Freitag, 19. April 2024

Aidan Truhen: Fuck you very much


(Übersetzung: Andrea Stumpf/ Sven Koch)

„Das hier bin ich, bevor alles losgeht.“ (Seite 9)

Jack Price handelt mit Drogen. So richtig im großen Stil. Er ist cool, smart, clever und besser als alle anderen. Sagt er. Und so startet die Geschichte dieses überaus bescheiden auftretenden Burschen. Und die geht in etwa so:

Ein fast schon bescheiden und zurückgezogen lebender und arbeitender Großhändler im Rauschmittelvertrieb ist auf dem besten Weg, die britische Hauptstadt im Alleingang zu bedienen, als plötzlich in der Etage unter seinem Penthouse ein Mord geschieht. Das beunruhigt ihn, denn die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht nur nicht sondern geizt auch nicht mit Neid.

Und tatsächlich findet Jack Price sich unversehens wieder als von einer miesen Auftragskillergang Gejagter. Doch Price wäre nicht der Coolste, Smarteste, Cleverste, wenn er nicht auch Vorsorge getroffen hätte für genau einen solchen Fall. Um herauszufinden, wer eigentlich die „Seven Demons“ auf ihn angesetzt hat, muss er natürlich selbst auch Hiebe und Niederlagen einstecken. Die kann er – vollkommen überraschend – parieren und letztlich doch zu seinen Gunsten nutzen. Sieben Dämonen, die noch nie einen Auftrag versiebt haben, sind aber dann auch eine Menge Holz. Die Einschläge kommen nicht nur Stück für Stück näher, die Hiebe landen auch immer tiefer.

Wie immer bei solch spannungsgeladenen Stories macht es ja wenig Sinn, hier allzuviel von der Handlung zu spoilern. Vor allem, wenn ich das Lesen des Buches empfehlen möchte. 😉

Statt zu verraten, wie es ausgeht, schreibe ich also lieber noch etwas dazu, wie und warum mir dieser Thriller gefallen hat. 😉

Jack Price ist selbstverständlich kein verlässlicher Erzähler. Er ist ein Selbstdarsteller, auch selbstverliebt, der trotzdem gern zurückhaltend erscheinen möchte. Diese wohlgesetzte Fassade bekommt spätestens dann Risse, als ihm klar wird, wer ihn da mit welchem Ziel jagt. Natürlich kennt auch Price den verführerischen Geschmack der Rache. Und er fühlt sich absolut im Recht.

So offenbart auch dieser vermeintliche Gentleman, wie berauschend Gewalt sein kann, zumal wenn man sich auch noch absolut im Recht sieht. Jack Price fackelt nicht lang herum und ist dabei eben nicht ganz so kaltblütig, wie er sich selbst immer wieder zu beschreiben versucht.

Genau dieses Spiel mit dem unzuverlässigen Ich-Erzähler macht einen großen Reiz beim Lesen aus. Erst vermeintlich zurückgenommen, aber dann doch ein Großmaul und rachsüchtig und gewalttätig obendrein – mit einer immer wieder variierenden Sprache, mal fein, mal richtig derb. Das macht wirklich Spaß zu lesen, weil es zugleich auch fordernd ist und nicht einfach so runtererzählt wird. Um nachvollziehen zu können, was jetzt eigentlich genau passiert, musste ich schon recht aufmerksam bleiben.

Am Ende war ich von der Schreibe so angetan, dass ich erstmal nachschaute, was es von Aidan Truhen noch so an Werken gibt. Und siehe da, das ist nur ein Pseudonym. Mehr und andere Texte finden sich unter dem Namen Nick Harkaway. Was, wenn ich es richtig recherchiert habe, aber auch nur ein Pseudonym ist. Damit ist dieser Autor aber auch nicht der erste, der sich auf diese Art dem langen Schatten des erfolgreich schreibenden Vaters entzieht. Der ist nämlich niemand Geringeres als John le Carré. (Von dem ich allerdings auch noch nichts gelesen habe und Verfilmungen seiner Werke kenne.)

Kurz und gut: Einen guten Thriller in Ehren kann niemand verwehren. Also einfach mal Aidan Truhen lesen! 😉

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