„Demokratie als Gotteslästerung, der Ausschluss von Nicht-Christen aus der Gesellschaft, staatliche Bildung als das Werk des Teufels – was wie krude Vorstellungen aus vormodernen Zeiten klingt, findet sich in Schriften und Predigten einflussreicher christlich-fundamentalistischer Vordenker aus den USA. Und so randständig diese Ansichten auch wirken mögen, haben sie teils doch ihren Weg in den konservativen Mainstream des Landes gefunden. So sind etwa die extrem restriktiven Abtreibungsgesetze mancher Staaten, die Ablehnung staatlicher Schulen oder der Kampf gegen Minderheitenrechte vielfach von diesen Denkweisen geprägt. Darüber hinaus sind etwa eine religiös begründete Relativierung von Sklaverei und Lynchjustiz sowie Vorstellungen von der Dominanz des weißen Mannes anschlussfähig an Positionen der extremen Rechten, wenn nicht gar mit diesen deckungsgleich. Annika Brockschmidt beschreibt die Geschichte der christlichen Rechten, ihre Glaubenssätze, Strategien und ihr Netzwerk aus Organisationen, Think Tanks und Medien.“ (Umschlagtext)
Die Schlagzeilen und Berichte vom Auftritt des amerikanischen Vize-Präsidenten J.D. Vance spülten dieses Buch in meinem Posteingangsstapel nach oben und weckten wilde Fantasien darüber, wie die Realität abgefahrene literarische Dystopien einfach mal mindestens einholt.
Reicht bloße Erschütterung noch aus, um auf solche Entwicklungen zu reagieren? Offen illiberale Extremisten an der Regierung mitten im Herz des demokratischen Westens. Good old Europe eingekeilt zwischen autoritär-illiberal-rechtsextremen Mächten. Langsam gehen uns die schlimmen Superlative aus für eine eigentlich undenkbare und dann doch einfach so passierende Entwicklung. Und langsam mag man ja nicht mal mehr von „schleichend“ sprechen, so viel Getöse wie da veranstaltet wird, Nebelkerzen und Spektakel, um das eine im Hintergrund zu tun, oder aber das Unterlaufen und Zerstören demokratischer Grundfesten ganz ungeniert in aller Öffentlichkeit als große Abrissfete. Von der Umwertung von Begriffen und Geschichte, Verdrehungen und platten Lügen mal ganz abgesehen.
Alter Falter,
man möchte brechen. Aber im Ernst, können wir alle gemeinsam dem nicht ein
lebensbejahendes lautes Lachen entgegensetzen und dem Spuk damit ein Ende
machen? Und es komme mir jetzt niemand mit naiv und so.
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