„Am Morgen meines Konsolatsbesuchs wache ich spät auf.“
(Seite 9)
Das ist aber nicht weiter tragisch, denn schnell geht hier
gar nichts. Das lernt der junge New Yorker als erste Lektion, während er sich
um die nötigen Papiere bemüht, um nach Nigeria, in das Land seiner Eltern zu
reisen.
In 27 kurzen Kapiteln streifen wir mit ihm durch wunderbares
Chaos, Gewühl und Gewimmel von Lagos und treffen Verwandte und Freunde. Der
junge Reisende ist dabei hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach der
Sicherheit und dem Komfort seines Lebens in New York und, bei aller
Unsicherheit und Gefahr, dem Gefühl der Vertrautheit hier.
Teju Cole erreichte mich beim Lesen recht schnell. Die
Gestaltung des Buches mit Fotografien des Autors lädt schon sehr dazu ein, sich
auf diesen Trip einzulassen.
Allerdings hatte ich eher das Gefühl eine längere Reportage
zu lesen als einen Roman. Die Kapitel folgen eher locker aufeinander. Aber
vielleicht sickert hier auch das Lebensgefühl in einer Stadt, einem Land, wo
das Leben oft bestimmt ist vom täglichen Überleben und weniger mit ausgefeilter
Lebensplanung zu tun hat.
Nach Nnedi Okorafors Roman Lagune ist es in kurzer Zeit das zweite Buch, das mich nach Lagos,
nach Afrika führte – ohne mit der Stimme eines weißen Europäers zu erzählen.
Das lässt den geschilderten Alltag aus irgendwie beiläufiger, brutaler Gewalt
und exotischem Land plausibel und nachvollziehbar erscheinen, ohne
Betroffenheit oder Sensation zu erheischen.
Jetzt bin ich doch gespannt auf Open City, den Roman Coles,
der zuletzt erschient.
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