Montag, 30. Januar 2017

Teju Cole: Jeder Tag gehört dem Dieb



„Am Morgen meines Konsolatsbesuchs wache ich spät auf.“ (Seite 9)

Das ist aber nicht weiter tragisch, denn schnell geht hier gar nichts. Das lernt der junge New Yorker als erste Lektion, während er sich um die nötigen Papiere bemüht, um nach Nigeria, in das Land seiner Eltern zu reisen.

In 27 kurzen Kapiteln streifen wir mit ihm durch wunderbares Chaos, Gewühl und Gewimmel von Lagos und treffen Verwandte und Freunde. Der junge Reisende ist dabei hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach der Sicherheit und dem Komfort seines Lebens in New York und, bei aller Unsicherheit und Gefahr, dem Gefühl der Vertrautheit hier.

Teju Cole erreichte mich beim Lesen recht schnell. Die Gestaltung des Buches mit Fotografien des Autors lädt schon sehr dazu ein, sich auf diesen Trip einzulassen.

Allerdings hatte ich eher das Gefühl eine längere Reportage zu lesen als einen Roman. Die Kapitel folgen eher locker aufeinander. Aber vielleicht sickert hier auch das Lebensgefühl in einer Stadt, einem Land, wo das Leben oft bestimmt ist vom täglichen Überleben und weniger mit ausgefeilter Lebensplanung zu tun hat.

Nach Nnedi Okorafors Roman Lagune ist es in kurzer Zeit das zweite Buch, das mich nach Lagos, nach Afrika führte – ohne mit der Stimme eines weißen Europäers zu erzählen. Das lässt den geschilderten Alltag aus irgendwie beiläufiger, brutaler Gewalt und exotischem Land plausibel und nachvollziehbar erscheinen, ohne Betroffenheit oder Sensation zu erheischen.

Jetzt bin ich doch gespannt auf Open City, den Roman Coles, der zuletzt erschient.

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