„Bei einer Reise, die mich kürzlich nach Venezuela führte,
hatte ich Gelegenheit, den berühmten ‚Faden von Macuto‘ zu bestaunen, eines der
Wunder der Neuen Welt, Erbstück von namenlosen Piraten, touristische Attraktion
und ungelöstes Rätsel.“ (Seite 7)
Dieser Faden hängt in der Luft und führt vom Festland auf
das Meer hinaus, wo er in der Tiefe verschwindet. Und niemandem gelang es
bisher zu bergen, was den Faden auf dem Meeresgrund beschwert. Achtung,
Auftritt von César, dem erfolglosen Schriftsteller.
Ihm gelingt es endlich, das Rätsel zu lösen. Die Belohnung
sorgt dafür, dass César, der des Nachts zum genialischen Wissenschaftler
mutiert, sich umso mehr seinem eigentlichen Projekt widmen kann – der Erringung
der Weltherrschaft. Als Instrument dazu benötigt er einen weltweisen,
charismatischen Führer. Das dies nur Carlos Fuentes, der mexikanische
Autoren-Heroe sein kann, liegt natürlich
auf der Hand und damit auch der teuflisch einfache Plan, Carlos Fuentes anlässlich
eines Literaturkongresses seiner DNA zu berauben und zu klonen.
Also ich glaube dem Autor jedes Wort. Vollkommen plausibel
und natürlich ironiefrei gleitet die Handlung in eine surreale Realität, in der
mich auch nicht mehr wundern würde, wenn walgroße, wabbelnde Krawatten sich aus
den Bergen auf eine Stadt stürzen würden. Ehrlich.
In einem eigens durchgeführten Feldexperiment konnte ich
nachweisen, dass einer von zwei Lesern sich grandios amüsierte und einhundert
Seiten lang vor sich hin kicherte. Das sind sagenhafte 50 Prozent, die sich, da
hege ich keinen Zweifel, noch unermesslich steigern ließen.
César Aira ist eine meiner persönlichen literarischen Entdeckungen
des Jahres!
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