Reinhard
Kleist: Johnny Cash. I see a darkness
„When I was
just a baby my mame told me, "Son Always be a good boy, don't ever play
with guns." But I shot a man in Reno, just to watch him die.“ (Johnny
Cash, Folsom Prison Blues)
Dieses Lied spielt und singt Johnny Cash als erstes bei
seinem berühmt gewordenen Konzert im Folsom Prison vor inhaftierten, richtig
schweren Jungs am 13. Januar 1968. Die Gefangenen johlen, wie sich auf den
Mitschnitten gut hören lässt, und Chash´s Ruhm wächst noch einmal beträchtlich.
Da dieses berühmte Konzert den Ausgangspunkt von Reinhard
Kleists gefeierter Cash-Biografie bildet, ließ ich passenderweise das
entsprechende Album als Soundtrack beim Schmökern mitlaufen. Und die Mischung
war wirklich mitreißend. ;)
Am Anfang steht ein Mord, der Glen Sherley in den Knast brachte
– nach Folsom eben. Dieser Gefangene wiederum schrieb selbst Lieder und war
offenbar ein großer Cash-Fan. Ob geschickt gebaute Legende oder nicht, Kleist
zeigt uns, wie Sherley einen eigenen Song heimlich aufnimmt und Johnny Cash vor
seinem Auftritt zukommen lässt. Als letztes Lied des Konzerts präsentiert Cash
dann „Greystone Chapel“ und dankt Glen Sherley für den Song.
In grafisch und erzählerisch geschickten Zeitsprüngen führt
uns Kleist von hier an durch Cash´s Leben. Wir begegnen dem jungen Johnny auf
einer Baumwollplantage, lernen ihn als frustrierten Handelsvertreter kennen und
erleben, wie er mit zwei Mechanikern seine Band gründet und die ersten Schritte
ins Showgeschäft geht.
Sei es dem monochrom schwarz gehaltenen Stil von Kleist oder
der Musik im Hintergrund geschuldet, die Unterzeile „I see a darkness“ schwingt
irgendwie die ganze Zeit mit. Dieser Johnny scheint nie zufrieden sein zu
können. Rastlos rast er durch sein Leben, das fast folgerichtig irgendwann nur
noch von Tabletten und Alkohol angetrieben wird. Ein dunkler Schatten schwebt über
allem, verdichtet sich und ballt und entlädt sich in einer Reihe von üblen
Abstürzen. Den Veranstaltern ist er offenbar eher ein Graus, aber das Publikum
liebt ihn.
Der Auftritt im Folsom Prison muss, das legt Kleists
Erzählung eindringlich dar, für Cash nach einem kräftezehrenden Entzug ein
echter und auch an Demut grenzender Neuanfang gewesen sein. Vielleicht erklärt
das auch die Intensität, das Kraftvolle, spürbar in jedem einzelnen Song des
Albums.
Der alt gewordene Cash erzählt am Ende von Kleists Comic
noch, wie es Glen Sherley nach diesem denkwürdigen Auftritt erging. Aber das
lest ihr bitte einfach selbst. ^^
Dass ich Comics von Reinhard Kleist unheimlich gern mag,
daran bestand auch vorm Lesen dieses Bandes kein Zweifel. Aber Johnny Cash und
Country Music? ^^ Kleist hat es geschafft, ganz sicher nicht nur mich auf eine
Reise mitzunehmen und der Soundtrack kommt von Cash selbst. Und allein das
lohnt in jedem Fall und ist ein großer Genuß.
Kurz: Nicht lang schnacken, Mucke aufdrehen und lesen! ;)
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