Donnerstag, 6. April 2023

Volker Kutscher: Der nasse Fisch. Gereon Raths erster Fall


 

„Wann würden sie zurückkommen? Er lauschte.“ (Seite 11)

Muss ich Gereon Rath, den Berliner Kommissar, noch vorstellen nach seinen Auftritten in Roman, Film und Comic? Vermutlich nicht. 😊

Ich habe es also endlich geschafft und den ersten Band der Reihe aus der Feder von Volker Kutscher gelesen. Tatsächlich war ich, wie wahrscheinlich sehr viele andere auch, zunächst über die Serie „Babylon Berlin“ auf den Stoff gestoßen. Nachdem ich alle damals verfügbaren Folgen geschaut hatte, kam auch schon die Comicadaption von Arne Jysch in den Handel – eine ganz wunderbare schwarz-weiß Version der bunten Filmausgabe. Warum ich mal wieder so lange gebraucht habe, dem Trend hinterherzulesen, kann ich nicht mal genau sagen. Aber, jetzt kann ich mitreden. Wenigstens, was den ersten Band angeht. 😊

Die Story hier nachzuerzählen schenke ich mir einfach mal, sie dürfte sattsam bekannt sein. Ein Kölner Mordermittler kommt ins Berlin der Zwanziger Jahre im letzten Jahrhundert, landet bei der Sitte und will unbedingt wieder zur Mordkommission. Unser herrlich verklärt bis verkitschtes Bild dieser wilden Zeit gibt den Hintergrund, vor dem Gereon Rath, der Ermittler, gemeinsam mit den Zuschauer:innen und Leser:innen dieses verrückte Berlin kennenlernt.

Spannend bei Stoffen, die verschiedene Adaptionen in anderen Medien erfahren, ist es ja immer wieder, wie die Stories auf die jeweiligen Arten zu erzählen angepasst werden. Wo in der Literatur gern Raum für längere innere Monologe oder Reflexionen ist, sind Film und auch Comic ein Stück weit handlungsgetriebener. Dem Genre des Krimis ist es vermutlich geschuldet, dass der Abstand zwischen Text-, Film- und Comicversion nicht übermäßig ins Gewicht fällt.

Deutlich auffälliger ist da schon die Interpretation der Figuren. Die Romanvorlage ist deutlich weniger darauf aus, den Kommissar sympathisch erscheinen zu lassen. Eher im Gegenteil. Den literarischen Gereon Rath empfand ich als sehr viel ruppiger, egoistischer, karrieregeiler. Die Story gerät damit deutlich weniger „glatt“ als die Filmversion. Als Leser Sympathien auf das handelnde Personal zu verteilen, fiel mir so deutlich schwerer. Reizvoll macht es den Text aber allemal.

Krimis gehören ja sonst nicht unbedingt zu den Stoffen, die ich lese. Insofern fühlte ich mich etwas arg durch die Story getrieben, waren mir die Szenensprünge dann doch ab und an zu schnell bzw. zu groß. Ich schreibe diese Empfindung aber einfach mal mehr meinen Lesegewohnheiten als der Qualität des Textes zu.

Gepackt hat mich der letztlich ja doch. Auch wenn mein persönliches Kopfkino dann doch hauptsächlich im Farbton der Serie ablief. Ob es ausgereicht haben wird, Gereon Rath literarisch wiederbegegnen zu wollen, kann ich noch nicht mit Gewissheit sagen. Ich schließe aber nicht aus, dem Genre Krimi mit Volker Kutscher noch eine weitere Chance zu geben.

Kurz und gut: Ob der Hype um die Romane eher der historischen Kulisse oder der Handlung zuzuschreiben ist, ist letztlich egal. Gute Unterhaltung wird geboten. Kann man lesen!

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