Sonntag, 16. März 2025

Ron Leshem: Feuer. Israel und der 7. Oktober


„‘Um halb sieben morgens heulten die Sirenen, und der Kibbuz Be´eri erwachte in einem irrealen Szenario. Fünf Jahre lang hatten die Angreifer trainiert, und obwohl die Nachrichtendienste davon wussten, hatte niemand meine Familie gewarnt. In Be´eri verschanzten sich die Menschen in ihren Häusern. Meine Tante Orit und ihr Sohn Itai lagen eng beieinander im Dunkeln und hielten uns in den nächsten Stunden, die eine Ewigkeit währten, telefonisch auf dem Laufenden. Sie riefen die Polizei an, vergebens. An jenem Schabbat war der Staat eingestürzt wie ein Turm aus Sand. Es gab keine Polizei, keine politische Führung mehr. Nur Menschen, allein auf sich gestellt, einen ganzen Tag lang.‘

Ron Leshem ist Autor und ehemaliger israelischer Geheimdienstoffizier. Am 07. Oktober 2023 wurden mehrere seiner Verwandten entführt, ermordet. Auf bewegende Weise zeichnet er den Tag des Terrors nach, zeigt die Wurzeln der Gewalt, schildert ein tief gespaltenes Land und wagt den Ausblick auf die kaum absehbaren Folgen.“ (Umschlagtext)

Einerseits weiß man manchmal gar nicht, wohin schauen, vor lauter grauenhaften Geschehnissen in der Welt. Und die Konzentration auf das Eine, lässt alle anderen schrecklichen Dinge sofort in den Hintergrund treten, wenn nicht ganz aus dem Bewusstsein verschwinden. Andererseits gibt es, wie beim Überfall Russlands auf die Ukraine, den Angriff auf Charlie Hebdo – oder eben beim Terrorüberfall der Hamas auf Israel auch diese Ereignisse, die sofort die Aufmerksamkeit fesseln, das Grauen unmittelbar zutage treten lassen. Ich war sicher nicht der Einzige, für den die Nachrichten rund um den 07. Oktober 2023 nur sehr schwer auszuhalten waren.

Vermutlich wird es mir beim Lesen mit diesem Buch ähnlich gehen. Aber Wegschauen kann keine Lösung sein, vor allem, weil bis heute Nichts gelöst ist. Es gibt keinen Frieden, für Israel nicht und nicht für diejenigen Palästinenser:innen, die nicht der Hamas angehören oder nahestehen. Wer kommt auch allein noch hinterher, wie viele und welche weiteren Konfliktlagen das Grauen dieses Tages inzwischen noch überlagern.

Das Buch wird sicher keine schöne Lektüre. Aber ich hoffe, eine wichtige.

„Am 07. Oktober 2023 überzog die Hamas Israel mit Terror, seither hält die Welt den Atem an – und überschlagen sich die Ereignisse. Ron Leshem zeichnet in seinem bewegenden Text jenen Tag und die Entwicklungen seither nach – und führt ein zutiefst gespaltenes Land vor Augen. Gerade der liberale, auf Verständigung bedachte Teil der Gesellschaft wurde getroffen. Was werden die Folgen sein?

Leshem, international bekannter Autor (‚Euphoria‘, ‚Beaufort‘), Journalist und ehemaliger Geheimdienstoffizier, ist auch persönlich betroffen. Die Hamas ermordete seinen Onkel und seine Tante, verschleppte seinen Cousin, der auch deutscher Staatsbürger war, als Geisel. Ein Blick in die Wirklichkeit Israels, der uns das Land auf sehr persönliche Weise nahebringt und zugleich ein großes Bild vermittelt. Das Buch zur Stunde, das den Konflikt begreifbar macht.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Ulrike Harnisch/ Markus Lemke)

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