„Soeben wird mir mitgeteilt, dass an der Ostseeküste der
Deutschen Demokratischen Republik umfangreiche Erdölvorkommen entdeckt worden
sind. Nach Angaben unserer Geologen handelt es sich um die größten bisher
bekannten Lagerstätten der Erde. Die Regierung der DDR hat sich entschlossen,
Ihnen mitzuteilen, dass ab sofort Öl zur Verfügung steht. […] Soweit ich weiß,
gilt das ab sofort. Unverzüglich.“ (Seite 7)
Wer erinnert sich nicht an die denkwürdige Pressekonferenz
von Günter Schabowski im Herbst 1989 und an den Zettel, in dem so viel an
historischer Entwicklung sich zusammenballte.
Martenstein und Peuckert berichten 25 Jahre später als
Undercover-Reporter aus dem Land des Petro-Sozialismus. Es gibt Bürgergeld und
glitzernde Fassaden. Hartmut Mehdorn leitet Robotron, Karl-Theodor Guttenberg
ist Wirtschaftsminister und Katarina Witt moderiert das Dschungelcamp, das live
aus Kuba übertragen wird.
Das schöne „was wäre wenn“-Spiel in einen Roman zu
verpacken, ist sicher keine neue Erfindung. Und so ist es irgendwie auch
folgerichtig, das auf die real dann doch öllos untergegangene DDR anzuwenden.
Herausgekommen ist ein Roman, der in jedem Fall unterhaltsam ist, aber auch
nicht versteckt, dass da etwas mehr als eine lustige Story transportiert werden
soll.
Denn natürlich ist auch in dieser alternativen Entwicklung
im Gang der Geschichte nicht alles Gold, was glänzt. Die neureichen Ossis
schauen verächtlich auf die neidischen Brüder und Schwestern aus dem verarmten
Westen herab. Rechtlose Wanderarbeiter halten die ausufernd dekadenten Partys
der Reichen und Mächtigen am Laufen.
Natürlich entlarven Martenstein und Peuckert in bester
Wallraff-Manier das Hohle hinter der glitzernden Fassade, die auf Sand gebaute
Utopie, die ohne Unterdrückungsapparat dann eben doch nicht auskommen kann.
In sich find ich das alles schlüssig und spannend erzählt.
Trotzdem fragte ich mich während und nach der Lektüre, ob es nur darum ging zu
zeigen, dass die Ossis am Ende eben kein Stück besser wären, als sich die
Wessis – um im Klischee zu bleiben – real herausgestellt haben. Hätte auch eine
zu Geld gekommene DDR automatisch sich kapitalistischen Spielregeln unterwerfen
müssen, ergänzt um ein Spitzel- und Unterdrückungssystem? Ist die Aussage also,
dass es gar keine Alternative gäbe?
Schmunzeln beim Lesen hin oder her – irgendwie ließ mich
diese Historyfiction dann letztlich doch etwas unbefriedigt zurück. Aber
vielleicht fühlt sich der Ossi in mir auch nur etwas auf den Schlipps getreten.
^^
Kurz: Kann man lesen, ist aber auch schnell wieder
verblasst.
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