Freitag, 25. August 2017

Reinhard Kleist: Johnny Cash. I see a darkness



Reinhard Kleist: Johnny Cash. I see a darkness

„When I was just a baby my mame told me, "Son Always be a good boy, don't ever play with guns." But I shot a man in Reno, just to watch him die.“ (Johnny Cash, Folsom Prison Blues)

Dieses Lied spielt und singt Johnny Cash als erstes bei seinem berühmt gewordenen Konzert im Folsom Prison vor inhaftierten, richtig schweren Jungs am 13. Januar 1968. Die Gefangenen johlen, wie sich auf den Mitschnitten gut hören lässt, und Chash´s Ruhm wächst noch einmal beträchtlich.

Da dieses berühmte Konzert den Ausgangspunkt von Reinhard Kleists gefeierter Cash-Biografie bildet, ließ ich passenderweise das entsprechende Album als Soundtrack beim Schmökern mitlaufen. Und die Mischung war wirklich mitreißend. ;)

Am Anfang steht ein Mord, der Glen Sherley in den Knast brachte – nach Folsom eben. Dieser Gefangene wiederum schrieb selbst Lieder und war offenbar ein großer Cash-Fan. Ob geschickt gebaute Legende oder nicht, Kleist zeigt uns, wie Sherley einen eigenen Song heimlich aufnimmt und Johnny Cash vor seinem Auftritt zukommen lässt. Als letztes Lied des Konzerts präsentiert Cash dann „Greystone Chapel“ und dankt Glen Sherley für den Song.

In grafisch und erzählerisch geschickten Zeitsprüngen führt uns Kleist von hier an durch Cash´s Leben. Wir begegnen dem jungen Johnny auf einer Baumwollplantage, lernen ihn als frustrierten Handelsvertreter kennen und erleben, wie er mit zwei Mechanikern seine Band gründet und die ersten Schritte ins Showgeschäft geht.

Sei es dem monochrom schwarz gehaltenen Stil von Kleist oder der Musik im Hintergrund geschuldet, die Unterzeile „I see a darkness“ schwingt irgendwie die ganze Zeit mit. Dieser Johnny scheint nie zufrieden sein zu können. Rastlos rast er durch sein Leben, das fast folgerichtig irgendwann nur noch von Tabletten und Alkohol angetrieben wird. Ein dunkler Schatten schwebt über allem, verdichtet sich und ballt und entlädt sich in einer Reihe von üblen Abstürzen. Den Veranstaltern ist er offenbar eher ein Graus, aber das Publikum liebt ihn.

Der Auftritt im Folsom Prison muss, das legt Kleists Erzählung eindringlich dar, für Cash nach einem kräftezehrenden Entzug ein echter und auch an Demut grenzender Neuanfang gewesen sein. Vielleicht erklärt das auch die Intensität, das Kraftvolle, spürbar in jedem einzelnen Song des Albums.

Der alt gewordene Cash erzählt am Ende von Kleists Comic noch, wie es Glen Sherley nach diesem denkwürdigen Auftritt erging. Aber das lest ihr bitte einfach selbst. ^^

Dass ich Comics von Reinhard Kleist unheimlich gern mag, daran bestand auch vorm Lesen dieses Bandes kein Zweifel. Aber Johnny Cash und Country Music? ^^ Kleist hat es geschafft, ganz sicher nicht nur mich auf eine Reise mitzunehmen und der Soundtrack kommt von Cash selbst. Und allein das lohnt in jedem Fall und ist ein großer Genuß.

Kurz: Nicht lang schnacken, Mucke aufdrehen und lesen! ;)

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