„Faschistische Aufmärsche, Rassismus und Gewalt gegen Geflüchtete sind immer mehr an der Tagesordnung. So sehr diese Phänomene erschrecken, seien sie aber weniger gefährlich als die weniger offensichtlichen, so Antonio Scurati. Vielmehr schaden die Akteure den Demokratien, die populistisch auftreten. Sie reduzieren das politische Leben auf Gefühle, vor allem Angst und Groll, und vereinfachen die komplexe Realität demokratischer Gesellschaften. Dabei folgen sie bewusst oder unbewusst dem Führungsstil Benito Mussolinis. Warum und wie dieser Stil extremen Kräften den Weg bereitet, erläutert Scurati in seinem fesselnden Essay.“ (Umschlagtext)
Wenn ich in den sozialen Medien in den Kommentarspalten zu einem CSD in einer thüringischen Kleinstadt als Vorwurf lese, dabei ginge es ja nur gegen Nazis und gar nicht um Vielfalt und allerhand mehr gefährlichen Unfug, frag ich mich schon, woher das kommen mag.
Haben manche Leute es einfach nicht anders gelernt? Ist es schlicht Mutwillen? Mindestens lässt sich aber recht gesichert sagen, dass öffentlich geführte Debatten – also in den Talkshows, Nachrichtensendungen und Zeitungen – recht sicher einen Einfluss darauf haben, wie Debatten im Kleinen laufen.
Da mag die unsägliche Zirkus-Bemerkung von Merz nicht so schlimm gemeint gewesen sein. In der Folge sind die homophoben und queerfeindlichen Kommentare, die genau das aufgreifen, schlicht schnell unzählbar geworden. Und da sprechen wir noch nicht über verbales Rütteln an demokratischen Institutionen und Grundwerten.
Ich bin gespannt, welchen Aspekt in der Debatte um Populismus und dessen Gefahren für die Demokratie Scurati hinzufügen kann/wird.
„Antonio Scurati, 1969 in Neapel geboren, ist Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft. Seine Romane sind in viele Sprachen übersetzt und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Sein großes Romanprojekt ‚M‘ zum Aufstieg des Faschismus in Europa machte ihn international berühmt und stand auf Platz eins der italienischen Bestsellerliste. Im Juni 2024 wurde Scurati für sein Wirken mit dem renommierten Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet.“ (Verlagstext)
(Übersetzung: Enrico Heinemann)
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