Donnerstag, 9. Februar 2017

Dylan Horrocks: Sam Zabel in: Der König des Mars



Stell dir vor, es ist Comic Donnerstag. Stell dir vor, du sitzt in der U-Bahn eng eingezwängt zwischen Husten, Rascheln und lebhaftem Schwatzen und langst in die Tasche, um deinen Comic herauszufischen. Oder du beobachtest, wie sich das Meer auf den weißen Strand kräuselt, während du ausgestreckt auf der Liege in der Sonne blinzelst mit einem aufgeschlagenen Comic-Heft auf deinem Bauch.

Stell dir vor, du ziehst dich heute einfach mal in den Westflügel deines Anwesens zurück, in dem du deine Comic-Bibliothek untergebracht hast und stöberst dich durch die Regale.

Stell dir vor, du stehst im Buchladen deines Vertrauens, blätterst in einem Comic-Album. Dein Blick wandert von Panel zu Panel, bis er in einem der weißen Übergänge zwischen den Bildern hängen bleibt. Es kitzelt in deiner Nase, und schon explodiert ein kleiner Nieser, bei dem du unwillkürlich die Augen schließt.

Als du sie wieder aufschlägst, umweht dich heißer Wüstensand und blenden dich drei hoch am Himmel stehende Sonnen. Du denkst noch, dass das doch echt merkwürdig wäre für eine Buchhandlung mitten im grauen Februar. Aber schon trötet dich ein riesiges, felliges, monströses Etwas aus deinen Gedanken, weil es bedrohlich auf dich zurast. Du kannst gar nicht so schnell denken, wie du dich umdrehst und die Beine in die Hand nimmst, während sich in deinem Kopf, ganz weit hinten ein Gedanke formt.

Ist das nicht…? Ich hab doch eben noch…? Es war doch nur ein Comic!

Nach wilder Flucht und gerade so geglückter Rettung fühlt sich dein bebendes Herz nach allem, aber nicht nach einem wilden Traum an – und du bist eindeutig in dem Comic. Du erkennst die Landschaft wieder, selbst das Monster. Puh, ein echt merkwürdiger Donnerstag.

Irgendwann später, nachdem du auch noch Figuren aus dem Comic begegnet bist, wird dir dann erklärt, dass es eine Möglichkeit gäbe, von Comic zu Comic zu reisen. Sogar in die Realität oder die reale Vergangenheit ließe sich wechseln. Und es klingt auch unbedingt logisch, dass dies natürlich deshalb funktioniert, weil diese Comics mit einem ganz besonderen Stift gezeichnet wurden. Aber eigentlich müsste auch langsam Mittag sein, und donnerstags gibt es in der Kantine doch immer dieses ausgefallene vegane Angebot.

Andererseits ist es natürlich auch einigermaßen verlockend, so durch die Comic-Welten zu flitzen. Und was sich da alles erleben ließe. Abenteuer, Monster jagen, durchs All fliegen,Tentakelsex. Ok, das lässt ein wenig schlechtes Gewissen aufkommen. Betrügst du deine Lieben, wenn du dich von Comic-Figuren umschwärmen lässt? Ich meine, hey, die sind doch nicht echt. Obwohl das mit diesem Stift und dem Niesen doch absolut plausibel ist.

Aber wer würde sich sowas schon ausdenken? Klingt doch irgendwie nach einem ausgebrannten Comic-Zeichner, der irgendwo in Neuseeland hockt und sich in einer Schaffenskrise abstruse Dinge zusammen phantasiert. Oder?

Ach was, Leute, lest einfach Dylan Horrocks. Los, es ist Comic-Donnerstag! Und wenn es euch dann in der Nase juckt … ;)

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