Sonntag, 16. August 2020

André Kubiczek: Skizze eines Sommers



„Keine Ahnung, wer zuerst zu wem kam, die Melancholie zu mir oder ich zur Melancholie.“ (Seite 9)

 

Teenies um die 15, 16 Jahre sind melancholisch, voll drauf, pathetisch, infantil, großspurig, großherzig … Die Liste ließe sich wohl noch eine Weile so fortsetzen. Wegen so vieler, das weitere Leben unweigerlich prägender erster Male haftet diesem Alter ja schon etwas Mystisches an. Hoolywood machte daraus ein ganzes eigenes Genre. Warum also nun nicht auch mal ein Teenieroman aus dem Osten über das Pubertieren im real existierenden Sozialismus?

 

Die Story ist fix zusammengefasst. Es ist Sommer in Potsdam und René lebt allein mit seinem Vater zusammen. Pünktlich zu Ferienbeginn verreist der alleinerziehende Witwer und lässt eine junge, aufstrebende sozialistische Persönlichkeit mit sehr viel Bargeld für ein paar Wochen zurück. Zu René gesellen sich noch seine beiden Freunde Michael und Dirk. Die drei haben Cafés, philosophische Texte und pathetische Unterhaltungen für sich entdeckt – achja, und Mädchen.

 

Um die eine große erste Liebe klar zu erkennen, macht René den erwartbaren Umweg über die Bekanntschaft eines anderen Mädchens. An sie wollten allerdings auch die beiden Freunde herankommen, was zu den wiederum erwartbaren Umschlägen und Verwerfungen führt. Dafür rückt ein dritter Freund mehr in den Fokus, der gleich auch noch dreimal so viel Schlag bei den Mädchen hat, wie man so sagt.

 

Dieser Mädchenheld darf gehörig scheitern, wodurch das unentschlossene Leiden und letztliche Happy End für René umso hübscher hervortritt. Liebe, Freundschaft, Verrat und Melancholie also.

 

Wichtige Orte sind die Neubauwohnung – mit Durchreiche, der Platz vor der Konsum Kaufhalle und die Jugenddisco des Viertels inklusive der üblichen Platz-, Revier- und Balzrituale.

 

Dass die Stadt Potsdam heißt, das Land DDR und das Jahr 1985 geschrieben wird, habe ich als eher nebensächlich empfunden. Dies ist nicht in erster Linie ein Roman über eine Jugend in dem in der Geschichte untergegangenen Land. Für das, was der Autor erzählt, ist es wohl auch wirklich nur als Hintergrund für die Farbgebung der Story wichtig.

 

In den Blurbs im Buch wird die Sprache, die Leichtigkeit und das Verständnis für diese Lebensspanne gelobt. Ich muss zugeben, dass mir das Wort „Teeniekomödie“ beim Lesen nicht so recht aus dem Kopf wollte.

 

Ja, André Kubiczek schreibt flott, unterhaltsam, witzig. So richtig hintergründig empfand ich den Roman allerdings nicht. Nun hab ich gar nichts gegen gekonnte Leichtigkeit. Und eine nette, unanstrengende Strandlektüre ist auch nicht zu verachten. In dem Fall hätte es für mich aber auch ein nettes Filmchen im ZDF getan.

 

Kurz und gut: Nette Unterhaltung, die ich schmunzelnd aber folgenlos hinter mich gebracht habe. Kann man lesen. 

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