Sonntag, 23. März 2025

Ilko-Sascha Kowalczuk: Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute


„Willi Kufalt sitzt im Gefängnis. Er kommt frei. Er möchte es jetzt schaffen. Er schafft es nicht.“ (Seite 9)

Kowalczuk beginnt seine Betrachtungen zu Ostdeutschland mit einem Bild aus einem Werk Hans Falladas. Der freigelassene Häftling Kufalt scheitert an der Freiheit und ist erst wieder zufrieden, als er zurück zuhause im Knast in seiner Zelle sitzt. Hier geht alles seinen gewohnten Gang, ist alles in bester sortierter Ordnung.

Ausgehend von diesem Bild konstatiert er seine Grundthese, dass die Ostdeutschen so falsche Grundannahmen darüber hatten, was der Westen und was Freiheit sei, dass die Wiedervereinigung, in der Form, in der sie nun ablief, scheitern musste. Und die Ostdeutschen, natürlich nicht alle aber ein relevanter Anteil von ihnen, blieben mit einem Freiheitsschock zurück, der sich bis heute durchziehe.

Weil es auch ein persönliches Buch, eine persönliche Einmischung in die Debatte ist, kennzeichnet Kowalczuk auch sein Verständnis von Freiheit, das hier natürlich als Referenzrahmen fungiert, auf den er die Beobachtungen bei den Ostdeutschen bezieht. Und er kommt durchaus zu deutlich anderen Einschätzungen als Dirk Oschmann beispielsweise, über dessen Buch ich hier ja auch schon nachdachte.

Ich versuche mal eine sehr subjektive Zusammenfassung, die vermutlich mehr über mich als Leser aussagt. 😊

Die längste Zeit der DDR bot die Bundesrepublik stets einen Fixpunkt, auf den Ostdeutsche sich beziehen konnten, im Guten wie im Schlechten. Einerseits war der Westen über das Fernsehen mit seiner bunten Konsumwelt, in der es immer alles gab, dauerpräsent. Andererseits wirkte auch die ostdeutsche Propaganda, die natürlich den Kapitalismus geißelte, die durchaus vorhandenen Schattenseiten umso greller ausleuchtete und immer auch den mangelnden Antifaschismus anprangerte.

Wie viel Ostdeutsche vor 1989 nun wirklich über das echte, normale Leben im Westen wussten, ist vermutlich schwer zu ergründen. Ich kann mich zumindest noch an die Westbesucher:innen meiner Verwandtschaft erinnern. Die stellten sich als ganz normale Menschen heraus, die zwar so fantastische Dinge wie Coladosen mitbrachten, aber in Gesprächen oft lachend insistierten, dass es im goldenen Westen nun auch nichts geschenkt gäbe. Kurz, wer hören und sehen wollte, konnte schon ein Bild jenseits des Entweder-Oder haben.

Dieses Bild vom Westen, und da finde ich Kowalczuk sehr nachvollziehbar, bestimmte natürlich die Erwartungshaltung im Jahr 1990, als es um die Vereinigungsfrage ging und letztlich darum, was die Menschen ab dem Oktober des Jahres für sich erwarteten. Und hier lief dann so einiges schief und deutlich anders, als viele vermutlich erhofft hatten, wenngleich ja eigentlich mit Ansage.

Im Buch geht es weniger um die Frage, ob die Treuhand nun böse und wenn ja wie böse war, um einen der beliebtesten Punkte aus Debatten über die Transformationsjahre rauszupicken. Vielmehr steht im Mittelpunkt, dass Ostdeutsche so oft und in großer Zahl an der Freiheit scheiterten, weil sie sie fälschlicherweise mit Wohlstand und Sicherheit gleichsetzten. Die vielfachen Erfahrungen der Entwertung der eigenen Biografien, der Mangel an Perspektiven und Fortkommen und manchmal auch nur das Gefühl davon äußerten sich zunehmend in einer Skepsis der liberalen Demokratie westdeutscher Prägung gegenüber.

