„Verehrte
Leserinnen und Leser,
sehr
geehrte Rechte und Nichte-Rechte,
liebe
Schneeflocken, liebe Stachelschweine,
lassen
Sie uns zu Beginn ein naheliegendes Missverständnis ausräumen. Von Büchern, die
sich Leitfaden nennen, darf man Hilfe erwarten. Alles andere wäre Betrug. Und
da wir keine Betrüger sind, wird auch dieser Leitfaden Hilfe anbieten, nur
anders, als Sie vielleicht denken.“ (Seite 11)
Wer
sich bei dem Wort Leitfaden ein simpel nachzukochendes Kommunikationsrezept erhofft
oder einfach nur Bestätigung der eigenen nicht-rechten Position, wird hier
tatsächlich enttäuscht werden. Die Autoren sind so freundlich, dass im Vorwort
schon mal vorsorglich klarzustellen.
Was
das Buch bietet, sind Reflektionen darüber, warum es sinnvoll sein könnte, mit
Rechten zu reden, wie Rechte mit uns reden, wie mit Rechten geredet werden
kann, worüber mit Rechten geredet werden könnte. Im Kern geht es also um Reflektionen
zur Sprachpraxis.
Bevor
jetzt jemand vorsorglich entsetzt zuckt: Nein, es geht nicht darum, sich Rechte
schönzureden. Aber es geht sehr wohl um politische Umgangs- und Redekultur, die
Debatten überhaupt erst möglich macht. Die Autoren behaupten nicht, dass immer
und mit allen geredet werden muss, jede Haltung, Äußerung also erstmal
hinzunehmen wäre. Dass es aber den Tod der Demokratie bedeuten würde, Debatten
grundsätzlich einzustellen, machen sie sehr wohl deutlich.
Im
Verlauf ihrer Ausführungen wendet sich das Autorentrio so wohl an Rechte als auch
an Nicht-Rechte, die im Übrigen mehr als nur Linke sind. In beide Richtungen
analysieren sie charakteristische politische Rede. Moral als Argumentersatz für
eine bessere Welt auf der einen Seite – Provokation, um mit der selbstgewählten
Opferhaltung stringentes Argumentieren zu vermeiden, auf der anderen.
Einer
der Autoren, Daniel-Pascal Zorn, legte schon mit „Logik für Demokraten“ ein
Werk vor, das deutlich vorführte, wie sehr gerade Kommunikation in der
Demokratie mehr Voraussetzungen benötigt als ein einfaches „isso“. Ein Hinweis
findet sich zum Beispiel nun auch im vorliegenden Werk: Unterscheide Rede und
Person.
Das
klingt natürlich vollkommen banal, wird aber genauso natürlich von uns allen
tagtäglich missachtet. Wie leicht lässt sich jemand als pathologisch
beschreiben und beschimpfen. Dann ist halt gleich der Mensch dumm und nicht nur
seine Rede unlogisch. Der erste Schritt in den Kreislauf kommunikativer Eskalation
ist getan. Wer lässt sich schließlich gern als dumm zeihen?
Die
Autoren gehen ausführlich auf das ein, was sie das rechte Sprachspiel nennen die
inzwischen ja altbekannte Trias aus Provokation, Opferpose,
Diskursverschiebung. Sie behaupten kein Allheilmittel dagegen, sondern
verweisen zurecht darauf, dass auch Nicht-Rechte ihre sprachlichen Rituale
pflegen, die einer Debatte dann gern auch im Weg stehen.
Und
noch einmal sei versichert, dass sich die drei Autoren keinerlei Verharmlosung
von Rechten oder rechtem Gedankengut schuldig machen. Im Gegenteil ist es ihnen
daran gelegen, uns alle daran zu erinnern, dass Differenz und das Aushalten
derselben sehr wohl und ausdrücklich zur Demokratie gehören.
Allen,
die angesichts aktueller Debattenführung durch alle möglichen Akteure Ratlosigkeit
überkommt, die nicht ein wenig Reflektion auch des eigenen Agierens scheuen, all
denen sei das Buch wärmstens empfohlen.
Kurz
und gut: Kein Ratgeber, wie die Autoren ausdrücklich formulieren. Aber gut für
etwas Reflexion und eine Auseinandersetzung mit unserer Debattenkultur, sage
ich. 😉
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