Montag, 3. Oktober 2016

Sebastian Schoepp: Das Ende der Einsamkeit. Was die Welt von Lateinamerika lernen kann



"Es gibt ihn also, den lateinamerikanischen Weg, doch er ist gewunden, ausgesetzt und beizeiten von blühendem Dickicht überwuchert. Eigentlich ist er eher ein Umweg." (Seite 18)

Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen in Kolumbien mit knapper Mehrheit von der Bevölkerung abgelehnt, Venezuela im Chaos, Dilma Rousseff in Brasilien als Präsidentin abgesetzt und Lula da Silva, der ehemalige Hoffnungsträger, angeklagt – mit den Schlagzeilen von heute wirkt das Buch von Sebastian Schoepp von 2011 ein wenig wie von der Realität eingeholt.

Schoepp berichtet als Auslandskorrespondent für die Süddeutsche Zeitung aus Spanien und Lateinamerika. Beides kennt er gut aus eigenem Erleben. So führt er in dem Band auch lebendig und mit authentischer Begeisterung für Land und Leute durch die letzten Jahrzehnte und stellt einen Kontinent in Bewegung vor. Eine Bewegung, die nach Jahrzehnten der Stagnation mehrheitlich nach links zeigt.

Mit viel Sympathie berichtet Schoepp vom Überwinden von Differenzen, der Suche nach einem Umgang mit Verschiedenheiten über die Grenzen hinweg. Er stellt uns dies als Anregung für ein krisengeschütteltes Europa vor, dass auch damals schon seinen Weg zu mehr Einigung nur noch sehr zögerlich beschritt.

In den letzten fünf Jahren hat sich Lateinamerika rasant weiter entwickelt. Nicht alles lief so, wie das Buch es hoffen ließ. Trotzdem lohnt sich die Lektüre auch und gerade heute, da sich Auseinandersetzungen nicht nur in Lateinamerika sondern auch hier bei uns deutlich verschärft haben. Ganz abgesehen davon, dass ein unaufgeregter und neugieriger Blick über den Tellerrand noch nie geschadet hat.

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