Freitag, 9. April 2021

Guy Delisle: Aufzeichnungen aus Birma



„Na, wohin schicken sie uns?“ (Seite 1)

Ach, das Universum und seine Zufälle. 😉 Dieser Band in der Auflage von 2014 lag nun seit 2016 auf meinem Lesestapel, nachdem der MM und ich Guy Delisle bei einer Lesung in Berlin live erleben konnten. Ja, natürlich haben wir auch nach einer Signatur im Buch angestanden. Darauf wollte ich aber gerade gar nicht hinaus. Spannend am Universum ist, dass ich nun ausgerechnet, da Myanmar seit einiger Zeit wieder verstärkt in den Nachrichten auftaucht, auf die Idee kam, dieser Comic sei jetzt endlich mal dran. Na gut, oder die Nachrichten lenkten meine Aufmerksamkeit wieder darauf.

Guy Delisle hatte sich schon einen Namen mit den Bänden über seine Zeit in Pjöngjang und in Shenzhen gemacht als er nunmehr als kinderbetreuender Elternteil seiner Ehefrau ins Ausland folgte. Sie arbeitete für die französischen Ärzte ohne Grenzen und sollte für ein Jahr nach Birma, wie Myanmar bis 1989 offiziell hieß, gehen.

Natürlich beschränkte sich Delisle nicht nur auf die Kinderbetreuung des gemeinsamen Sohns sondern streifte auch durch die Umgebung, zeichnete und machte sich so seine Gedanken. Herausgekommen sind viele kleinere Episoden, bei denen er als Erzähler schlicht von seinem Alltag, von Begebenheiten, Erkenntnissen und Erlebnissen berichtet.

Ich war anfangs ein wenig hin und her gerissen, weil es mir eigentlich zu banal erschien, was er das so berichtet. Da er die Perspektive des Ausländers, der seiner Frau wegen deren Arbeit in ein fremdes Land gefolgt ist, konsequent durchhält, ohne doch irgendwann eine Reportage daraus machen zu wollen, entwickelt das Ganze dann eben doch seinen Sog. Zumal er natürlich nicht nur von Alltäglichkeiten erzählt, wie vom Einkaufen, der Baby Group mit anderen ausländischen Eltern etc., sondern ebenso auf die Auswirkungen des Herrschens einer Militärjunta auf eben genau dieses banale Alltagsleben zu sprechen kommt. Aber eben immer noch aus der Perspektive von Guy, der den Alltag bewältigen und auch ein wenig neugierig auf die Stadt um ihn herum sein will.

Viele Pointen lassen sich in den Zeichnungen selbst entdecken, was mir ab und an viel Spaß bereitete. Auch wenn dieser Comic nicht mein ganz großes persönliches Highlight ist. Gespannt bin ich jedenfalls auf die tatsächlich fiktionale Story „Geisel“ von ihm. Von den Arbeiten daran berichtete er nämlich in ebenjener Lesung, mit der ich eingangs kurz angegeben habe. 😉

Kurz und gut: Gediegene Comickost, die derzeit einen aktuellen Beigeschmack bekommt. Lässt sich gut lesen!

(Übersetzung: Kai Wilksen)

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