Der Autor erinnert zurecht und deutlich daran, dass die DDR eine Diktatur war, wenn auch mit behaglichen Nischen, und dass eben nicht alle 17 Millionen DDR-Bürger in der Opposition aktiv waren. Die große Masse schaute zu bei der friedlichen Revolution – und wählte im März 1990 die Konservativen. Es gab also keine gesellschaftlich breit getragene Bügerrechtsbewegung, die eine intensive öffentliche Debatte übers Einmischen und Verantwortung getragen oder auch nur entfacht hätte.

Um noch mal abzuschweifen, vielleicht noch so eine persönliche Erinnerung oder ein Eindruck. Auf mich wirkte es als Kind und junger Jugendlicher so, dass die meisten Erwachsenen um mich herum ihr Leben schon gut im Griff hatten, also auch in einem eigenverantwortlichen Sinne. Das bezieht sich, wenn ich so drüber nachdenke, aber hauptsächlich auf die private Sphäre. Da wurde gebaut, gewerkelt, gegärtnert, was auch immer. Aber es ging dabei ums Einrichten des privaten Lebens. Dazu gehörte zweifellos auch die gegenseitige, freundschaftliche oder nachbarschaftliche Hilfe.

Gespräche und Themen bei Grillabenden, Geburtstagsrunden und all dem, wo Menschen so zusammenkommen, drehten sich zumeist auch darum. Es gab in diesen Runden und auch im Erzählen immer eine Abgrenzung dieser privaten Sphäre zur öffentlichen, gesellschaftlichen. So blieb, ich spreche immer noch aus meiner subjektiven Erinnerung, auch eigenverantwortliches Engagement zumeist genau darauf beschränkt. Klar gab es auch Vereine, die aber vermutlich ebenso eher der privaten Sphäre zuzurechnen wären. Und es gab sehr wohl auch Menschen, die sich im Sinne eines gesellschaftlichen Engagements einbrachten und oft auch genauso meinten. Dies geschah aber natürlich in einem politischen System, das auf deutlich anderen Koordinaten fußte als eben die liberale Demokratie des Westens.

Freiheitsschock – ich empfinde Kowalczuks Beschreibungen und Einschätzungen als angenehm klar. Vielleicht auch, weil er das übliche Pathos von der einen wie der anderen Seite sein lässt. Die Ossis waren und sind natürlich nie nur Opfer und Subjekt, wenn das auch nicht bedeutet, dass nicht Ungerechtigkeiten passiert wären und vermutlich auch weiter passieren werden.

Aber wie ist es denn nun mit der Freiheit? Können Ostdeutsche damit einfach nicht umgehen, weil es kulturell so gewachsen ist? Ich weiß es nicht und finde es auch nicht schlimm, wenn es darauf nicht sofort und abschließend eine Antwort gibt. Immerhin sind gesellschaftliche Dinge ja immer im Fluss.

Offensichtlich ist aber, dass Populisten (und Extremisten) von Rechts offenbar ein leichtes Spiel damit haben, die Einzelnen in Opposition zum bösen System zu bringen, dass ihnen nichts Gutes wolle. Damit einher geht natürlich dieses Bild vom Staat, der zu regeln hat. Gravierend ist, dass die private Sphäre auch hier wieder merkwürdig abgetrennt wirkt. Es scheint kein Widerspruch zu sein, das Haus frisch saniert zu haben, mit Pool im Garten, immer wissend, wo man was regeln muss, wenn es nur ums Eigene geht, aber gleichzeitig zu klagen, dass man nichts mehr dürfe und gesellschaftlich am Abgrund stünde, weil der Staat nichts mehr regele oder wenigstens nicht zum Guten. Die gesellschaftliche, politische Sphäre, die ja bereits im Lokalen beginnt und vorhanden ist, scheint hier keine große Rolle zu spielen.

