Montag, 29. März 2021

Marc Elsberg: Blackout. Morgen ist es zu spät



„Wie ein Verrückter riss Piero Manzano das Lenkrad herum, während die Kühlerhaube seines Alfa unbeirrt auf den blassgrünen Wagen vor ihm zuglitt.“ (Seite 9)

Für die Lust am Wandel auf dem schmalen Grat zum Weltuntergang (oder darüber hinaus) brauchte es interessanterweise Corona nicht. Diese Faszination der Krise besteht schon deutlich länger, so dass die Frage erlaubt ist, ob das nicht systemimmanent ist – vor allem, wenn man damit Geld verdienen kann. Kapitalismuskritik in dieser Story von 2012 muss man dann aber doch auch unbedingt herauslesen wollen, sonst ist es vor allem dystopische Unterhaltung.

Damit wir uns recht verstehen, ich hab wirklich gar nichts gegen Unterhaltung oder gegen Bücher, die eher da als in der hehren Literatur verortet werden. Überhaupt ist mir dieses U und E Ding eher zuwider. Also, wenn mich die Lust auf einen Katastrophenroman zu „Blackout“ greifen lässt, dann passt das schon und ich will dann auch gut unterhalten werden.

Mit diesem Roman von Marc Elsberg war es für mich dann auch so wie – musikalisch gesehen – mit Joe Cocker live zum Beispiel. Du weißt genau, warum du in dieses Konzert gehst und bekommst auf Heller und Pfennig, was du wolltest.

Worum es eigentlich geht? Achja. 😊

Das für uns doch recht verwöhnte Europäer:innen Unvorstellbare passiert: Innerhalb kürzester Zeit bricht europaweit das Stromnetz zusammen. Erst in Italien und Schweden und dann gleich noch im ganzen Rest des Kontinents. Das Russland, China und zunächst die USA verschont bleiben, lässt ja mal nichts Gutes ahnen.

Elsberg dekliniert durch, wieviel unserer Staatlichkeit und Zivilisiertheit innerhalb von 14 Tagen so zu Bruch gehen könnte. Und es überrascht mich angesichts der aktuellen Entwicklungen ja gar nicht, was da alles und wie schnell es bröckelt. Ach ja, nukleare Katastrophenlagen kommen da schon recht selbstverständlich auch noch obendrauf.

Ein genialischer Underdog darf uns durch die Story lotsen, wobei Elsberg mit hübsch filmischen Schnitten zwischen Orten und Personen nicht geizt. Das alles hat ordentlich Geschwindigkeit und Pfiff. Langweilig wurde mir auf den fast 800 Seiten tatsächlich nicht.

Spannend fand ich an mir selbst zu beobachten, dass kleine konturierte Wendungen oder leicht überdrehte Figurenzeichnungen mich bei einer solchen Story gar nicht stören, solange ich das Setting für in sich plausibel halten kann. Und das klappte bei „Blackout“ bestens.

Am Handwerk gab es von mir also nix zu meckern. Der Rest war zurücklehnen, die Leselampe anschalten, die Heizung hochdrehen und schmökern.

Kurz und gut: Dystopie geht halt immer. Bis Netflix oder Hollywood zuschlagen ist das Buch eine gute Wahl! 😉

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