindlich gegen fremdes Leid, selbstgefällig. Welche Attribute haben wir wohl heute verdient?

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