Freitag, 22. August 2025

Patricia B. McConnell: Das andere Ende der Leine. Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt


„Alle in diesem Buch beschriebenen Menschen und Hunde beruhen auf lebenden Personen und Hunden.“ (Seite 4)

Puh, Ratgeber sind ja echt so eine ganz eigene Sparte von Büchern. Und an die komme ich ehrlicherweise nicht so richtig ran. Vielleicht fühlt sich das Kind in mir entweder bevormundet oder aber nicht hinreichend für voll genommen. Ok, darüber muss ich mal in einer stillen Minute nachdenken.

Eigentlich fällt dieser Band schon unter die Ratgeber. Umso erleichterter war ich dann beim Lesen, dass der Text doch deutlich anders daherkam. Und darum mochte ich es am Ende. 😊

Als der MM und ich Anfang 2019 entschieden, dass wir zu unserem schon älteren Kater auch gern unser Leben noch mit einem Hund teilen wollten, lag erst einmal eine ganze Menge Recherche vor uns. Mit Hunden hatten wir beide bis dahin wenig zu tun, waren aber wirklich angefixt, nachdem wir zweimal einige Zeit auf den Hund eines Freundes aufpassen durften.

Eine Unmenge an Fragen lagen da auf dem Tisch. Angefangen damit, ob Kater und Hund denn überhaupt miteinander auskommen würden. Wo würde die Fellnase die ganze Zeit über bleiben, wenn wir zu arbeiten hatten. Gäbe es genügend Zeiten und passende Orte in unserer Umgebung für einen angemessenen Auslauf. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Hundefreund:innen wissen sicher, wovon ich hier rede. 😊

Im Ergebnis wollten wir uns gern darauf einlassen und fanden die beste Hundine. Oder sie fand uns. So genau lässt sich das ja immer nicht sagen. Gefunkt hat es auf jeden Fall wechselseitig. Und nun wird die Dame auch schon Sieben.

Beim Debattieren, was uns so alles wichtig wäre in der Hundehaltung, stellte sich für uns schnell heraus, dass wir eigentlich in weiten Teilen über unser eigenes Verhalten, und unsere Erwartungen daran sprachen. Die beste Entscheidung war es auch, recht früh eine Hundetrainerin hinzuzuziehen. Die Stunden mit ihr bestätigten unseren Eindruck. Denn die Lehrstunden galten vorrangig uns.

In erster Linie mussten wir, so ganz ohne Vorerfahrungen, sehr viel darüber lernen, wie Zeichen und Gesten bei der Hundine zu lesen wären. Die meiste Arbeit, und dafür danken wir der Trainerin noch heute, hatten wir zu leisten. Entscheidungen, wo und wie wir die Hundine führen wollten, was wir von ihr erwarteten, welches Verhalten für uns akzeptabel wäre und eine unendliche Menge mehr.

Und im Alltag – nun, da war es nett, sich vorher etwas zu überlegen und immer wieder zu erleben, dass in so vielen Momenten gar keine Zeit blieb, erst nachzudenken. Hundebegegnungen im Kiez, Menschen auf der Straße, Großstadt überhaupt – jeder Gang war erstmal irgendwie ein Hindernisparcours. Und was haben wir helikoptert. Schlimm. Es gibt da dieses Meme im Netz mit den zehn Sätzen, die alle Hunderhalter:innen sagen. „Das hat er ja noch nie gemacht. Er will nur spielen etc.“ Ehrlich, wir haben keinen Monat gebraucht, um alle diese Sätze automatisch in der einen oder anderen Situation runterzurasseln.

Die Trainingsstunden halfen uns dabei schnell genug zu merken, wie viel vom Verhalten unserer Hundine schlicht von uns abhing. Waren wir aufgeregt, war sie es auch. Wussten wir nicht wohin mit der Leine, versuchte die Hundine einzuspringen, was es nicht besser machte. Viele von euch werden all die Anfängerfehler kennen. Und auch den Moment, in dem dir erst hinterher auffällt, dass du gerade einfach gemacht hast, ganz ohne Rumgrübeln und Aufregung, und deine Fellnase war dankbar dabei und benahm sich ganz zauberhaft.

Sechseinhalb Jahre leben wir nun schon mit der Hundine zusammen und haben, wie die meisten Hundehalter:innen, auch schon einiges durchgemacht. Einen Rattenkampf, ein Flugversuch vom Balkon … Aber bei allen Herausforderungen ist das schönste, wenn die Bindung zwischen der Hundine und uns sich mal wieder als immer fester erweist, wechselseitiges Vertrauen tatsächlich eine wichtige Schlüsselgröße ist.

Mit diesem Buch hab ich lange gewartet, weil meine Erwartungen tatsächlich andere waren, als das Buch dann tatsächlich eingelöst hat. Die Autorin beschreibt ihr Leben mit Hunden in einer Art, die sehr viel Herzblut verrät und sich an so vielen Punkten mit unseren eigenen Erfahrungen deckt, dass ich den tieferen Erläuterungen zu Verhalten und etlichem anderen wirklich gern gefolgt bin.

Der Text kommt ohne „tue dies, lasse das“ aus und wirkt viel stärker mit der reflektierenden Haltung des eigenen Verhaltens der Autorin. Und es entsteht beim Lesen nicht dieses unangenehme Gefühl alles falsch gemacht zu haben, aber dafür keimen Ideen, was man noch selbst einfach mal ausprobieren könnte. Ich bilde mir gern ein, dass es mir beim Verstehen, wie unsere Hundine so tickt, durchaus auch ein gutes Stück geholfen hat. Allein dafür hat sich das Lesen gelohnt.

Kurz und gut: Ratschläge sind auch nur Schläge – aber nicht hier. Toll, auf die Art mehr über das Zusammenleben mit Hunden zu erfahren. Lesen!

(Übersetzung: Gisela Rau)

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