Ein letzter Gedanke: Ich hege große Sympathie für den Freiheitsdiskurs, wie ihn Kowalczuk anführt. Ich glaube allerdings auch, dass er nicht ohne eine Benennung der Rahmenbedingungen auskommen kann. Banal, aber wer drei Jobs braucht, um auch nur über die Runden zu kommen, mit dem wird eine Debatte über Freiheit und die Verantwortung für Einzelne, die daraus erwächst, deutlich anders verlaufen als mit anderen. Gleichwohl ist die Debatte und dieser Diskurs wichtig, wenn wir nicht tatenlos zusehen wollen, wie autoritärverliebte Rechtsextremisten weiter jeden öffentlichen Raum vergiften. Daher kam das Buch im letzten Jahr durchaus zur richtigen Zeit – noch kurz vor der Landtagswahl in Thüringen.

In jedem Fall konnte ich mit Kowalczuks Betrachtungen sehr viel mehr anfangen als mit – schon wieder als Gegenpohl benannt – Oschmanns Buch über den Westen, der sich die Ossis gemacht habe.

Kurz und gut: Pointiert, mitunter schmerzhaft für Ostdeutsche aber unverzichtbar in der Debatte. Lesen!

#lesefrühling #sachbuch #ilkosaschakowalczuk #chbeck #zeitgeschichte #ostdeutschland #transformation #freiheit #schock #gesellschaft #debatte #rechtsrutsch #polbil #lesen #leselust #lesenswert #leseratte #bücher

Samstag, 22. März 2025

Dahlia de la Cerda: Reservoir Bitches. Roman in Storys INDIEBOOKDAY 2025


„Heftig, klug und mit tiefschwarzem Humor erzählt Reservoir Bitches aus dem Leben mexikanischer Frauen, die kämpfen, tricksen, lügen und töten, die alles tun, um zu überleben.

Ob Narco-Braut, Hausfrau oder Influencerin in Luxury Fashion, ob Auftragskillerin, Prostituierte oder Kleinkriminelle, ob Reich oder Arm – Dahlia de la Cerdas so unterschiedliche Heldinnen führen uns mitten hinein in eine weit entfernte, aber sehr reale und oft gewalttätige Umgebung, und ihre kompromisslosen Stimmen verbinden sich zu einem wilden, rauen und immer wieder auch überraschend zärtlichen Porträt der mexikanischen Gesellschaft.“ (Umschlagtext)

Heute gab es mal wieder einen guten Grund zum Feiern: #indiebookday 😉

Gute Bücher von konzernunabhängigen und kleinen Verlagen in der unabhängigen Buchhandlung des Herzens und des Vertrauens zu kaufen – ja, eigentlich braucht es dafür ja keinen eigenen Anlass. Andererseits geht es halt ansonsten auch gern im Alltagstrubel unter, wie viel gerade kleine Verlage für die Vielfalt der veröffentlichten Stimmen machen. Mal abgesehen davon, dass der Trend zum wieder gut und schön gemachten Buch in den letzten Jahren ja schon von den Kleinen ausging.

Und auch das Engagement der unabhängigen Buchhändler:innen soll hier nicht vergessen werden. Sie öffnen uns oft die Türen zu genau der Vielfältigkeit jenseits der Bestsellerlisten, die eben auch die Arbeit der kleinen Verlage überhaupt für ein größeres Publikum erst sichtbar macht. Während in den Filialen der großen Buchhandelsketten die Zentralen und Verkaufsprogramme weitestgehend das Sortiment bestimmen, sind die Auslagen in den unabhängigen Buchhandlungen sehr viel mehr persönliche Empfehlungen und prägen oft genug auch eine engagierte Ausrichtung. In Zeiten des Rechtsruckes ist das oft weitaus mehr als Bücherverkaufen.

Ein Hoch und einen aufrichtigen Dank also an all die unabhängigen Verlage und Buchhandlungen. Ihr seid Held:innen!

