Montag, 17. Februar 2020

Per Leo/ Maximilian Steinbeis/ Daniel-Pascal Zorn: mit Rechten reden. Ein Leitfaden




„Verehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrte Rechte und Nichte-Rechte,
liebe Schneeflocken, liebe Stachelschweine,

lassen Sie uns zu Beginn ein naheliegendes Missverständnis ausräumen. Von Büchern, die sich Leitfaden nennen, darf man Hilfe erwarten. Alles andere wäre Betrug. Und da wir keine Betrüger sind, wird auch dieser Leitfaden Hilfe anbieten, nur anders, als Sie vielleicht denken.“ (Seite 11)

Wer sich bei dem Wort Leitfaden ein simpel nachzukochendes Kommunikationsrezept erhofft oder einfach nur Bestätigung der eigenen nicht-rechten Position, wird hier tatsächlich enttäuscht werden. Die Autoren sind so freundlich, dass im Vorwort schon mal vorsorglich klarzustellen.

Was das Buch bietet, sind Reflektionen darüber, warum es sinnvoll sein könnte, mit Rechten zu reden, wie Rechte mit uns reden, wie mit Rechten geredet werden kann, worüber mit Rechten geredet werden könnte. Im Kern geht es also um Reflektionen zur Sprachpraxis.

Bevor jetzt jemand vorsorglich entsetzt zuckt: Nein, es geht nicht darum, sich Rechte schönzureden. Aber es geht sehr wohl um politische Umgangs- und Redekultur, die Debatten überhaupt erst möglich macht. Die Autoren behaupten nicht, dass immer und mit allen geredet werden muss, jede Haltung, Äußerung also erstmal hinzunehmen wäre. Dass es aber den Tod der Demokratie bedeuten würde, Debatten grundsätzlich einzustellen, machen sie sehr wohl deutlich.

Im Verlauf ihrer Ausführungen wendet sich das Autorentrio so wohl an Rechte als auch an Nicht-Rechte, die im Übrigen mehr als nur Linke sind. In beide Richtungen analysieren sie charakteristische politische Rede. Moral als Argumentersatz für eine bessere Welt auf der einen Seite – Provokation, um mit der selbstgewählten Opferhaltung stringentes Argumentieren zu vermeiden, auf der anderen.

Einer der Autoren, Daniel-Pascal Zorn, legte schon mit „Logik für Demokraten“ ein Werk vor, das deutlich vorführte, wie sehr gerade Kommunikation in der Demokratie mehr Voraussetzungen benötigt als ein einfaches „isso“. Ein Hinweis findet sich zum Beispiel nun auch im vorliegenden Werk: Unterscheide Rede und Person.

Das klingt natürlich vollkommen banal, wird aber genauso natürlich von uns allen tagtäglich missachtet. Wie leicht lässt sich jemand als pathologisch beschreiben und beschimpfen. Dann ist halt gleich der Mensch dumm und nicht nur seine Rede unlogisch. Der erste Schritt in den Kreislauf kommunikativer Eskalation ist getan. Wer lässt sich schließlich gern als dumm zeihen?

Die Autoren gehen ausführlich auf das ein, was sie das rechte Sprachspiel nennen die inzwischen ja altbekannte Trias aus Provokation, Opferpose, Diskursverschiebung. Sie behaupten kein Allheilmittel dagegen, sondern verweisen zurecht darauf, dass auch Nicht-Rechte ihre sprachlichen Rituale pflegen, die einer Debatte dann gern auch im Weg stehen.

Und noch einmal sei versichert, dass sich die drei Autoren keinerlei Verharmlosung von Rechten oder rechtem Gedankengut schuldig machen. Im Gegenteil ist es ihnen daran gelegen, uns alle daran zu erinnern, dass Differenz und das Aushalten derselben sehr wohl und ausdrücklich zur Demokratie gehören.

Allen, die angesichts aktueller Debattenführung durch alle möglichen Akteure Ratlosigkeit überkommt, die nicht ein wenig Reflektion auch des eigenen Agierens scheuen, all denen sei das Buch wärmstens empfohlen.

Kurz und gut: Kein Ratgeber, wie die Autoren ausdrücklich formulieren. Aber gut für etwas Reflexion und eine Auseinandersetzung mit unserer Debattenkultur, sage ich. 😉

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