Freitag, 21. Oktober 2016

Wolfgang Herrndorf: BILDER deiner großen LIEBE. Ein unvollendeter Roman



In „Tschick“ treffen die beiden 14-jährigen Ausreißer auf Isa. Sie begegnen ihr auf einer Müllhalde im Wald und werden sie auf ihrem Roadtrip durch die ostdeutsche Provinz dann auch nicht mehr so schnell wieder los. Isa ist wunderlich, abgedreht, durchgeknallt und lebt ganz offensichtlich in ihrer eigenen Welt. In „Bilder deiner großen Liebe“ ließ Wolfgang Herrndorf Isa ihre Geschichte erzählen. Sie blieb mit dem viel zu frühen Tod des Autors unvollendet.

Querfeldein, durch Dörfer, Wälder und über Felder führt Isas zielloser Weg. Wie die Sterne wandern, so wandert sie auch – rastlos. Verworren hellsichtige Gedanken fliegen ihr zu, verflüchtigen sich wieder, wie all die Menschen, denen sie begegnet. Und wie die ihr zum Teil begegnen, ist abstrus bis erschreckend. Die Szenen sind mal voller Poesie, mal spielerisch vulgär.

Ist Isa verrückt oder die Welt, durch die die Minderjährige da wandert, strauchelt, stolpert aber auch stolziert?

So griffig, rund und handlungsorientiert „Tschick“ daherkam, so verwirrend streift dieser Text umher. Daraus entsteht eine realistisch-poetisch grell-verschwommene Landschaft, in der die einer Anstalt entflohene Isa in ihrer Verschrobenheit schon fast wieder die einzige „Normale“ zu sein scheint.

Ich habe gelacht, geschmunzelt; ich war schockiert und hatte am Ende ein melancholisch verklärtes Schimmern in den Augen. Das kann Literatur. Das können gut erzählte Geschichten.

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