Samstag, 21. September 2024

Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz


„Hier geht die Geschichte weiter.“ (Seite 9)

Ein mysteriöser Brief führt den zamonischen Großdichter Hildegunst von Mythenmetz nach Buchhaim – ja genau, die Geschichte scheint sich in dieser Fortsetzung des erfolgreichen Bandes „Die Stadt der Träumenden Bücher“ zu wiederholen. Einmal mehr lässt sich beim Lesen diese wunderbare, hier wiederaufgebaute Stadt mit all ihren Wundern, Merk- und Denkwürdigkeiten entdecken. Alte und neue Bekannte des zamonischen Erzählers geben sich ein Stelldichein. Und hui, schon ist die Debatte eröffnet, ob dieser zweite Teil zu dieser irre-fantastischen Stadt nun kongenialer Stoff oder eine stupide Wiederholung sei.

Mit Fortsetzungen ist es ja offenbar eh so ein Ding – gerade, wenn sie auf einen supererfolgreichen ersten Teil aufbauen. Alle, und ich nehme mich da ja gar nicht aus, wollen noch einmal dieses Prickeln des ersten Males fühlen. Allein die Erwartungshaltung vorm erneuten Eintauchen in eine so berauschend empfundene Welt kann natürlich nicht mehr die gleiche sein wie zuvor.

Solch eine Fortsetzung müsste also das Hochempfinden noch einmal steigern, noch fantastischer, noch spannender, witziger, gruseliger, ausgefallener … was auch immer. Kein Wunder also, dass zweite Teile – ob im Film, im Comic oder auch in der Literatur – so oft an genau diesen Erwartungen scheitern. Ob sie das wirklich müssen, sei mal dahingestellt.

Die Kritik am „Labyrinth der Träumenden Bücher“ konzentrierte sich auf den Punkt, dass die erste Reise des Hildegunst von Mythenmetz hier in weiten Teilen einfach noch einmal erzählt würde. Erst am Ende des Bandes beginnt die eigentlich neue Geschichte. Der letzte Satz des Buches lautet denn auch: „Auf der Einladung stand nur ein einziger Satz. Er lautete: Hier fängt die Geschichte an.“ (Seite 427)

Ein geniales Spiel mit den Erwartungen der Lesenden oder einfach nur doof? Ich ahne, dass ein Fan (Fanboy – ich hier, ja 😉) die Frage anders beantworten wird als jemand mit *hüstel* mehr emotionalem Abstand. Hier also mein Fazit:

Ich habe mich bald scheckiggelacht, weil ich die Idee so grandios fand, die Erwartung derart zu bedienen. Die enthusiasmierte Lesendenschar wollte zurück nach Buchhaim und, Achtung Taschenpsychologie, im Grunde den Kitzel und Reiz des ersten Bandes noch einmal erleben. Also bedient dieser Band genau das. Und die Geschichte wird mit allem Ernst und aller Moers´schen Rafinesse noch einmal erzählt, nicht weniger brillant und gekonnt und fesselnd als im ersten Band. Zugleich zügelt der Autor seine Fantasie kein Stück und lässt Buchhaim noch einmal – und eben erweitert – auferstehen. Für mich mit dem gleichen Sog und der gleichen Faszination.

Wäre der Text hier hingeschludert, würde ich der Kritik zustimmen. Allein ich kann hier kein Schludern entdecken. Und so ist dieser Roman für mich ein grandioses Spiel mit den Erwartungen, das mich am Ende nicht weniger neugierig darauf macht, wie es denn nun weitergehen mag.

Und falls sich jemand wundert, warum ich hier so gar nichts weiter über die Story selbst schreibe – ehrlich, Moers muss man selbst lesen. Dann funkt es … und ganz bestimmt nur in wenigen Fällen nicht. 😉

Kurz und gut: Wenn dereinst Literaturseminar zu zamonischer Literatur …  Ehrlich, einfach lesen! 😉

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