Sonntag, 16. Oktober 2022

Thomas Röthlisberger: Steine zählen


„‘Warum hast du auf Märta geschossen, Matti?‘, fragte Henrik im düsteren Flur.
Aus der Küche drang das Geräusch von splitterndem Glas. Henrik machte die zwei Schritte zurück und blieb in der Tür stehen. Nieminen hatte das Glas in der Faust zerdrückt. Sein Atem ging rasselnd. Am Fenster surrte die Fliege. Henrik wartete.
Der Alte blickte auf seine Faust. Blut und Schnaps tropften auf das Wachstuch. Henrik erwartete nicht, dass er eine Antwort erhalten würde.
‚Sie wollte weg‘, begann Nieminen plötzlich.
Er keuchte. Schwieg wieder.
‚Sie wollte weg‘, wiederholte her. ‚Warum muss man plötzlich weg, wenn man es vierzig Jahre und länger ausgehalten hat? Auf die paar Jahre, die uns bleiben, wäre es wohl nicht mehr angekommen.‘
Er hustete.
‚Ja‘, sagte Henrik. ‚Frauen gehen weg. Männer gehen weg. Was wissen wir.‘“ (Umschlagtext)

Eine Mordgeschichte, die vermutlich kein Krimi ist und in Finnland spielt – geschrieben von einem Schweizer Autor. Und wenn dann noch die beste Bücherfrau von allen sagt, dass ich das lesen muss, dann bin ich sofort dabei. 😊

„Südfinnland: Henrik Nyström, der lokale Polizeibeamte, fährt hinaus zu einer Bauernkate in der Nähe des Vehkajärvi-Sees. Bei der Polizeiwache ist ein Anruf eingegangen, der alte Matti Nieminen habe auf seine Frau Märta geschossen, die ihn nach vierzig Jahren Ehe habe verlassen wollen. Auch Olli, der Sohn der Nieminens, ist auf dem Weg zum Elternhaus, weil er wieder einmal in Goldnöten steckt und sich einen Zuschuss der Mutter erhofft. Als der Polizeibeamte auf dem Hof eintrifft, findet er den alten Matti auf dem Schotterplatz vor dem Haus in einer Blutlache liegend. Aber Nieminen ist nicht tot. Und die Schusswunde schein er sich selbst beigebracht zu haben. Was war hier vorgefallen? War Olli bereits hier gewesen, dem Nyström auf der Herfahrt begegnet war, oder hatte Atto die Finger im Spiel, der Schwager, den Matti tödlich hasst? Oder gar Pekka, der frühere Liebhaber von Märta, der seit Jahren als verschollen gilt?

Ein tiefgründiger Roman über das Menschliche und das Unmenschliche, die oft so nahe beieinanderliegen, dass die Grenze erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist.“ (Klappentext)

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