Mittwoch, 14. Dezember 2016

Michael Schröter: Ein Häring unter Haien. Eene Kriminaljeschichte aus Berlin



„Na dit wird een Fest.“

Mäcke Häring ist Privatdetektiv, aber kein besonders erfolgreicher. Dafür ist er ein grandioser Stadtführer durch das schrullige, aufgewühlte, unfreundlich-herzliche Berlin der 20er Jahre. Dass er Frauen, Musik und Alkohol deutlich zugetan ist, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Irgendwie versteht sich das nahezu von selbst. ^^

In famos quirligem Stil zeigt uns Zeichner Michael Schröter Stadt und Leute von ihrer ruppigsten und zugleich lebensfrohen Seite. Kein gleichmäßiges Raster bändigt das unbändig Chaotische, das diese Stadt in diesen Jahren ausgestrahlt haben muss. Der Verzicht auf eine farbenfrohe Kolorierung lässt all die lässig komponierten Details umso eindrücklicher ins Auge springen.

Schröter verzichtet auf herkömmliche Sprechblasen und platziert die Texte mal in Kästchen, mal in freien Blöcken. An der einen oder anderen Stelle ist mir das dann etwas zu viel. Auch wenn es dem Comic nicht wirklich schadet.

Mäcke Häring ist Berliner und klingt auch so. Etliche Stellen hab ich mir selbst laut vorgelesen, um diesen eigentlich irgendwie fiesen Dialekt als Sound über die Bilder zu legen. Das war überaus vergnüglich. Jelacht hab ick, un zwar schallend. J

Dass ich die Zeichnungen grandios finde und die Atmosphäre wirklich gut getroffen, ist die eine Sache. Unentschieden bin ich, ob Mäcke Häring das Zeug hat, mehr als nur so ein Lokal-Comic zu sein. Detailverliebt, atmosphärig, schrullig – aber ohne großen Anschluss darüber hinaus?

Zum Glück gibt es ja noch mehr Bände, dieses selbstverlegten Comics. Ich werde also noch weiter Gelegenheit haben, der Frage nachzugehen, und mich dabei köstlich unterhalten zu lassen. ^^

#leseherbst #comic #michaelschroeter #elchgraphics #berlin #die20er #detektiv #maeckehaering #ganoven #nazis #jazz #revue #lesen #lesenswert #leselust

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen