Dienstag, 21. April 2020

Benjamin von Eckartsberg/ Thomas von Kummant: GUNG HO, Band 4. Zorn




„GUNG HO ist ein aus dem Chinesischen abgeleiteter Amerikanismus und bedeutet ‚motiviert, engagiert‘ und ‚in Harmonie zusammenarbeiten‘. Mit der Zeit erlangte er verschiedene Bedeutungen, z.B. wurde er im 2. Weltkrieg von den Marines im Pazifik als Kampfschrei verwendet. In unserer Geschichte ist GUNG HO ein Slang-Begriff für ‚hitzköpfig und übermotiviert, ohne Rücksicht auf Verluste‘.“ (Seite 4)

Ein gutes Jahr noch heißt es warten, dann wird planmäßig der Abschlussband der Serie GUNG HO erscheinen. Ich werde dem Erscheinungstermin wieder entgegenfiebern, mich riesig auf die limitierte Vorzugsausgabe freuen – den Band dann behutsam auf meinen Lesestapel legen. Vermutlich werde ich mir wieder fast ein Jahr Zeit lassen, bis ich dann den ersten Band aus dem Regal ziehe, um die Story endlich in Gänze und ohne Unterbrechungen durchzusuchten. Himmel, wie ich mich darauf freue. ;)

Da es bis dahin aber noch ziemlich viel anderen Lesestoff geben wird, will ich gern jetzt schon ein paar Gedanken zu GUNG HO festhalten. Immerhin hat mich diese Serie unglaublich begeistert. Aber warum denn eigentlich?

Worum geht es in der Serie? Ein futuristisches Europa wurde von einer Flut an Bestien aus den Weiten Sibiriens heimgesucht. Die Menschen ziehen sich in wenige befestigte Städte zurück, flüchten vom Land. Außerhalb dieser Städte verbleiben vereinzelte Vorposten, die der Versorgung dienen. Hier leben auch diejenigen, die mit der hierarchischen und militarisierten Gesellschaft in den Städten nicht zurechtkommen oder zurechtkommen wollen.

Zwei Brüder, Teenager, werden quasi in einen dieser Vorposten strafversetzt. Gemeinsam mit ihnen kommen wir beim Lesen in der eigentlich idyllischen Siedlung an. Schnell wird aber klar, dass trotz atemberaubender Natur und atmosphärischer Sonnenuntergänge hier wenig Platz für Idylle und Romantik ist.

In der Siedlung leben Familien mit Kindern, es gibt eine Verwaltung für die aus den Städten gelieferten Materialien und natürlich eine militärische Organisation zur Verteidigung des Vorpostens gegen die Monster.

Die Brüder, altersgerechte Freigeister, kollidieren schnell mit der Leitung der Siedlung und fürs erste auch mit einigen anderen Teenagern. Mit ihnen lernen wir das Gefüge und das Personal kennen. Und schon gibt es die erste Verteidigung gegen einen Überfall der Monster und eskalierende Konflikte.

So ein wenig liegt den Brüdern das Aufrührerische im Blut. Sie sind also bestens geeignet, die Situation in der Siedlung als Katalysatoren in Bewegung zu bringen. Die Jugendlichen werden sich auf eigene Faust aufmachen und gegen das rigide und auch korrupte System revoltieren, in dem sich die Erwachsenen eingerichtet haben. So weit, so gut.

Zahlreiche Verfilmungen der letzten Jahre, The Hunger Games oder Maze Runner …, zeigen, dass dystopische Settings mit jugendlichen Protagonisten gern ein großes Publikum erreichen können. Die Story von GUNG HO schreit auch eigentlich danach, irgendwann auf großer Leinwand erneut erzählt zu werden.

Die Figuren sind vielschichtig dargestellt, entwickeln sich. Es gibt Romanzen, Sex und Schlägereien – gewürzt mit auch mal deftigen Dialogen. Perfekt also. Es das alles sieht auch noch in den Zeichnungen einfach fantastisch aus.

In klar abgegrenzten Paneln erinnern die Bilder mich ein wenig an Videospieloptik. Sie verstecken nicht den Anteil an digitaler Bearbeitung. Es gelingt dem Team aber, dass all das sich sehr organisch, authentisch und modern zugleich darstellt. Es entsteht eine bildliche Ästhetik, die perfekt mit der Story und den Figuren harmoniert.

Wenn ich mich richtig an Interviewschnippsel erinnere, hat das GUNG HO-Team nicht unbedingt vor, aus dem Setting eine Endlosserie werden zu lassen, auch wenn sich in diesem Kosmos sicherlich noch sehr viele Geschichten erzählen ließen. Es soll also, zumindest nach meinem Kenntnisstand, bei den geplanten fünf Bänden bleiben.

Und wenigstens die ersten vier sind in sich rund erzählt. Jeder Band weckt genügend Neugierde auf den nächstens, ohne nur auf Cliffhanger hin konstruiert zu wirken. Mir fällt also gerade so gar nichts zum Meckern ein oder auf.

Kurz und gut: So geht Comic! Eintauchen, wegschmökern und sich famos unterhalten lassen. Lesen!

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