„In tiefe, kalten, hohlen Räumen
Wo Schatten sich mit Schatten paaren
Wo alte Bücher Träume träumen
Von Zeiten, als sie Bäume waren
Wo Kohle Diamant gebiert
Man weder Licht noch Gnade kennt
Dort ist´s, wo jener Geist regiert
Den man den Schattenkönig nennt“ (Seite 5, Band 1)
Es ist natürlich ein ausgesprochener Glücksfall, dass Walter Moers Zeichner, Erzähler und Autor in einem ist. Es war also irgendwie folgerichtig, dass irgendwann neben den Zamonien-Romanen auch noch ein Zamonien-Comic entstehen musste. Und die Stadt der Träumenden Bücher lieferte ganz sicher nicht die schlechteste Vorlage dafür. Voilà!
Auch mich hat die Geschichte des selbstverliebt-larmoyant-großherzigen Hildegunst von Mythenmetz verzaubert. Nur zu gern bin ich mit ihm von der Lindwurmfeste nach Buchhaim gewandert und habe kaum weniger gestaunt über diese ganz wunderbare Schöpfung, die es so natürlich nur in Zamonien geben kann.
Die abenteuerliche Reise durch die Katakomben unter der Bücherstadt, die ein Memorial für all die geschriebenen Texte, all die liebevoll oder profitorientiert gedruckten und gebundenen Bücher ohnegleichen bieten. Überhaupt ist doch schon diese Huldigung der Fähigkeit, sich Geschichten auszudenken, Gedanken auf Papier zu formen und greifbar werden zu lassen, die Huldigung dessen in Form einer so fantasievollen, abenteuerlichen Geschichte einfach nur großartig. Und wer sich nicht sofort beim ersten Treffen in die Buchlinge verliebt – der sollte nie nie wieder ein Buch in die Hand nehmen.
Die aus dem Roman bekannte Geschichte wurde von Moers und Biege natürlich nichts weniger als meisterlich für das Medium Comic adaptiert. Mir gefällt die Vorstellung, Hildegunst von Mythenmetz, Buchhaim, die Katakomben und die Buchlinge nun mit den Augen ihres Schöpfers selbst betrachten zu können. Was ich da erblicke, kann ich gar nicht anders als opulent bezeichnen. In Farbgebung, der Detailverliebtheit, in der Stimmigkeit der Stimmungen, der Zeichnung all der herrlichen Figuren und Kreaturen – ich kann da wirklich nichts finden, dass nicht genau so ist, wie es nur sein konnte.
Das Verrückte ist, dass ich einerseits so gern auch alle anderen Romane in dieser Form noch einmal lesen wollen würde. Andererseits wäre das womöglich genau das Ding zu viel. Da das aber zum Glück eben auch nicht von mir entschieden werden muss, freue ich mich derweil auf die für den Herbst angekündigten neuen Bände aus Moers´ Feder.
„Getürmt aus
Buch auf Buch
Verlassen
und verflucht
Gesäumt von toten
Fenstern
Bewohnt nur
von Gespenstern
Befallen von
Getier
Aus Leder
und Papier
Ein Ort aus
Wahn und Schall
Genannt
Schloss Schattenhall“ (Seite 5, Band 2)
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