Mittwoch, 17. April 2024

Igort: Berichte aus der Ukraine. [Tagebuch einer Invasion]


„‘Sie sind einmarschiert.
Die Russen sind in die Ukraine einmarschiert.‘
So beginnt also ein Krieg.

Mit aufgeregten Stimmen am Telefon vom Schlachtfeld. Unterdrücktes Weinen, aufkeimende Ängste, Wortfetzen. Plötzlich ist alles anders. Du musst dich an die Angst gewöhnen.

Und so überlegst du, ob und womit du helfen könntest. Das Telefon klingelt, Nachrichten prasseln auf uns ein, alles gerät durcheinander. Fragen kommen auf.

Seveta, Mascha, Anatolij, Jenia bitten um Informationen, die dort vielleicht gar nicht ankommen. Und du, der du 2.000 Kilometer weit weg bist, hörst alle Nachrichten, liest alle Zeitungen, siehst alle Sondersendungen im Fernsehen, informierst dich, du versuchst zu beruhigen. Und du lügst.

Wenn dein eigener Verstand sich schon weigert, das Gehörte und Gelesene zu akzeptieren, wie sollen es dann die schaffen, die in diesem Albtraum gefangen sind?

Igort
Bologna – Dnipropetrowsk
25. Februar 2022“ (Umschlagtext)

Igorts Berichte aus Russland, aus Japan und aus der Ukraine sind beeindruckende Zeugnisse seiner Reisen. Zeichnerisch und erzählerisch buchstabiert er Comic-Reportage ganz in seinem Sinne und berichtet von Menschen, die er getroffen hat, lässt sie ihre Geschichte erzählen.

Die Bände zu Russland und zur Ukraine sind schon ein paar Jahre älter. So ist es aber nicht verwunderlich, dass sich Igort zum Überfall Russlands und zur Lage der Menschen in der überfallenen Ukraine wieder zu Wort meldet.

Jenseits all der Kriegsbilder, die uns nach zwei Jahren dann doch abgestumpft haben, jenseits auch all der schlimmen Dinge, die sich seither auch noch ereignet haben, erhoffe ich mir ein kurzes Innehalten, um den Ungehörten in der Ukraine zuzuhören, denen Igort hier eine Stimme gegeben hat.

„Am 24. Februar 2022 begann der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlene Überfall Russlands auf die Ukraine. Igort, der selbst mehr als zwei Jahre in der Ukraine gelebt hat und sich dort vielen Menschen verbunden fühlt, führt von diesem Moment an täglich Dutzende von Telefonaten und berichtet in seinem gezeichneten Tagebuch einer Invasion in Echtzeit von der Not und den Entbehrungen der ukrainischen Bevölkerung. Durch die Stimmen der Menschen in den bombardierten und belagerten Städten legt er Zeugnis ab von der Zwangsevakuierung, der verzweifelten Suche nach Verwandten, Nahrung und Wasser, einem Anschein von Menschlichkeit und Normalität im Horror des Krieges.

Igort berichtet von dem scheinbar unaufhaltsamen Verlauf eines Bruderkriegs. Über den ukrainischen Widerstand, die militärische Überlegenheit Russlands, die Entschlossenheit eines Volks, das leidet, aber nicht aufgibt. Von Menschen zwischen Hoffnung, Desillusionierung, Stolz und Solidarität…

Nachdem Igort in seinen ersten Berichten aus der Ukraine die Wurzeln des russisch-ukrainischen Konflikts in den Zeiten der UdSSR beschrieben hat, gibt er nun denjenigen eine Stimme, die normalerweise ungehört bleiben: den einfachen Menschen, die unter einem sinnlosen und brutalen Krieg leiden.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Myriam Alfano)

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