Da passt doch mein Fundstück zum Indiebookday 2025 in der besten #buchdisko ganz wunderbar. Dass ich ein Fanboy der Arbeit von Culturbooks bin, hab ich hier schon oft genug erwähnt. Spannend ist diese Veröffentlichung, weil sie mich auch an die  Werke von Fernanda Melchor erinnert, die auch immer wieder von Frauenleben in Mexiko in einer toxischen, frauenfeindlichen Gesellschaft erzählt. Ich hoffe auf genauso viel literarische Wucht.

(Übersetzung: Johanna Malcher)

#lesefrühling #roman #dahliadelacerda #culturbooks #mexiko #frauenleben #patriarchat #gewalt #luxus #widerstand #anpassung #überleben #feminismus #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #indiebook

Luksan Wunder: Eine mögliche Geschichte der deutschen Popmusik. Buchrelease-Party mit Gästen: Tilman Birr



Alter, was ein Abend.
„Bisschen weird, aber nice!“
Das war mal eine Lesung! Mit Gesang und allem. Und jetzt hab ich rotgelachte Augenringe.
Mehr zum Buch später. Und geht vor allem und kauft euch sofort Karten für Luksan Wunder. Und das Buch!

Donnerstag, 20. März 2025

Octavia E. Butler: Wilde Saat


„Doro ist ein Unsterblicher. Er tötet ohne Reue, wenn er von Körper zu Körper springt, um sich selbst am Leben zu erhalten. Er hat vor nichts und niemandem Angst – bis er der Gestaltwandlerin Anyanwu begegnet, die ihre Heilkräfte nutzt, um den Alterungsprozess aufzuhalten. Vom ersten Moment an begehrt Doro Anyanwu, so sehr er sie auch fürchtet, und sein dreihundert Jahre währendes Werben um sie wird das Schicksal der Menschheit für immer verändern.“ (Umschlagtext)

Nach „Xenogenesis“ brauche ich auf jedem Fall mehr Stoff von Octavia E. Butler. Gesagt, getan. 😉

Sci-Fi bietet ja immer die Möglichkeit, nicht einfach nur eskapistisch zur Unterhaltung einzuladen, sondern eben auch zum Nachdenken über gesellschaftliche Grundfragen anzuregen. Und ich bin sehr gespannt auf die Anregungen, die hoffentlich in diesem Roman stecken.

Ganz abgesehen davon, dass das Cover dieser Ausgabe einfach mal heftig gut geworden ist. 😊

„Doro ist ein Unsterblicher, der die Fähigkeit, menschliche Körper zu übernehmen, meisterhaft beherrscht. Seit tausend Jahren greift er immer wieder in die Geschicke eines kleinen afrikanischen Dorfes ein, um einen perfekten Menschen zu züchten. Doch eines Tages verwüsten Sklavenhändler sein Dorf und nehmen Doros ‚Kinder‘ mit in die neue Welt. Als der Unsterbliche ihnen hinterherreist, macht er eine unglaubliche Entdeckung: Es gibt noch eine zweite Unsterbliche! Anyanwu ist eine Gestaltwandlerin und Heilerin, und sie könnte der Schlüssel zu Doros Zuchtvorhaben sein. Doch die kluge Anyanwu hat ihre eigenen Pläne, und so beginnt ein Jahrhunderte währender Kampf zwischen zwei Halbgöttern, der die Zukunft der gesamten Menschheit für immer verändern wird.“ (Verlagstext)

(Übersetzung: Will Platten)

#lesefrühling #roman #octaviaebutler #heyne #diezukunft #scifi #unsterbliche #gestaltwandler #menschheit #menschenzucht #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur

Sonntag, 16. März 2025

Ron Leshem: Feuer. Israel und der 7. Oktober


„‘Um halb sieben morgens heulten die Sirenen, und der Kibbuz Be´eri erwachte in einem irrealen Szenario. Fünf Jahre lang hatten die Angreifer trainiert, und obwohl die Nachrichtendienste davon wussten, hatte niemand meine Familie gewarnt. In Be´eri verschanzten sich die Menschen in ihren Häusern. Meine Tante Orit und ihr Sohn Itai lagen eng beieinander im Dunkeln und hielten uns in den nächsten Stunden, die eine Ewigkeit währten, telefonisch auf dem Laufenden. Sie riefen die Polizei an, vergebens. An jenem Schabbat war der Staat eingestürzt wie ein Turm aus Sand. Es gab keine Polizei, keine politische Führung mehr. Nur Menschen, allein auf sich gestellt, einen ganzen Tag lang.‘

