Mittwoch, 7. April 2021

Imke Schmidt/ Ka Schmitz: Ich sehe was, was du nicht siehst oder wer sieht hier wen? LIGHTfaden für BILDERmacher_innen



„Wie werden Diversitäten und Machtverschränkungen im Bild dargestellt?

Warum ist eine Strichfigur automatisch ein Strichmännchen? Was passiert, wenn ich ihr eine andere Identität als die `Norm´ zuschreiben möchte? Und wie geht das überhaupt? Was geschieht, wenn ich im Dienste der Erkennbarkeit Klischees anbringe – oder wenn ich stattdessen versuche, diese zu neutralisieren? Welche Rolle spielt bei all dem das Publikum? Und schließlich: Wie findet die Strichfigur das?

Zwei Zeichnerinnen führen uns anhand einfacher Beispiele durch verschiedene Sackgassen und Lösungswege.“ (Umschlagtext)

„Und diese hier? Ist die jetzt neutral?“ (Seite 6)

Klar ist Comic gern mal Zuspitzung und Übertreibung, vor allem aber immer auch Reduktion. Comic-Charaktere sind keine Porträts. Trotzdem wollen wir Figuren damit kenntlich machen, sie mit Charakter ausstatten und manchmal eben auch beispielhaft auftreten lassen. Wofür im Roman viele Worte zur Verfügung stehen, kommt hier in einem Bild zusammen. Und mehr als rein textgebundenen Storys gilt hier: der erste Eindruck zählt.

Wie lassen sich also Comicfiguren angemessen darstellen, ohne Vorurteile zu reproduzieren aber eben auch für Repräsentanz von Minderheiten sorgen? Die Zeichnerinnen Imke Schmidt und Ka Schmitz haben hier eine gewitzte Handreichung entwickelt, die zum Glück nicht versucht, ein alleingültiges Rezept zu entwerfen.

Sie schauen sich selbst beim Ausprobieren über die Schulter und wundern sich, wie viele Fallstricke es geben kann. Zugleich winken sie aber eben nicht pädagogisch mit dem Zeichenstift. Sich selbst zu befragen und die eigenen Zeichnungen auch kritisch zu prüfen, ob sie dem eigenen Anspruch und Vorhaben gerecht werden, klingt so banal wie eben richtig.

Und richtig finde ich auch die Erkenntnis, dass es dann doch eben auch auf den Kontext ankommt. Ein Punkt, den ich in mancher aktuell aufgeregt Debatte dann doch vermisse. Ganz unaufgeregt sei dann auch noch angemerkt, dass diese kleine Publikation schon 2010 erschien. Und nur, falls das jetzt zu sehr unter den Tisch fiel: Ich mag den Zeichenstil! 😉

Kurz und gut: Für Zeichner:innen und andere Leute, die sich Charaktere ausdenken – eine sehr gelungene Anregung. Lesen!

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