Manchmal lösen ja ganz unspektakuläre, fast schon banale Momente ganz schön was aus. Etwas über 25 Monate ist es jetzt her, dass Fahrrad, Tramgleis, Schwerkraft und ich eine denkwürdige Begegnung hatten. Denkwürdig zumindest für mich. 😉
Nach über zwei Jahren bin ich nun endlich das hilfsweise eingebaute Metall wieder los und bin einfach mal optimistisch, was die Zukunft angeht. Und ja, ich saß inzwischen wieder auf dem Fahrrad und es war grandios.
Da ich mit Unfällen und einer derart intensiven Art des Umganges mit dem Gesundheitssystem ein echter Neuling bin, hab ich sehr schnell doch einiges lernen dürfen und müssen. Dabei weiß ich, wie viel Glück ich hatte mit einzelnen Menschen, denen ich begegnet bin, und mit den Institutionen, mit denen ich zwangsweise so zu tun hatte. Und ich traf genügend andere Leute, für die es nicht annähernd so lief.
Spannend ist die Erfahrung mein Verhältnis zu meinem Körper neu mit mir aushandeln zu müssen, weil „die Maschine“ schlagartig eben nicht mehr einfach da war und tat, was sie doch immer einfach so getan hat. Plötzlich musste ich Schmerzgrade bestimmen und beschreiben und Unmengen an Fragen beantworten, die für Menschen im Gesundheitswesen halt Alltag sind, mich aber erstmal ganz schön ins Grübeln brachten. „Sei doch mal locker und Atmen nicht vergessen!“ Unvergessen der Satz und sicher auch einigen hier ein Begriff. 😉
In zwei Krankenhäusern konnte ich zwei Betreuungen erleben, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und das lag beileibe nicht an den einzelnen Mitarbeitenden dort. Heute kann ich sagen, wie viel wert es ist, wenn die Pflegekräfte ansprechbar sind und unter Bedingungen arbeiten, die es ihnen ermöglichen für die Patienten da zu sein. Kein freundliches Wort an sie ist verschwendet und kein Danke.
Ganz große Hochachtung habe ich inzwischen vor der Arbeit all der Therapeut:innen, mit denen ich ja letztlich die meiste Zeit verbrachte und verbringe. Die Leistung der Ärzte will ich damit gar nicht schmälern, ab die hab ich ja nicht halb so viel gesehen. 😊 Es ist so beeindruckend, wie viel an Kommunikationsarbeit zu diesem Beruf gehört. Da kommt so ein Patientenmensch an mit der eigenen Geschichte und redet, jammert vielleicht. Neben Smalltalk, der auch fürs Gesehenwerden enorm wichtig ist, die all die therapeutischen Fragen zu klären. Und dann noch wie nebenher mit den Körpern auf der Liege zu kommunizieren, um all den Auas nachzugehen, Blockaden zu lösen, Fehlstellungen zu erkennen und und und. Nein, das ist wirklich unendlich beeindruckend.
Mein Weg wird ja noch etwas weitergehen, bis diese leidliche Geschichte dann endlich mal als abgeschlossen gelten kann.
Mein vorläufiges Fazit:
Unfälle einfach nicht machen. Und wenn schon, dann nur Arbeitsunfälle. Alles andere lohnt sich ja mal gar nicht. Ist schon nicht so schlecht, sich auch mal Zeit für den eigenen Körper zu nehmen und wahrzunehmen vor allem. Und am wichtigsten eigentlich: So ein Lächeln und ein freundliches Wort hat noch niemanden überanstrengt und retten jemand anderem vielleicht gerade den Tag oder auch nur den Moment.
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