Ron Leshem ist Autor und ehemaliger israelischer Geheimdienstoffizier. Am 07. Oktober 2023 wurden mehrere seiner Verwandten entführt, ermordet. Auf bewegende Weise zeichnet er den Tag des Terrors nach, zeigt die Wurzeln der Gewalt, schildert ein tief gespaltenes Land und wagt den Ausblick auf die kaum absehbaren Folgen.“ (Umschlagtext)

Einerseits weiß man manchmal gar nicht, wohin schauen, vor lauter grauenhaften Geschehnissen in der Welt. Und die Konzentration auf das Eine, lässt alle anderen schrecklichen Dinge sofort in den Hintergrund treten, wenn nicht ganz aus dem Bewusstsein verschwinden. Andererseits gibt es, wie beim Überfall Russlands auf die Ukraine, den Angriff auf Charlie Hebdo – oder eben beim Terrorüberfall der Hamas auf Israel auch diese Ereignisse, die sofort die Aufmerksamkeit fesseln, das Grauen unmittelbar zutage treten lassen. Ich war sicher nicht der Einzige, für den die Nachrichten rund um den 07. Oktober 2023 nur sehr schwer auszuhalten waren.

Vermutlich wird es mir beim Lesen mit diesem Buch ähnlich gehen. Aber Wegschauen kann keine Lösung sein, vor allem, weil bis heute Nichts gelöst ist. Es gibt keinen Frieden, für Israel nicht und nicht für diejenigen Palästinenser:innen, die nicht der Hamas angehören oder nahestehen. Wer kommt auch allein noch hinterher, wie viele und welche weiteren Konfliktlagen das Grauen dieses Tages inzwischen noch überlagern.

Das Buch wird sicher keine schöne Lektüre. Aber ich hoffe, eine wichtige.

„Am 07. Oktober 2023 überzog die Hamas Israel mit Terror, seither hält die Welt den Atem an – und überschlagen sich die Ereignisse. Ron Leshem zeichnet in seinem bewegenden Text jenen Tag und die Entwicklungen seither nach – und führt ein zutiefst gespaltenes Land vor Augen. Gerade der liberale, auf Verständigung bedachte Teil der Gesellschaft wurde getroffen. Was werden die Folgen sein?

Leshem, international bekannter Autor (‚Euphoria‘, ‚Beaufort‘), Journalist und ehemaliger Geheimdienstoffizier, ist auch persönlich betroffen. Die Hamas ermordete seinen Onkel und seine Tante, verschleppte seinen Cousin, der auch deutscher Staatsbürger war, als Geisel. Ein Blick in die Wirklichkeit Israels, der uns das Land auf sehr persönliche Weise nahebringt und zugleich ein großes Bild vermittelt. Das Buch zur Stunde, das den Konflikt begreifbar macht.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Ulrike Harnisch/ Markus Lemke)

#lesewinter #sachbuch #ronleshem #rowohltberlin #israel #0723 #terror #überfall #opfer #überleben #gesellschaft #lesen #leselust #leseratte #bücher

Samstag, 15. März 2025

Orson Scott Card: Enders Spiel


„Kann ein Junge die Menschheit retten?

