„Bei den Kaplans aus Prag war man seit vielen Generationen
Arzt.“ (Seite 9)
Besser als die Beschreibung auf dem Umschlag lässt es sich
eigentlich kaum auf den Punkt bringen:
„Eine Geschichte von Liebe und Verrat, von Argwohn und
Enttäuschung, von Überleben als Lebensprinzip. Vom Prag der Zwischenkriegszeit
nach Paris über Algerien zurück ins Prag der Nachkriegswirren und zum Untergang
des Sozialismus.“
Josef Kaplan ist ein Frauenheld, allerdings weniger aus
eigenem Antrieb sondern eher, weil der begnadet Tango tanzende Arzt Frauen wie
mit magischer Kraft anzieht. Seine große Schwäche ist, dass er Gesichter nur
schwer wiedererkennen kann. Damit allein hätte mich das Buch ja schon so gut
wie gewonnen.
Josefs Lebensweg zu verfolgen und über seine Schulter
blickend mehr als ein halbes Jahrhundert europäische Geschichte vorbeiziehen zu
sehen – da kann ich persönlich dann ja gar nicht mehr widerstehen. :)
Guenassia bewahrt als Erzähler eine angemessene Distanz zu
seinen Figuren und schafft es zugleich, die verschiedenen und so
unterschiedlichen Orte der Handlung atmosphärisch nachzuzeichnen. Beim Lesen
konnte ich den Tabakduft in Pariser Jazzlokalen schnuppern, die flirrende Hitze
Algeriens auf der Haut spüren, den Frost im verschneiten Tschechien über der
Landschaft klirren hören.
Die Handlung entwickelt sich eher episodenhaft, wodurch eine
angenehme Leichtigkeit entsteht, die vielen unter die Haut gehenden Momenten
die sonst womöglich pathetische Schwere nimmt. Auch diesen zweiten Roman von
Guenassia habe ich mit Begeisterung gelesen und wehmütig beendet. Ich bin
gespannt auf weitere Werke.
Eindeutig eine Leseempfehlung. :)
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