Dienstag, 13. April 2021

Marc-Uwe Kling: QualityLand 2.0. Kikis Geheimnis



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So, Marc-Uwe Kling zum Zweiten – also für mich. Die Känguruh-Chroniken haben es erstmal nicht weiter hoch im Lesestapel geschafft, dafür kann ich aber immerhin den zweiten Band von „QualityLand“ als gelesen vermelden. 😉

Band 1 hat mich ja recht begeistert zurückgelassen, ich musste also nicht lange überlegen, ob ich den zweiten Teil auch lesen mag. Rein vom Unterhaltungsfaktor hat sich der auch durchaus gelohnt. Aber – der Fluch der zweiten Bände vielleicht – jetzt hab ich doch zu meckern. ^^

Peter Arbeitsloser darf endlich Maschinen therapieren und wird von Henryk Ingenieur, dem Chef von The Shop, als Berater eingespannt. Denn der will jetzt Präsident werden.

Kiki sucht nach dem Geheimnis ihrer Familie, weil sie die ja gar nicht kennt.

Und es gibt jede Menge Action.

Ausgesprochen gut haben mir zwei Sachen an der Story gefallen.

Einmal finde ich die Idee des Maschinentherapeuten immer noch recht grandios, vor allem, wo die Therapie jetzt endlich zum Einsatz kommt. Denn wenn die Technik immer fortschrittlicher wird, immer mehr ins menschliche Alltagsleben eingreift und das tatsächlich nicht nur in Form passiver Nutzung, dann steht die Frage, wie Menschen damit umgehen, diese immer aktiveren Helferlein um sich zu haben. Wie viel Privatleben bleibt noch im Beisein vernetzter und immer intelligenterer Technik, die auch gut selbstgesteuert kommuniziert. Das darüber sichtbar zu machen, dass die Maschinen wegen der Marotten ihrer Menschen therapiebedürftig werden, finde ich absolut gelungen und sehr witzig zu lesen.

Das Zweite, was ich richtig gut fand, war der unaufhaltsame Abstieg von Martyn Aufsichtsrat. Ganz wenig reicht im Grunde aus, dass er schier unaufhaltsam die Levelleiter herunter stürzt bis er noch unter den Nutzlosen landet. Was Kling hier vorführt ist fein gedreht. Menschen werden in allem vermessen, Agieren, Verhalten etc. und können so soziale Level auf- oder absteigen, die wiederum mit bestimmten Rechten verknüpft sind oder damit, keine davon mehr nutzen zu können. Das Infame ist, dass es so hübsch spielerisch daherkommt, sich hier aber genau auf Lebensumstände, Zugänge etc. ganz real auswirkt. Was sich zunächst in der Theorie als hübsch egalitär und fair verkaufen lässt, zementiert aber eben doch genau die sozialen Schranken, die Oben von Unten scheiden. Der Preis des Aufstiegs ist die bedingungslose Anpassung. Die produziert die Ausnahmen, mit denen sich das System hübsch rechtfertigen lässt, diskreditiert aber eben auch jeden Anspruch auf Veränderung. Und wer einmal so richtig ins Straucheln kommt wie der zufällig auch noch überaus unsympathische Martyn, dann gibt es nur noch eine Richtung. Das ist süffisant-bissig beschrieben und bietet doch beste Bezüge zur Gegenwart.

Was ich denn zu meckern habe? Bei aller Kurzweiligkeit und der zunehmenden Action in diesem Band, meine ich eine gewisse erzählerische oder literarische Kurzatmigkeit ausgemacht zu haben. Die Story geht fix voran, das ja. Aber irgendwie zerfällt sie mehr und ähnelt einer Sammlung von Text, die sich zwar aufeinander beziehen und in der gleichen Welt spielen aber separat auf der Bühne vorgelesen werden. Bei jeder Vorstellung ein anderer. Mir fiel das schon bei einem anderen Autor mit Poetry Slam Hintergrund auf, dass ich eigentlich alles gut fand, aber trotzdem fühlte es sich so kurzatmig an. Vor allem, wenn ich ähnlich nahe Dystopien dagegen halte wie die von Joe Beck oder von Sybille Berg.

Und was mach ich jetzt mit diesem Marc-Uwe Kling? Sollte es einen weiteren Band von QualityLand geben, wird er unweigerlich seinen Weg zu mir finden. Anderes vom Autor wird aber vermutlich so schnell nicht auf dem Lesestapel ganz oben landen.

Kurz und gut: Unterhaltsam, schnell mit witzigen und auch interessanten Ideen. Lässt sich gut lesen!

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