Der junge Ender Wiggin ist ein taktisches und strategisches Genie. Also wird er an die Militärakademie berufen – denn die Menschheit steht vor ihrer Vernichtung durch einen übermächtigen Feind, und Ender soll das verhindern. Aber Enders Ausbildung verläuft anders, als die Militärs es geplant haben. Ganz anders.“ (Umschlagtext)

Natürlich stammen unglaublich viele Stoffe, die wir aus Filmen kennen, ursprünglich aus Büchern, Romanen. Ich bin sicher nicht der Einzige, der oft genug erst einen Film entdeckt und gut findet und dann erst darauf stößt, dass es eine literarische Vorlage gab. […]

Die Vorlage zu „Enders Game“, dem Film, ist fast so alt wie ich. Nachdem ich den Film fantastisch fand, bin ich sehr gespannt, was ich zum Roman sagen werde, der dann jetzt auch seinen Weg zu mir gefunden hat. 😉

„Die Zukunft: Die Menschheit lebt in der ständigen Bedrohung eines Angriffs aus dem Weltall. Die sogenannten ‚Krabbler‘ haben die Erde schon einmal angegriffen und konnten nur mit allergrößter zurückgeschlagen werden. Nun aber scheinen die Aliens ihre Kräfte zu sammeln und zum entscheidenden Schlag auszuholen, der die Menschen vernichten soll. Um dies zu verhindern, wird verzweifelt nach einem strategischen Genie gesucht, das die Krabbler besiegen kann – und in dem jungen hochbegabten Ender Wiggin meint man, dieses Genie gefunden zu haben. Doch niemand ahnt, dass mit Enders Ausbildung auf der Militärschule ein Prozess in Gang gesetzt wird, der die menschliche Zivilisation für immer verändern wird …

Mit Ender Spiel hat Orson Scott Card einen der bedeutendsten Science-Fiction-Romane der letzten Jahre geschrieben – ein packendes Abenteuer, das mit Harrison Ford und Ben Kingsley in den Hauptrollen kongenial verfilmt wurde.“ (Verlagstext)

(Übersetzung: Karl-Ulrich Burgdorf)

#lesewinter #roman #orsonscottcard #heyne #scifi #menschheit #aliens #krieg #strategie #feind #kriegslogik #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur

Mittwoch, 12. März 2025

Douglas Rushkoff: Survival of the Richest. Warum wir Tech-Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind

 

„Spätestens seit der Allianz von Donald Trump und Elon Musk ist klar: Die Tech-Milliardäre sind nicht nur die reichsten Männer der Welt, es geht ihnen auch um politische Macht und um die radikale Umgestaltung von Gesellschaft und Natur. Die einzige Lösung für die existenziellen Krisen unserer Zeit sehen sie in der Disruption sowie einer Entfesselung der Technik – und führen so den Planeten immer weiter in die Katastrophe.“ (Umschlagtext)

Naja, was soll auch dabei rauskommen, wenn wir versuchten, die Welt und ihre Geschicke nach Exceltabellen und Programmcodes auszurichten und zu glauben, das würde schon alles richten. Nein, das ist nicht mal eine rhetorische Frage. Denn irgendwie ist doch den meisten die Antwort klar.

In den Blättern für deutsche und internationale Politik (#Blaetter) konnte ich schon einen Auszug in einem Vorabdruck lesen – das hat mich offenbar neugierig auf das Buch gemacht. 😊

„Als Douglas Rushkoff eine Einladung in ein exklusives Wüstenresort erhält, nimmt er an, dass er dort über Zukunftstechnologien sprechen soll. Stattdessen sieht er sich Milliardären gegenüber, die ihn zu Luxusbunkern und Marskolonien befragen. Während die Welt mit der Klimakatastrophe und sozialen Krisen ringt, zerbrechen sich diese Männer den Kopf, wie sie im Fall eines Systemkollapses ihre Privatarmeen in Schach halten können.
Der Medientheoretiker Rushkoff verfolgt die Internetrevolution seit Jahrzehnten, bewegte sich lange im Kreis von Vordenkern und kreativen Zerstörern. In einer Zeit, in der Elon Musk und Peter Thiel sich immer stärker in die Politik einmischen, rekonstruiert er, wie aus der Aufbruchstimmung der 1990er Jahre ein Programm aus Angst und Größenwahn werden konnte. Viele Tech-Unternehmer wollen uns Normalsterbliche einfach nur hinter sich lassen, werden aber als Visionäre gefeiert. Angesichts der Zerrüttungen, die ihre Geschäftsmodelle produzieren, müssen wir uns von ihrem Mindset befreien – denn mitnehmen werden sie uns auf ihrem Exodus sicher nicht.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Stephan Gebauer)

