Spanien, Baskenland. Nach einer wahren Begebenheit aus den Achtzigerjahren.
Der Priester Anton verlor vor 25 Jahren seinen Vater. Der
fiel einem Attentat der baskischen Separatisten von der ETA zum Opfer und
hinterließ seinen Sohn als Waisen. Als junger Seminarist erklärte er
öffentlich, dass er den Tätern verzeihe. Das war eine mutige, eine
weitreichende Geste, die sein weiteres Leben prägen sollte.
Josu kämpfte für die ETA und ist dafür seit Jahren
inhaftiert. Seine Frau und sein Sohn besuchen ihn, der im Gefängnis im Kreise
ehemaliger Mitkämpfer seine Tage fristet. Er ist mit Anton seit der Jugendzeit
befreundet. Josu war am Attentat auf Antons Vater nicht beteiligt, aber es
waren seine Genossen.
Ebenfalls im Gefängnis sitzt Emmanuel. Er verbüßt seine
Strafe für Auftragsmorde, die er für die paramilitärische GAL verübte und die
sich gegen die ETA richteten. Als illegaler Arm des spanischen Staates tötete
er die Mörder von Antons Vater.
Mit vielen Rückblenden erzählt Javier de Isusi die
Geschichte dieser drei Männer, wie ihre Leben direkt oder indirekt miteinander
verwoben sind und von der Möglichkeit, im ehemaligen Feind ein menschliches
Antlitz zu entdecken.
Die Art und Weise, auf die die Schicksale verflochten sind,
ist dabei der Ausgangspunkt. De Isusi zeigt, wie wirkmächtig die Bande der
inhaftierten Kämpfer selbst im Gefängnis noch sind. Auch hier scheint es kein
Entrinnen aus den Feindschaften und Gräben zu geben, in denen die Beteiligten
auf beiden Seiten auf Leben und Tod festsitzen. Niemand darf hier ausbrechen,
bei Strafe der Verdammung durch die eigenen Kameraden.
Wie aber können die blutigen Auseinandersetzungen und die
mit Blut geschriebenen Erzählungen davon jemals zu einem Ende kommen? Wie
sollte Verzeihen möglich sein?
De Isusi erzählt die Geschichte ohne Vorwürfe in irgendeine
Richtung. Er lässt seinen Figuren den Raum, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
Der Stil, ein fast schon zarter Strich mit Aquarell eher zurückhaltend koloriert,
fügt sich wunderbar in diese Erzählung, unterstreicht die Nuancen in der
Entwicklung der Charaktere.
Nichts in dieser Geschichte ist leicht oder leicht
verdaulich. Es gelingt dem Comic aber, das Ganze ohne unnötigen Pathos zu
erzählen und damit den Menschen, um die es hier geht, die Möglichkeit zu geben,
in all ihren Zweifeln und Ängsten, in ihrer Wut und Ohnmacht hervorzutreten.
Für mich ist dieser Band von Javier de Isusi eine echte
Entdeckung!
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