Donnerstag, 4. Mai 2023

Lars Werner: Zwischen den Dörfern auf hundert


„Benny hat den Punk für sich entdeckt. Da steckt all der Trotz drin, den er braucht, um im Dresdner Umland zu überleben. Pogo, Pillen und exzessive Lebenslust werden zur Antwort auf Attacken sadistischer Neonazis, Schlachten mit der Polizei und Spießereltern. Doch dann, inmitten der Hitzerekorde und nationalen Rauschzustände des WM-Sommers 2006, merkt Benny, dass Trotz ohne eigene Standpunkte nicht viel bringt – eine Erkenntnis, die mit einem Kuss anfängt.

Lars Werner demontiert den Mythos vom Sommermärchen, indem er sein eigenes erzählt. Hellsichtig und humorvoll zeichnet der Autor das Porträt einer ostdeutschen Jugend, die den DDR-Sozialismus nur noch aus Erzählungen kennt, dem Neonazismus dagegen täglich ausgesetzt ist. Ein deutsches Debüt mit Tiefgang, Witz und Kante.“ (Umschlagtext)

Dann starten wir mal mit dem Sichten meiner Messeausbeute. 😊

Dass es zum Albino Verlag eine besondere Verbindung gibt, hatte ich in meinen Messe-Storys ja schon erwähnt. Die Jungs vom Verlag und der Messestand waren unsere kleine Homebase während dieser Leipziger Buchmesse. Danke dafür noch mal! 😊

Das brauchte es aber nicht, um mich auf dieses Buch neugierig zu machen. Cover und Titel hatten mich schon, bevor ich auch nur den Umschlagtext gelesen habe. Das Dorfkind in mir fühlte sich sofort angesprochen und an meine dörfliche Jugend in den frühen 90ern erinnert.

Fasziniert nehme ich außerdem zur Kenntnis, dass die Kombination aus Erwachsenwerden und Ostdeutschland offenbar immer noch und weiterhin literarisch ergiebig zu sein scheint. Spannend ist, dass diese Mischung inzwischen zeitlich in den Nullerjahren angekommen ist, auch wenn der erinnernde Bezug zu dem verschwundenen Land im Osten immer noch ein Punkt ist, der diese Geschichten von ähnlichen aus dem restlichen Deutschland unterscheidet. Ich bin in jedem Fall gespannt auf die Lektüre.

„Zwei Sommer zwischen Punk und Plattenbauten: Im Dresden der Jahre 2005 und 2006 erleben Benny, seine beste Freundin Maren und ihre Clique das Erwachsenwerden im Schleudergang. Ihr Alltag zwischen Pogo-Partys im Jugendzentrum Rosaluchs, Straßenschlachten mit der Polizei und Kollisionen mit Neonazi-Banden ist ein ständiger Taumel zwischen Gefahren und Glücksmomenten. Hinzu kommen die Wirrungen der Pubertät: Eskalationen im Elternhaus, Planlosigkeit in Sachen Zukunft, Verselbständigung der Hormone. Im WM-Sommer 2006 sorgt dann auch noch die neue Fahnenschwenklust der Deutschen für Verwirrung. Und dieser komische Kuss mit seinem Kumpel Arne, der Benny deutlich mehr beschäftigt, als ihm lieb ist. Es wird Zeit, ein paar Entscheidungen zu treffen.

Nach seinen Theatererfolgen Weißer Raum und Deutsche Feiern legt Lars Werner mit Zwischen den Dörfern auf hundert seinen ersten Roman vor. Sein Debüt ist nicht nur eine ambivalente literarische Liebeserklärung an Dresden und sein Umland, sondern auch ein lakonischer Kommentar auf die Zerrissenheit der deutschen Gesellschaft. Das Ringen zwischen Gestern und Heute, Herkunft und Ankunft, Mainstream und Queerness, Stadt und Provinz – all das steckt drin im melancholischen Lebenshunger von Werners Ich-Erzähler. Und natürlich die kostbaren Momente, in denen sich alle Widersprüche auflösen und auf einmal alles richtig erscheint. Oder wie Benny es selbst ausdrückt: ‚Diese gebündelte Wut, die ich sonst wie ein Baby in mir trage, ist weg und an ihre Stelle – ein Quieken der Seele oder so.‘“ (Verlagstext)

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