In „Tschick“ treffen die beiden 14-jährigen Ausreißer auf
Isa. Sie begegnen ihr auf einer Müllhalde im Wald und werden sie auf ihrem
Roadtrip durch die ostdeutsche Provinz dann auch nicht mehr so schnell wieder
los. Isa ist wunderlich, abgedreht, durchgeknallt und lebt ganz offensichtlich
in ihrer eigenen Welt. In „Bilder deiner großen Liebe“ ließ Wolfgang Herrndorf
Isa ihre Geschichte erzählen. Sie blieb mit dem viel zu frühen Tod des Autors
unvollendet.
Querfeldein, durch Dörfer, Wälder und über Felder führt Isas
zielloser Weg. Wie die Sterne wandern, so wandert sie auch – rastlos. Verworren
hellsichtige Gedanken fliegen ihr zu, verflüchtigen sich wieder, wie all die
Menschen, denen sie begegnet. Und wie die ihr zum Teil begegnen, ist abstrus
bis erschreckend. Die Szenen sind mal voller Poesie, mal spielerisch vulgär.
Ist Isa verrückt oder die Welt, durch die die Minderjährige
da wandert, strauchelt, stolpert aber auch stolziert?
So griffig, rund und handlungsorientiert „Tschick“ daherkam,
so verwirrend streift dieser Text umher. Daraus entsteht eine
realistisch-poetisch grell-verschwommene Landschaft, in der die einer Anstalt
entflohene Isa in ihrer Verschrobenheit schon fast wieder die einzige „Normale“
zu sein scheint.
Ich habe gelacht, geschmunzelt; ich war schockiert und hatte
am Ende ein melancholisch verklärtes Schimmern in den Augen. Das kann Literatur.
Das können gut erzählte Geschichten.
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