Freitag, 3. November 2017

Zoë Beck: Die Lieferantin



“Rotweißblau waren nicht ihre Farben. Morayo Humphries war Schwarz.”

Rotweißblau sind die Farben einer nach dem Brexit erstarkenden Rechten in einem London in sehr naher Zukunft. Die Stadtpolitik aber auch das ganze Land antworten auf eine Wirtschaftskrise mit einem autoritären Kurs. Mehr Beobachtung und mehr Bevormundung der Bürger*innen. Eines der Streitthemen ist der Umgang mit Drogen. Nach dem Brexit will die Regierung einen Druxit und glaubt, damit ein drogenfreies England zu erreichen.

Dagegen formiert sich liberaler Widerstand, vor dessen Hintergrund ein kleines Start-Up für Furore sorgt. Über eine App lassen sich Drogen jeder Art bestellen, die dann unglaublich schnell geliefert werden – via Drohne. Ellie Johnson ist die DIE LIEFERANTIN und versteht ihre Dienstleistung als Teil des Widerstandes gegen die Kampagne der Regierung.

Damit gerät sie natürlich nicht nur ins staatliche Fadenkreuz sondern auch in das der Londoner Unterwelt, die ihr althergebrachtes Gewerbe bedroht sieht. Die Jagd auf Elli ist eröffnet.

Zoë Becks Roman lässt sich sowohl als Polit-Thriller, als auch als Unterwelt-Story lesen. Sympathische, idealistische Hauptfiguren treffen auf Schurken und korrupte Politiker, die sich nachts in ihren Rausch stürzen, um am nächsten Tag gegen Drogen mobil zu machen. Erschreckend ist, wie plausibel das klingt. Vermutlich ließe sich die gleiche Story mit verschiedensten anderen Aufhängern (Sexismus etc.) genauso erzählen. So funktioniert Populismus eben.

Abgesehen davon ist Zoë Beck eine spannende Geschichte gelungen, die sie schnörkellos und mitreißend erzählt. Neben der Spannung bleibt mir vor allem das Schauern über den so realistisch nahen, dystopischen Hintergrund in Erinnerung.

Und Zoë Beck kann noch viel mehr. So übersetzt und verlegt sie selbst Bücher im CulturBooks Verlag, in dessen Programm ich schon so einige Perlen gefunden habe. Aber das wird ein anderer Text.

Kurz: Zoë Beck kann Thriller. Lesen!

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