#lesewinter #sachbuch #douglasrushkoff #suhrkamp #techmilliardäre #geld #mindset #demokratie #zukunft #kapitalismus #polbil #lesen #leselust #leseratte #bücher

Sonntag, 9. März 2025

Adania Shibli: Eine Nebensache


„Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist fasziniert, ja besessen davon, vor allem, weil er sich auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrer Geburt zugetragen hat. Ein Detail am Rande, das jedoch ihr eigenes Leben mit dem des Mädchens verknüpft. Adania Shibli verwebt die Geschichten beider Frauen zu einer eindringlichen Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen.“ (Umschlagtext)

Literarische Texte und ihre Urheber:innen existieren nicht nur in dem sagenumwobenen Elfenbeinturm, sondern geraten mitunter mitten hinein, in tagesaktuelle politische Debatten. Mit etwas Abstand gelesen lesen sich die Auseinandersetzungen, die sich um die Autorin Adania Shibli, ihr Wirken, ihren Roman und die abgeblasene Preisverleihung, wirklich skurril. Das Beste, was sich noch herauslesen lässt ist vielleicht, dass Literatur und Menschen, die sie schaffen, eben sehr wohl gesellschaftliche Relevanz haben können und manchmal, im Guten wie im Schlechten, zu Symbolen werden.

Ich bin gespannt auf den Roman.

(Übersetzung: Günther Orth)

#lesewinter #roman #adaniashibli #berenberg #israel #palästina #krieg #gewalt #menschen #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #indiebook

Donnerstag, 6. März 2025

Kate Beaton: Ducks - Zwei Jahre in den Ölsanden


„Kanada, 2005. Mit dem Ziel, ihr Studiendarlehen abzubezahlen, macht sich die junge Historikerin Katie aus Nova Scotia auf ins vom Ölrausch beseelten Alberta. Auf den Ölsanden Kanadas lernt Katie eine harsche Wirklichkeit kennen, in der die Sitten so rau sind wie die Witterung. Schonungslos gibt sie den Alltag im Fracking-Camp wieder, der von Übergriffen, Einsamkeit und extremer körperlicher und seelischer Belastung geprägt ist.

Kate Beatons Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden zeigt eine wenig bekannte Seite Kanadas, einem Land, das sich seiner Ideale von Gleichwertigkeit und seiner natürlichen Schönheit rühmt, während es die Reichtümer seines Bodens ausbeutet und die Würde seiner Bewohner missachtet. Der Band war als erster Comic überhaupt auf Barack Obamas jährlicher Empfehlungsliste, und auf den Bestenlisten 2022 der New York Times, der New Yorkers, des Time-Magazins, der Washington Post und vielen weiteren Publikationen.(Umschlagtext)

Ui, endlich mal wieder ein dicker Comic auf dem Stapel. Nicht mehr ganz druckfrisch (erschienen 2023), aber deshalb nicht weniger interessant. 😉

Mal abgesehen davon, dass dieser Blick auf einen Ausschnitt der kanadischen Realität schon interessant genug erscheint, ist auch diese Ausgabe besonders. Wenn ich mich recht entsinne, ist es die letzte Veröffentlichung des wunderbaren Zwerchfell Verlages (hier in Kooperation mit Reprodukt), der nunmehr seine Arbeit eingestellt hat. Schade schade!

Also: Unterstützt gerade die kleinen unabhängigen Verlage, wenn ihr ihre Veröffentlichungen feiert!

(Übersetzung: Jan Dinter)

#lesewinter #comic #katebeaton #reprodukt #zwerchfell #kanada #ölsande #ausbeutung #härte #rau #graphicnovel #lesen #leselust #leseratte #bücher #literatur #indiebook #yesyoucomican