„MORALISCHE UNORDNUNG ist der Roman von Margaret Atwoods Leben. All ihren Scharfsinn, ihren erbarmungslosen Humor richtet sie wie Scheinwerfer auf das eigene Leben, und das Ergebnis zählt zum Besten, was wir von dieser großen Erzählerin kennen.“ (Umschlagtext)
Ein Fundstück von Pankows Straßen. Ich mag ja, dass man beim Streifen durch den Kiez immer wieder vor den Häusern abgestellte Kartons findet mit allerlei Krimskrams. Was die Leute halt so loswerden wollen. Und Bücher gibt es auch oft genug.
Zu jeder Bücherkiste ließe sich ohne Weiteres eine Geschichte spinnen über diejenigen, die da ihre Regale aussortiert haben. Kinderbücher, Lektüre aus Studium oder Ausbildung, Weiterbildungen, Romane – mal offensichtlich gelesen und oft auch offensichtlich nicht. Ich meine, das ist doch mal spannend. 😊
Und zu Margaret Atwood muss ich ja eigentlich nichts schreiben. Spätestens mit der Serienverfilmung ihres Klassikers „Report der Magd“ wurde sie einem nochmal größeren Publikum bekannt. Ich entdecke immer noch Ungelesenes von ihr.
Diese Ausgabe sieht doch sehr viel älter aus als sie ist. Aber interessant finde ich, wie anders die Klappen- und Umschlagtexte zum Teil vor gerade mal 16 Jahren klangen. ^^
(Übersetzung: Malte Friedrich)
„Nur
die erste Geschichte bricht aus der Chronologie dieses Lebens aus. Sie zeigt
ein älteres Paar, das aus dem Kanada der Gegenwart in der Phantasie der Frau
plötzlich in die Spätzeit des Römischen Reiches versetzt wird: Die Barbaren
kommen!
Dann
aber führt das Buch in die Kindheit der Erzählerin Nell, schildert die kluge,
lebenstüchtige, aber ein wenig kühle Mutter, den praktischen, robusten Vater,
einen Insektenforscher, und die viel jüngere, psychisch labile Schwester.
Als
Nell das Elternhaus verlässt, verdient sie ihr Geld mit freier Lektoratsarbeit.
Sie lernt den Mann ihres Lebens, Tig, kennen, der aber noch mit Oona
verheiratet ist und zwei Söhne hat. Vor dieser Ehe läuft Tig nur sehr langsam
davon, quälend lang dauert es, bis er sich wirklich trennt.
Diese
‚alte Geschichte‘ von der Ehefrau und der Geliebten, wie Lillie, eine
liebenswerte Immobilienmaklerin, es nennt, ist der Kern des Buches – und Lillie
selbst ist ein Kabinettstückchen von Atwoods Porträtkunst. Aber da sind noch
andere solcher Glanzstücke: Tig, der überaus gutwillige, aber gerade deshalb
fast unerträgliche Mann, Oona, die Tig und Nell zusammenbringt, dann aber nicht
aushält, was sie angerichtet hat, und schließlich die Tiere: Gladys, das
trotzige Welsh-Pony, und der neurotische Hund Howl.
Dies
ist ein großartiges Buch, in dem die ganze stilistische Virtuosität, die
Leichtfertigkeit, der Witz und die Ironie Atwoods wie Scheinwerfer auf ihr
eigenes Leben gerichtet werden. Ein atemberaubendes Experiment.“ (Klappentext)
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