Dienstag, 13. Juni 2023

Ahmad Danny Ramadan: Die Wäscheleinen-Schaukel


„Irgendwann stellen der Erzähler und seine Freunde einfach das Radio lauter, wenn auf Damaskus´ Straßen Schüsse fallen. Oder sie tanzen bis zur Sperrstunde. Aber es gab auch Zeiten, in denen ein Junge auf einer Schaukel aus Wäscheleinen sich hoch in den blauen Himmel schwingt, den Duft nach Jasmin in der Nase. Jahrzehnte später wird dieses funkelnde Mosaik aus Erinnerungen an eine Kindheit in Syrien, an Liebe im Verborgenen, aber auch an Krieg und Homophobie zum Rettungsanker für zwei Geliebte, die einander nicht loslassen wollen.“ (Umschlagtext)

Die Reihe Weltempfänger der Büchergilde Gutenberg versammelt Texte aus Ländern, die literarisch nicht so oft auf der westlichen Weltkarte der Literatur auftauchen. Ich finde das immer wieder überaus spannend, weil es Hirn und Herz öffnet für die Welt.

Angesichts dessen, dass wir medial lange Zeit nur Bürgerkriegs- und Fluchtgeschichten im Zusammenhang mit Syrien wahrnehmen konnten, bevor das Land und seine Menschen wieder aus dem Fokus verschwanden – und letztere allenfalls als Flüchtende und Problem Präsenz erlangten, angesichts all dessen ist es noch viel wichtiger, Menschen aus Syrien wenigstens literarisch zu Wort kommen zu lassen. Leider lässt sich das für so viele anderen Weltgegenden und Menschen dort ähnlich formulieren.

(Übersetzung: Heide Horn, Christa Prummer-Lehmair)

„Es ist eine schöne Erinnerung: Der Vater baut auf dem Balkon aus alten Wäscheleinen eine Schaukel, auf der der Sohn wie mit ausgebreiteten Flügeln über das sonnige Damaskus fliegt. Dasselbe Damaskus mit seinen verwinkelten Gassen und dem Duft nach blühendem Jasmin, in dem der Erzähler seine erste große Liebe erfährt, sich zu seiner Homosexualität bekennt und dafür sowohl auf der Straße wie auch in der Familie bitter bezahlt. Später explodieren Bomben, tanzt die Community in versteckten Bars, wo die Musik den Kriegslärm übertönt, werden Freunde verhaftet, weil sie zufällig ein weißes T-Shirt tragen, das Symbol für Demokratie und Freiheit. Da sind aber auch Freundschaft und Liebe, die vor dem Absturz bewahren.
Es sind berührende, tragische Geschichten wie diese, die der hakawati viele Jahre später, in Vancouver, seinem schwerkranken Geliebten erzählt, um ihn ein bisschen länger bei sich zu behalten, um den Tod, der schon mit am Tisch sitzt, noch eine Weile zu besänftigen.“ (Klappentext)


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